Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste
einer Einigung, jeder müsste nur einen Schritt auf den anderen zu tun. Doch zwischen diesen beiden gab es kein Licht, nur finsteren Hass.
Odo schenkte beiden vom klaren Wasser ein, das in einem Tonkrug auf dem Tisch stand. »Wie wäre es«, fragte er mit seinem üblichen ernsten Tonfall, »wenn wir ein verbindendes Element zwischen euch schaffen, das über den heutigen Tag hinaus wirkt und das euch beiden zum Vorteil gereicht?«
»Das mit dem Vorteil klingt gut. Woran denkst du dabei, Mönch?«, fragte Hugo und leerte seinen Becher in einem Zug.
»An eine Heirat, Euer Gnaden, und zwar zwischen Alberic und Prinzessin Alda.«
Hugo spie das Wasser auf den kahlen Boden. »Dieser Wicht soll meine Tochter zur Frau bekommen? Eher verkaufe ich sie in die Sklaverei.«
»Wo sie Euch wenig nutzen würde«, erklärte Odo trocken. »Wenn sie stattdessen Alberic heiratet, wird Euer Enkel eines Tages Rom regieren.«
Hugo stutzte. Was Odo, der kümmerliche Mönch, sagte, ergab doch tatsächlich einen Sinn. Ursprünglich hatte Hugo vorgehabt, Alda an den byzantinischen Prinzen Stephanos zu verheiraten, eine Verbindung, die viel Ehre, aber keinen praktischen Nutzen für ihn brächte. Eine römische Ehe jedoch . . .
»Meinetwegen«, sagte er. »Aber ich will die Kaiserkrone.«
»Ich schicke dir die Krone zu, die du in Rom vergessen hast«, entgegnete Alberic. »Dann kannst du sie dir selber aufsetzen.«
Hugos Faust donnerte auf den Tisch. »Ich will Kaiser werden. Dafür habe ich den Byzantinern viel Land und Geld gegeben.«
»Was musstest du Rom auch so überstürzt verlassen«, witzelte Alberic. »Ach übrigens, wie geht es deiner Schulter?«
»Verdammte römische Ratte, ich werde dich . . .«
»Ich glaube«, mischte Odo sich ein, »diese Frage sollten wir vertagen, bis der erste Erbe dieser segensreichen Verbindung geboren wurde.«
Hugo war schon nahe daran, dieser Regelung zuzustimmen, da hatte er eine Idee, wie er sein Ziel doch noch erreichen könnte. Er beugte sich über den Tisch und fixierte seinen Kontrahenten. »Wie würde es dir gefallen, wenn ich dir sagte, dass in diesem Moment, während wir hier sitzen, dein Rom neuerlich eingeschlossen und belagert wird und es keine Möglichkeit für dich gibt, hineinzukommen? Wer von deinen Römern würde dann wohl die Kraft besitzen, mir noch länger zu widerstehen? Also, Kleiner, was sagst du jetzt zu meiner Krönung?«
Alberic blieb einen Moment regungslos, dann beugte auch er sich über den Tisch und ließ Hugos Pupillen nicht eine Sekunde aus den Augen. »Vorausgesetzt, so etwas Hinterhältiges geschähe«, erwiderte er, jedes einzelne Wort betonend, »dann wäre Rom in besten Händen. Ich gab nämlich Anweisung, im Falle einer Belagerung meine geschätzte Mutter, deine über alles geliebte Gemahlin früherer Tage, freizulassen und ihr die Führung Roms zu übertragen. Du weißt so gut wie ich, sie ist imstande und hält die Stadt bis ins nächste Jahrtausend.«
»Ja«, nickte Hugo resigniert. »Ja, das würde sie wohl schaffen.«
Hugo preschte auf seinem Pferd aus dem Klostertor, und Alberic und Odo sahen ihm eine Weile nach, ehe sie sich umwandten und das Oratorium betraten, den großen Betsaal des Klosters. Obwohl die Tage sonnig und trocken waren, durchdrang eine klamme Kühle den Raum. Er war leer. Kein Möbel, kein Utensil befand sich darin, das die Konzentration beim Beten hätte stören können. Ein mächtiges, aber schlichtes Eichenkreuz an der Wand war der einzige Schmuck des Oratoriums.
Gerade diese absolute Leere um ihn herum, die typisch für das Glaubenssystem Clunys war, schien Alberic zu faszinieren. Ehrfürchtig blickte er nach allen Seiten, beobachtet und gemustert von seinem einstigen Lehrer.
»Du hast während der Verhandlungen um die Eheschließung nicht viel geredet, mein Sohn. Bereitet dir diese geplante Ehe Kummer?«
Zu seiner Überraschung sah Odo den jungen Mann zum ersten Mal aufrichtig und breit lächeln. Er hatte ihn früher schon grinsen sehen und kurz auflachen, nie aber so offensichtlich durchdrungen vom Glück. »Ich dachte, Ihr wüsstet es, ehrwürdiger Vater. Ich liebe Alda, und diese Heirat ist ein Gottesgeschenk für mich.«
»Du liebst . . .« Odo versagte die Stimme. Nein, er hatte es nicht gewusst. Aber
sie
, dachte er, sie wusste es wohl schon lange. Mit einer einzigen Drehung, mit nur wenigen Briefen schaffte sie es, nicht nur Rom und Italien den Frieden zu bringen, sondern außerdem noch ihrem Sohn. »Eine Meisterin
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