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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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ein Wink des Schicksals, dass er Alberic in ebendiesem Moment in einer Tür am anderen Ende des Saales stehen sah, scheinbar angewidert von dem Spektakel? Jedes Mal, wenn Hugo ihn sah, beschlich ihn ein ungutes Gefühl, eine Mischung aus Wut und Vorsicht. Marocias andere Kinder, Eudoxia und Clemens, waren ihm egal, er würde sie als Werkzeuge zur Festigung seiner Macht gebrauchen. Alberic jedoch war verschlossen, undurchschaubar, einerseits ein verkappter Klosterschüler und andererseits ein Raufbold, aggressiv und doch kühl, und ebendies machte ihn Hugo suspekt. Dieser Bursche brachte stets, ohne viel zu tun, Hugos Blut zum Rasen. Er ließ ihn von einem Pagen herbeirufen.
    »Dir scheint meine kleine Feier nicht zu gefallen«, sagte Hugo. »Aber da ich dich noch immer unter diesem luxuriösen Dach leben lasse, könntest du wenigstens so tun, als würdest du dich amüsieren. Was sollen sonst meine Gäste von einem Muffel wie dir halten?«
    »Mir haben lärmende Vergnügungen noch nie gefallen«, erwiderte Alberic abfällig. »Meine Mutter bewies zumindest einen gewissen Anspruch, als sie hier noch die Feiern ausrichtete. Dichter, Gelehrte, Aufführungen. Aber das hier«– er sah sich missbilligend um –»ist armselig.«
    Hugo beobachtete sein Gegenüber genau. Der Junge hatte äußerlich nichts mit seiner Mutter gemein, sondern besaß die sehnige, hoch aufgeschossene Gestalt seines gleichnamigen Vaters, dessen längliches Gesicht und kalte Augen. Die scharfe Zunge hingegen war unschwer als das Erbe Marocias zu erkennen.
    Hugo begann, sich über das Gespräch zu ärgern. Die stickige Luft des überfüllten Saales, der viele Wein und der unerhörte Stolz dieses Sprösslings drohten, seine gute Laune zu verderben. Er war mehr denn je gewillt, Alberics Würde zu brechen.
    »Du nimmst deinen Mund voll für jemanden, der so gut wie nichts mehr besitzt. Ich habe dir Spoleto genommen, und dank deiner Unverschämtheit wirst du jetzt auch noch dein Amt als
nomenclator
verlieren. Ab sofort trittst du in die Dienste deines älteren Bruders. Er entscheidet, was mit dir geschieht.«
    Clemens grinste. Endlich bot sich ihm die Möglichkeit, seinen verhassten Peiniger aus Kindertagen zu demütigen. »Auge um Auge«, zischte er, das Alte Testament zitierend. »Ich will, dass er am Boden liegt und winselt. Er soll kämpfen, mit bloßen Händen, auf Leben und Tod. Es sind genügend Soldaten im Raum. Und wenn er sich weigert, wird er hier und auf der Stelle ausgepeitscht.«
    Alberic verzog keine Miene, als er Clemens genüsslichen Blick erwiderte, doch in ihm sah es anders aus. Sollte er eher sterben oder sich demütigen lassen? Momente lang, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, schwankte die Entscheidung darüber hin und her. Doch dann sah er in einer Türnische Alda stehen; sie trug offenes Haar und ein langes malvenfarbenes Kleid. Sofort bog er den Rücken durch und nahm die Herausforderung an.
    Mittlerweile war der ganze Saal auf das Gespräch zwischen König, Papst und Alberic aufmerksam geworden, und als das Wort von einem Kampf fiel, brach ein freudiges Gegröle aus. Rasch waren Tische und Bänke beiseite gerückt. Hugo, in seinem Rausch hingerissen von der Aussicht auf ein Duell wie zu Zeiten der Gladiatoren, wählte einen jungen Offiziersanwärter aus, der etwa in Alberics Alter sein mochte und die gleiche sehnige Figur besaß.
    »Nein!«, rief Clemens von seinem Platz aus. »Ich will den da.« Er deutete auf einen jungen Offizier, der deutlich muskulöser als Alberic war. »Und zwar zusätzlich zu dem anderen.«
    »Zwei gegen einen?«, fragte Hugo unter dem Geraune der Männer.
    »Ja. Sie sollen mit den Händen gegeneinander kämpfen, wobei alles erlaubt ist. Meinetwegen sollen sie ihn erwürgen.«
    Das Geraune im Saal über einen derart ungleichen Kampf wurde stärker. Aber Clemens schaffte es rasch, die Bedenken der Männer zu zerstreuen. »Der Sieger erhält einhundert Goldstücke, und der Saal ein Fass besten Branntweins.«
    »Hurra«, schrien die Offiziere und bildeten einen großen Kreis.
    Die Kontrahenten machten ihre Oberkörper frei und begannen, sich wie Katzen zu umschleichen. Die beiden Soldaten teilten sich auf und suchten nach einer günstigen Gelegenheit zum Angriff, die sich zunächst nicht ergab. Angefeuert von ihren Kameraden, gerieten sie etwas unter Druck, als nach einer Minute noch immer keine Aktion erfolgt war. Schließlich machte der Stärkere einen überraschenden Ausfall und umklammerte den schlanken

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