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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Erlaubnis dazu abzuringen.
    Doch die Gegend um Bobbio war in den letzten Jahren nicht immer unter Kontrolle von Louis’ und Hugos diszipliniertem Heer gewesen. Abwechselnd waren sowohl Berengars wilde Magyarenhorden wie auch die rohe Streitmacht Ansgars, des immer noch aufständischen Herzogs der Lombardei, durch das Gebiet gezogen und hatten geplündert, so viel sie konnten – natürlich nicht das Kloster selbst, wohl aber einige der klostereigenen Höfe und Besitzstände.
    »Wir können Euch die Hälfte Eurer Verluste ersetzen, ehrwürdiger Abt«, bot Marocia an. »800 Doppelzentner Getreide, 750 Schweine und Ferkel, 3000 Hühner, 120 Bündel Flachs, vier Seidel Honig, 1500 Eimer Wein . . .«
    Die Liste war noch beträchtlich länger, und Alberic sollte aus eigenen Beständen einen Großteil der Spenden aufbringen. Daher musste er seinen Bauern fast die ganze Ernte abkaufen, was deren Lage weiter besserte. Auf diese Weise gelang es Marocia, das Notwendige mit dem Guten zu verbinden. Der Abt von Bobbio wiederum strahlte über beide Backen, und plötzlich erinnerte er sich auch wieder der
servitium regis
, des Gebots der Aufnahme und Bewirtung eines Königs und seines Gefolges, zu der alle Klöster Italiens verpflichtet waren. Der erste Schritt war getan.

    Am Himmelfahrtstag Christi 924 zogen alle Mönche von Bobbio gemäß alter Sitte dem König ein Stück entgegen, und in gemeinsamer Prozession geleiteten sie ihn in das Kloster und speisten mit ihm. Anschließend zog Louis sich zurück und fand sich zusammen mit den anderen Beteiligten in einem eigens dafür vorbereiteten Raum des Klosters zusammen.
    Aus der Kapelle hallte nun dunkel, schwer und gedehnt die einzelne Stimme eines Mönchs herüber, der zu Ehren des Festtages das
Ascendit Deus
sang. Die Edlen, die um den runden Tisch gruppiert saßen, schwiegen im Anschluss an ihre formelle Begrüßung eine Weile und hörten dem sakralen Lobgesang zu, während sie sich gegenseitig musterten.
    Sie waren nur zu fünft. Zwei Personen hatten darauf verzichtet, in Bobbio zu erscheinen: Bertrada von Toskanas Anwesenheit wäre einer Einigung nur hinderlich gewesen, und für Lando war die Anreise zu weit. Er hatte Alberic und Marocia brieflich darum gebeten, ihn zu vertreten.
    Louis brach als Erster das Schweigen. »Im Grunde ist der politische Teil der Angelegenheit doch eindeutig«, polterte er. »Falls es gelingt, Berengar zu entmachten, fällt die Herrschaft wieder an mich zurück. Ich bin der Einzige, der außer diesem Usurpator eine Königskrone trägt. Der militärische Teil, das räume ich ein, ist komplizierter.«
    Während Louis sprach, ließ Hugo seinen Blick wandern. Ihm gegenüber saß Marocia, in einem scharlachroten Kleid, schöner noch, als er sie von Aix in Erinnerung hatte. Gelegentlich traf sich ihr Blick mit seinem, wurde ein wenig arrogant, ein wenig aggressiv, entwischte dann, um nach einigen Momenten zurückzukehren und die Prozedur zu wiederholen. Neben Marocia saß ihr Mann Alberic, der aussah, wie Hugo ihn sich vorgestellt hatte, farblos, ältlich, mit einem vornehmen grauen Spitzbart und wässrigen Augen. Er würde stets nur jene Autorität unterstützen, die gerade die größte Macht besaß, oder besser, die ihm die größte Sicherheit garantierte. Und dann war da noch Guido, Hugos Halbbruder, der Markgraf von Toskana. Hugo war dem neunzehnjährigen Jüngling noch nie begegnet, und im Beisein seines Vaters durfte dessen Name nicht erwähnt werden. Alles, was Hugo wusste, war, dass Guido das italienische Königtum Louis’ ebenso wenig anerkannte wie Louis umgekehrt Guidos Titel und Herrschaft über die Toskana. Kein Wunder also, dass Guido Einwände gegen die selbstherrliche Einschätzung des Königs erhob.
    »Für mich steht der politische Teil überhaupt nicht fest«, sagte er unbeeindruckt. »Ich werde nicht die Herrschaft eines Mannes hinnehmen, der meine Mutter vor aller Welt in einer Art und Weise beleidigt, die . . .«
    »Der Name dieser Person ist an diesem Tisch tabu!«, donnerte Louis.
    ». . . die nicht nur der Würde eines Königs spottet, sondern auch der eines ritterlichen Mannes.«
    »Jungchen!«, rief Louis erzürnt.
    Guido sprang auf, dass sein Stuhl nach hinten kippte. »Ich bin kein Jungchen, schon gar nicht für Euch.«
    »Jungchen! Blind oder nicht, dich zerschlage ich wie einen lästigen Kobold, wenn es darauf ankommt.«
    »Wenn ich das als Herausforderung auffassen soll . . .«
    »Vielleicht«, rief Hugo dazwischen,

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