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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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so aussehen, als sei sie ihm verfallen. Trotzdem sah sie keine Alternative zu ihm als einem, der diese zerbrechliche Koalition zusammenhalten konnte. Noch am gleichen Tag war es geschafft: Hugo wurde zum Mitregenten bestimmt.
    Der Rest war militärische Formsache und schnell beschlossen. Hugo würde von Westen gegen Friaul marschieren, Guido von Süden. Alberic sollte seine Truppen gegen das Patrimonium führen und schließlich Rom einnehmen. Für den Fall, dass das Imperium von seinen süditalienischen Kolonien aus versuchen sollte einzugreifen, würde Capua-Benevent unter Fürst Lando sie so lange aufhalten, bis die anderen Länder Hilfe schicken konnten. »Was machen wir mit Ansgar?«, fragte Guido. »Er ist zwar Berengars Feind, aber er will selbst König werden und könnte uns in den Rücken fallen.«
    »Um Ansgar kümmern wir uns, wenn wir seinen Großvater besiegt haben«, entgegnete Hugo, der jetzt bester Laune war. »Wenn du willst, kannst du ihn dann zum Nachtisch verspeisen, Brüderchen.«
    Guido verzog ein wenig das Gesicht. Es war offensichtlich, dass er nicht viel von seinem Halbbruder hielt. Marocia hatte von ihm den Eindruck eines aufrechten, geradezu ritterlichen Burschen gewonnen, ohne die Fähigkeit zur List. Einem solchen Menschen musste Hugos lockere Art zu reden unangenehm sein, ebenso wie seine raffinierte, taktische Art, zu planen und zu handeln. Rein äußerlich waren sie sich zwar nicht unähnlich, hatten dieselbe römische Adlernase, dieselben hoch liegenden Wangenknochen und großen braunen Augen, und doch waren sie wie Sonne und Mond – die Stimmung, die von ihnen ausging, war eine völlig andere. Marocia zweifelte daran, dass die Beziehung der Brüder je über eine Waffenbrüderschaft hinausgehen könnte, mehr noch, sie barg unabschätzbare Gefahren. Aber es gab zu viel zu tun, um sich darüber nun den Kopf zu zerbrechen.

    Feine Weihrauchschleier hingen wie Nebel in der Abteikirche von Bobbio. Die Kapelle war fast leer. Alberic hatte nach Ende der zweitägigen Beratungen vorgeschlagen, hier einen Bittgottesdienst zu feiern, und die anderen hatten zugestimmt. Zwei Stunden lang war der Segen Gottes, der Jungfrau und aller Heiligen vom Abt des Klosters erbeten worden, nun aber waren fast alle gegangen.
    Der Mönch, der mit dem Aufräumen beauftragt war, warf einen verwunderten Blick auf die beiden Verbliebenen. Marocia kniete mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen an der einen Seite der Kapelle, Hugo von Vienne drei Schritte weiter an der anderen Seite. Wie man sich täuschen konnte, dachte der Mönch, hatte er doch in den letzten Tagen den Eindruck gewonnen, dass ausgerechnet diese beiden am wenigsten fromm waren. Und nun beteten sie von allen am längsten.
    Er räumte alle Kelche und Kessel beiseite, die während der Liturgie gebraucht worden waren, wischte den Altar und brachte die Gebetsschriften zurück in die Sakristei. Als er zurückkam, fand er die beiden noch genauso vor, und da seine Arbeit beendet war, beschloss er, sie alleine zu lassen. Noch einmal blickte er auf dieses friedliche Bild der beiden Betenden zurück, bevor er die Kapelle endgültig verließ.
    »Danke«, flüsterte Hugo, kaum dass der Klang der zufallenden Pforte verhallt war.
    »Ich habe fast nichts getan«, erwiderte sie, noch immer mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen.
    »Hättest du nicht für mich gesprochen, würden wir alle uns noch immer streiten. Du bist fantastisch.«
    Er stand auf und stellte sich neben sie, doch sie sah ihn nicht an, stützte ihr Kinn auf die Fingerspitzen und sah stur zum Altar.
    »Wie hältst du es bloß mit dieser hölzernen Klapperpuppe aus?«, hauchte er. »Er macht dich unglücklich.
Ihn
verachtest du bereits deswegen, und wenn du dein Leben nicht änderst, wirst du dich eines Tages selbst verachten.«
    »Sicher sprecht Ihr als Koryphäe für das weibliche Geschlecht«, spöttelte sie, ohne ihn anzusehen. »Ihr seid doch gewiss schon von mehr Frauen geküsst worden als ein Bischofsring.«
    »Menschen wie wir begegnen sich nur einmal im Leben, Marocia. Und jetzt, wo wir uns gefunden haben, können wir nicht aneinander vorbei. Du bist hier geblieben, weil du genau das von mir hören wolltest.«
    Sie atmete heftig. »Woher wollt
Ihr
wissen, wie ich denke und fühle?«
    »Weil ich weiß, wie
ich
fühle. Wir sind uns gleich und ebenbürtig. Du wirst nie mit dem Kämpfen aufhören können, gegen deine Mutter, gegen Berengar oder Johannes, gegen Gott – du wirst

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