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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Sakrileg und vor allem die Verärgerung ihrer heimlichen byzantinischen Geldgeber verhindert werden konnte, doch Marocia sagte lächelnd: »Die städtischen Maurer, Steinmetze und Architekten werden auf Jahre hinaus derart beschäftigt sein, dass sie keine Zeit mehr für die Erweiterung von privaten Villen haben werden.«

27
    Schnell, aber dennoch unter großem Gepränge zog Hugo mit seinem Gefolge auf der Via Aurelia nach Süden. Das Land würde in Kürze einen neuen König haben, und es sollte diese Tatsache jetzt schon sehen und hören, doch den Mienen der Leute am Straßenrand war mehr Neugier zu entnehmen als Begeisterung. Erst als der Krönungszug die Grenze des Patrimoniums überschritt, hellte sich die verhaltene Volkslaune etwas auf, und vor den Stadttoren Roms erwartete Hugo eine wenigstens verhalten jubelnde Menge.
    Seine ohnehin nur geringe Befriedigung darüber wurde zusätzlich getrübt, als ein Zeremonienmeister sich ihm in den Weg stellte und fragte, wer er sei und was er begehre. Es war ein alter Brauch, dass alle Landesherren und Könige um Erlaubnis ersuchen mussten, die Ewige Stadt betreten zu dürfen; das symbolisierte die Unabhängigkeit des Patrimoniums und der Stadt Rom, die seit den Schenkungen Konstantins und Pippins nicht zum Herrschaftsbereich irgendeines Monarchen oder Fürsten gehörten, sondern einzig dem Papst und dem Senator unterstanden. Hugo befremdete diese Methode, einen König derart öffentlich zurechtzustutzen; er schluckte seinen Groll zwar vorerst hinunter und bat förmlich um Einlass, dennoch gärte dieses Erlebnis während des ganzen Einzuges in ihm wie saurer Wein.
    Die nächste Überraschung erlebte er, als er die Villa Fortuna betrat, Marocias inzwischen fertig gestellte Residenz auf der Tiberinsel, die den Namen der antiken Glücksgöttin trug. Statt der gewohnten Rundbogenfenster waren sie hier seltsam spitz zulaufend. Dicke Säulen schmückten nicht nur den Eingang, sondern umrahmten das gesamte Haus, und im Innern wechselten sich orientale Kuppeln, klerikale Kuben und altrömische Schrägen in der Bedachung ab. Dieser verwirrenden Zusammenführung von Baustilen stand jedoch eine einheitliche Ausstattung gegenüber: Überall schmückten in Stein gehauene oder gemalte Ornamente die Decken und Wände, überall lief man über kostbar schimmernden, mit grünen Adern durchzogenen Marmor, und überall wehten luftige Stoffe im leichten Sommerwind, der durch die Villa zog.
    Nun, Architektur und Prunk interessierten Hugo nicht, aber diese Residenz sah danach aus, als wolle Marocia sie dauerhaft bewohnen. Das jedoch kam nicht in Frage. Ein italienischer König konnte unmöglich im unabhängigen Rom residieren, und seine Königin natürlich auch nicht.
    Als er Marocia endlich gegenüberstand, erlebte er seine dritte Überraschung. Ihr Bauch war aufgebläht, als stecke ein schwerer Steinbrocken darin.
    »Bei allen . . . Du bist schwanger.«
    »Nicht schlecht beobachtet«, scherzte sie.
    »Ist es von . . . mir?«
    »Ich muss doch sehr bitten!«, rief sie mit gespielter Empörung. »Ich habe dir nur deshalb nichts darüber geschrieben, weil ich dich überraschen wollte. Dieses Kind«– sie zeigte auf ihren Bauch –»ist im seidenweichen Bett eines Kaiserpalastes entstanden.«
    Er hob sie lachend hoch und drehte sich einmal im Kreise, bevor er sie wieder absetzte. »Du bist wunderbar, und ich war ein Esel, so lange Krieg zu führen. Wäre ich nur früher auf meine grandiose Idee mit dem Hinterhalt gekommen.«
    Dazu schwieg Marocia. Sie hatte die erste Meldung über die Ermordung Ansgars gar nicht glauben wollen, doch seit diese sich bestätigt hatte, war sie verwirrt und schockiert. Abgesehen von der Hinterlist der Tat: Hugo musste doch wissen, dass er zwar kurzfristig eine Beruhigung erreicht hatte, aber auf lange Sicht das Misstrauen des ganzen Landes ernten würde.
    »Wie dumm nur«, fügte Hugo schelmisch hinzu, »dass du dich jetzt schonen musst. Ich kann dich also gar nicht gebührend begrüßen, wie sich das für einen Ehemann gehört, der aus dem Krieg kommt.«
    »Bloß keine Entsagungen, bitte«, meinte Marocia und schlang ihre Arme um Hugos kräftigen Nacken. Er küsste sie, vor den umstehenden Dienern, nahm sie auf die Arme und trug sie mühelos herum.
    Dann fiel ihm etwas ein.
    »Wo, verflucht, ist in diesem Haus überhaupt das Schlafgemach?«, fragte er, und beide lachten derart hell und laut, dass es über die ganze Tiberinsel drang.

    »Am liebsten würde ich sie

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