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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Alberic von hinten wie ein Riemen. Der andere kam heran, um Alberic zu schlagen, aber er wurde von dessen Beinen zurückgestoßen, taumelte und fiel in die umstehenden Männer.
    Der Stärkere presste Alberics Rippen immer weiter zusammen. Alberic verzog das Gesicht vor Schmerz, aber schließlich konzentrierte er sich wieder und wuchtete dem Angreifer seinen Ellenbogen in die Magengrube. Der Offizier ließ Alberic abrupt los, erhielt von ihm einen schnellen Schlag ins Gesicht, taumelte und fiel nach hinten.
    Mühsam richteten die beiden sich wieder auf. Sie hatten geglaubt, leichtes Spiel mit ihrem körperlich unscheinbaren Gegner zu haben, sahen sich jetzt aber unerwartet eines Besseren belehrt. Den nächsten Angriff führte der Jüngere der beiden an; er riss Alberic zu Boden und schaffte es, ihn auf den Rücken zu zwingen, aber wieder überraschten ihn die Beine des gelenkigen Kontrahenten, die sich von hinten um seinen Kopf schlangen und ihn mit kräftigem Schwung genau in seinen Kameraden stießen. Sie stürzten beide zu Boden, und nun war es Alberic, der die Initiative übernahm. Er stand auf und versetzte seinem gleichaltrigen Gegner einen Tritt auf das Kinn, so dass dieser besinnungslos zusammensackte. Den anderen, kräftigeren Gegner packte er an den Haaren, zog unter dessen Ächzen den Kopf nach oben und umklammerte den Hals von hinten. Der Offizier versuchte sich zu befreien, aber Alberic lockerte den Griff keinen Jota. Hilflos zappelte der Soldat in Alberics Armen. Er rang nach Luft, und für einen Augenblick sah es so aus, als würde er ersticken. Im letzten Moment ließ Alberic ihn los. Kraftlos sackte nun auch dieser Kontrahent zu Boden. Anerkennender Applaus umbrandete den jugendlichen Sieger, doch Aldas sanftes Lächeln bedeutete ihm weit mehr. Dann verschwand sie so still, wie sie gekommen war.
    Alberic stieg schwer atmend über die Körper der bewusstlosen Offiziere. Der Stolz über seine eigene Leistung durchdrang ihn vollständig. Niemals zuvor hatte er sich überlegener, niemals stärker als die übrige Welt gefühlt. Er hatte kein Recht, den König zu einem Zweikampf zu fordern, aber die funkelnden Augen, mit denen er Hugo anblickte, sagten genug.
    Hugos Kiefer mahlten. Er griff zu seinem Schwert. »Wir tragen es jetzt aus!«, rief er seinem verhassten früheren Stiefsohn zu. »Endgültig.«
    »Wie du willst«, entgegnete Alberic und ergriff seinerseits ein Schwert.
    Die Blicke der Soldaten gingen zwischen ihrem König und dem Jungen hin und her. Allen stockte der Atem über die unvorhergesehene Entwicklung, doch im letzten Augenblick kam ein Page herbei und flüsterte Hugo etwas ins Ohr. An Alberic gewandt, sagte Hugo: »Ich habe wichtigen Besuch, den ich sofort empfangen muss. Aber aufgeschoben . . .«
    ». . . ist ja nicht aufgehoben«, ergänzte Alberic selbstbewusst.
    Er wartete, bis Hugo gegangen war.
    »Na, was ist jetzt mit meiner Belohnung?«, rief er schließlich zu Clemens hinüber.
    »Du bist mein Diener«, presste der Papst zwischen den knirschenden Zähnen hervor, »und du kannst froh sein, dass ich dich nicht peitschen lasse. Geh und hole mir neuen Wein aus der Küche.«
    Die umstehenden Soldaten murrten über diese Ehrlosigkeit des Pontifex, aber Alberic nahm ihre Unterstützung nicht in Anspruch. Ihm ging es nicht um die hundert Goldstücke, die sichtbare Wut seines Halbbruders war ihm Belohnung genug.
    »Hol ihn dir selber, du Affe«, sagte er und ging, die wüsten Beschimpfungen von Clemens ignorierend, festen Schrittes aus dem Saal.

    Desiderius saß auf einer Marmorbank im Atrium der Villa Fortuna und wartete bereits seit einer Weile auf König Hugo. Eine einzelne Fackel spendete dem prachtvollen Eingangssaal zur Villa schummriges Licht. Die orientalisch anmutenden Ornamente an Boden und Wand waren kaum zu erkennen, aber die Spiegelungen der sanften Wellen des Goldfischbeckens tanzten grotesk und geisterhaft auf der meerblauen Fläche der Decke und zogen Desiderius in ihren Bann. Dieser Tag würde ein bedeutender in seinem Leben werden, vielleicht der bedeutendste überhaupt, und ebendiese Stimmung machte ihn, den sonst so Beherrschten, unruhig. Von ferne hallten wildes Gelächter und lallende Rufe heran, und als König Hugo endlich den Raum betrat, schwankte er leicht, so dass Desiderius darauf schließen konnte, dass eine große Feier im Gange war.
    »Euer Gnaden«, begann er in salbungsvollem Ton. »Ich übergebe Euch den Anlass dieses fröhlichen Abends, die schriftliche

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