Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
Vom Netzwerk:
in ihren Gedanken und Träumen gab es all die Jahre keinen anderen Mann als ihn. Seit kurzem allerdings . . .
    Von hinten rief eine Stimme gegen den Wind an: »Sieh an, unsere mutige Herzogin. Euch kann wohl kein Mann im Hause halten.« Hugo schwang sich von seinem Rappen und landete mit beiden Beinen auf dem Boden. »Fürchtet Ihr Euch nicht, so allein auf einem Berg? Und jetzt noch mit einem fremden Mann im Rücken?«
    »Weder Einsamkeit noch Berge machen mir Angst. Und Männer . . . Ihr überschätzt Euch, Graf.«
    »Noch eine Sünde für meinen großen Stapel. Und da wir gerade über Sünden sprechen . . .« Er blickte auf ihre Hüften.
    »Ich hoffe«, sagte sie gereizt, »Ihr vergreift Euch jetzt nicht im Ton.«
    Hugo lächelte sarkastisch. »Aber, aber. Wie kommt Ihr denn auf so etwas? Ich wollte Euch nur fragen, weshalb Ihr nicht mit den anderen bei der Frühmesse im Kloster seid, wie sich das für eine anständige Christin gehört?«
    Ihre Antwort kam schnell. »Für Gott ist es besser, wenn er meine Gebete nicht hört.«
    Er lachte so laut, dass der Wind es über die Täler zu den Bergen zu tragen schien. »Ja, das habe ich mir gedacht. Mir geht es genauso. Vor ein paar Tagen traf die Nachricht aus Rom ein, ich sei exkommuniziert worden. Ich will Euch etwas verraten: Es ist mir gleichgültig. Ich fahre so oder so zur Hölle.«
    Die Pferde am Zügel führend liefen sie ein Stück nebeneinander her. Die sanfte Gewalt der Böen bog die Gräser und Schlüsselblumen vor ihnen, und Wolken, die zum Greifen nah schienen, eilten über ihre Köpfe hinweg. Beide hielten ihre Gesichter in den Wind, so als könnten sie ihn sehen und begrüßen.
    Ernster und ruhiger als bisher sagte Hugo: »In drei Stunden sitzen wir wieder alle in diesem zugigen Bergkloster beisammen und hören zu, wie mein Vater und mein Halbbruder sich anschreien. Euer Mann zählt ohnehin nicht. Ihr und ich, wir sind die Einzigen, deren Herzen nicht gegeneinander, sondern füreinander schlagen.«
    Sie riss ihren Kopf zu ihm herum und holte tief Luft.
    »Natürlich rein bildlich gesprochen«, fügte er belustigt hinzu. »Im Ernst, nur wir beide können eine Lösung finden.«
    Drei Schritte vor dem Abgrund blieben beide stehen und blickten hinunter. »Graf, Euer Vater wird nie mehr regierender König von Italien sein. Er war zu lange abwesend, die Fürsten wollen ihn nicht. Aber er ist de jure noch immer Herzog der Lombardei, und das kann er nach einem Sieg über Berengar auch de facto wieder werden.«
    »Das reicht nicht. Damit wird er nicht einverstanden sein.«
    »Es ist besser als gar nichts, Graf.«
    »Was haltet Ihr stattdessen davon: Louis behält bis zu seinem Lebensende seinen Titel als König, und die Fürsten wählen jetzt schon einen Mitregenten, der nach Louis’ Tod allein herrschen wird.«
    Sie spitzte die Lippen. »Ich glaube, davon kann ich Alberic überzeugen.«
    »Natürlich könnt Ihr das«, sagte er gedehnt. »Und wenn Ihr dabei seid, überzeugt ihn bitte noch von etwas anderem, dass nämlich
ich
zum Mitregenten gewählt werde sollte.«
    »Warum gerade Ihr?«
    »Weil ich der Beste bin. Ich trete nacheinander Berengar, den Päpsten und den Byzantinern in den Arsch.«
    Marocia hob die Augenbrauen. »Starke Worte.«
    »Worte, die Euch gefallen. Ihr wollt doch ein neues Reich, oder?«
    »Wer sagt das?«
    Hugo lachte. »Dazu genügt mir ein einziger Blick in deine prächtigen Augen. Sie schreien nach Liebe und Macht. Und nach Rache. Ich gebe dir alles. Kannst du dir vorstellen, was zwei Menschen wie wir gemeinsam erreichen könnten, welche Kinder wir hervorbringen würden?«
    Sie holte aus, aber er fing ihre Hand ab. Sie riss sich los. »Ihr seid ein taktloser, aufgeblasener . . .«
    »Das stimmt«, lachte er. »Deshalb passen wir auch so gut zusammen.«
    Sie schwang sich aufs Pferd, ritt davon, und Hugo schmunzelte ihr nach, bis sie am Horizont verschwunden war. »Ich werde König«, flüsterte er sich selbstsicher zu, »und du wirst meine Königin.«

23
    Marocia hatte, zurück im Kloster, kaum Schwierigkeiten, Alberic und Guido von den Vorteilen von Hugos Vorschlag zu überzeugen, noch bevor die neuerliche Versammlung zusammentrat. Die Argumente sprachen für sich.
    Mehr Mühe hatte Marocia hingegen, sich selbst zu überzeugen. Dieser Mann brachte sie in Rage. Was glaubte er, wer er war, dass er so mit ihr reden durfte? Nicht einmal Lando war jemals derart anzüglich geworden. Wenn sie Hugo jetzt unterstützte, würde es für ihn doch

Weitere Kostenlose Bücher