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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Krankheiten werden dadurch verhindert oder gelindert. Sie wird aus Fetten und Lauge hergestellt, aber die genaue Zusammensetzung ist nur den Arabern bekannt.«
    Erneut breitete sich Schweigen aus, während die Seife langsam auf Ablabius zurutschte, bis er genötigt war, seinen Stuhl ein Stück zurückzusetzen, damit sie nicht auf ihn fiele. Marocia erlöste den
primus magistratus
, packte den Klumpen und platzierte ihn erneut auf der Tischmitte.
    »So seltsam es klingt: Ich habe nur einen lächerlichen
denari
dafür bezahlt, einen Silberling, aber der hat mich auf eine Idee gebracht, die Rom von einigen seiner schlimmsten Übel befreien, ja sein langsames Sterben beenden wird.«
    Ablabius hatte von Anfang an nicht viel von Marocia gehalten. Sie schien wenig von ihrer Mutter geerbt zu haben, denn sie kümmerte sich um die Arbeit der Behörden, um heidnische Bauwerke und nun auch noch um die Belange der dummen
illiterates
. Aber als schwachsinnig hatte er sie bisher nicht eingeschätzt. Das änderte sich nun.
    Er räusperte sich und blickte Marocia mit einem Hauch von Mitleid an. »Aha«, sagte er. »Und wie nun genau retten der Silberling und dieses . . . schmierige Ding auf dem Tisch unsere Stadt?«
    Marocia ging zu dem Fenster, an dem Ablabius zuvor auf den Markt hinabgesehen hatte, doch sie richtete den Blick in die Ferne, von den Armenvierteln auf dem anderen Tiberufer über den lateranischen Palast und das Kolosseum bis hin zu den wohlhabenden Stadtklöstern auf dem Viminal und den Villenanlagen auf dem Esquilin. In der Stadt der sieben Hügel war schon immer alles dicht aneinander gedrängt und in einem Blick fassbar, Macht und Ohnmacht, Größe und Verfall, unermesslicher Reichtum und bitterstes Elend, nobelste Würdenträger mit niedrigster Gesinnung und die belesensten Menschen der Welt mit dümmster Gleichgültigkeit. Aber Marocia konnte dennoch nicht anders, als Rom und seine Menschen zu lieben. Die Ewige Stadt hatte es verdient, wieder groß und beneidet zu werden, verdient, weiterzuleben.
    »Der Schlüssel zur Genesung unserer Stadt liegt in den Handelswegen«, führte sie dem Magistrat aus. »Die Wasserstraßen der Byzantiner und des gesamten Orienthandels führen an Rom vorbei, direkt nach Genua, Toulon und Marseille. Außerdem gibt es keine bedeutenden Handelswege über Land, die Rom einbeziehen. Das Imperium hat Rom buchstäblich verhungern lassen, um seine eigene Machtstellung zu festigen.«
    Solche Töne waren völlig neu, aber die Beamten schwiegen und beschäftigten sich lieber damit, sich gegenseitig den merkwürdig glitschigen Seifenklumpen zuzuschieben. Nur Ablabius runzelte die Stirn. »Und wie wollt Ihr das ändern?«, fragte er. »Die Kaufleute werden kaum nach Rom kommen, nur weil Ihr es wünscht.«
    »Da kommt die Seife wieder ins Spiel«, parierte Marocia. »Ich werde noch heute einen Erlass unterzeichnen, der es den arabischen Händlern erlaubt, ihre Waren
direkt
auf unseren Märkten zu verkaufen und nicht länger bloßüber die wuchernden byzantinischen Zwischenhändler. Das wird so manches sarazenische Handelsschiff, beladen mit feinen orientalischen Spezereien, Tüchern und nutzbringenden Erfindungen wie Seife, in den Hafen der Gregorstadt führen und außerdem die Kaufleute aus dem Ostfrankenreich anlocken. Sowohl die als auch unsere Römer können dann viel billiger einkaufen als bei den Byzantinern. Und nebenbei können wir dank dieses für Christen völlig neuartigen Reinigungsmittels einige Krankheiten eindämmen.«
    Die Seife klatschte auf den Boden, denn keiner im Magistrat hatte nach diesen Sätzen noch an alberne Spielereien gedacht. »Ihr wollt die
Ungläubigen
nach
Rom
holen?«, rief Ablabius, die Hauptwörter betonend. »Das . . . das ist Blasphemie. Der Heilige Vater wird das niemals zulassen.« Er fügte diesem – wie er selbst insgeheim zugeben musste – schwachen Argument ein vermeintlich besseres hinzu. »
Gott
wird das niemals zulassen.«
    Marocia schmunzelte. »O doch, er wird.« Sie ging wieder zu ihrem Stuhl, blickte einen Beamten nach dem anderen an und sagte schließlich: »Denn aus den dadurch entstehenden Mehreinnahmen werden wir mehrere Bettenhäuser für die vielen frommen, aber obdachlosen Pilger bauen, die dann nicht länger Gluthitze und Überfälle fürchten müssen. Ich sehe nur ein einziges Problem dabei.«
    Jeder Einzelne der Magistratsbeamten hing an ihren Lippen und erwartete ein Argument, mittels dessen vielleicht doch noch dieses schlimmste

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