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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Was er tut, lässt dich noch immer nicht kalt.«
    »Kalt? Im Gegenteil, er hält mein Blut in Wallung. Für eine Frau meines Alters ist das von größter gesundheitlicher Bedeutung, weißt du?«
    Blanca zog ein säuerliches Gesicht. »Dass du nicht ein einziges Mal ernst bleiben kannst.«
    Marocia stand auf und schritt die Wände des Gemachs ab. Zahlreiche Gobelins schmückten die Mauern mit ihren architektonischen Motiven bedeutender Bauwerke des christlichen Abendlandes. Am Kloster Mons Cassinus, der Pfalz zu Werla und dem Baptisterium von Poitiers zog Marocia vorüber, aber auch am Kaiserpalast von Ravenna und der Abteikirche zu Bobbio, den symbolischen Stätten ihrer Liebe zu Hugo. »Er hält mich jung, glaube mir, und das hat er bestimmt am wenigsten erwartet, als er mich betrogen und eingeschlossen hat.«
    »Du hasst ihn, das ist nicht gut.«
    »Nicht mehr. Mittlerweile empfinde ich für ihn wie für einen Husten.«
    »Du willst ihn weghaben.«
    »Ich werde ihn befallen, so wie er mich befallen hat.«
    »Befallen?«
    »Ärgern. Schwächen.«
    Blanca seufzte wie unter der Last der Welt und sah zur Statue der Mathaswintha hinüber. »Wie wird das zwischen euch beiden wohl ausgehen?«
    Marocia war vor dem farbenprächtigsten aller Wandteppiche angekommen, mit der Darstellung der Hagia Sophia in Byzanz. Sie vertiefte sich in das Bild dieser Kirche aller Kirchen und murmelte, kaum hörbar: »Das weiß ich selbst noch nicht. Aber der nächste Akt ist schon in Arbeit.«

35
    Das Schlafgemach Alberics und Aldas unterschied sich nur geringfügig von den Klosterzellen in Cluny, und selbst diese wenigen Abweichungen gingen allein auf Aldas Einfluss zurück. Da sie kein separates Gemach wünschte, andererseits aber auch keine Neigung verspürte, auf den Bodenfliesen zu schlafen, gab es ein geräumiges und gut gepolstertes Bett in dem ansonsten kargen Raum.
    Die zweite Abweichung war, dass sie eine Schüssel warmen Wassers zur abendlichen Wäsche bekam, anstelle der mit eisig kaltem Wasser, in die Alberic gerade seinen Kopf tauchte. Als er den Kopf wieder hob und sich wie ein Hund schüttelte, bekam sie einige Spritzer ab und hüpfte erschreckt zur Seite. Sie würde sich nie an seine mönchische Lebensweise gewöhnen, nie an die spartanische Einrichtung dieser Residenz, an die schlichte Kleidung Alberics, neben der sie sich immer wie eine aufgeputzte Konkubine vorkam, und nie an seine dünnen Scheiben Brot und das rohe Gemüse daneben. Das alles war ihr fremd und übertrieben. Aber um keinen äußeren Luxus der Welt hätte sie einen anderen Mann haben wollen. Sie liebte ihren Gemahl von ganzem Herzen, und er liebte sie wieder. Das, so wusste sie, war der wahre Luxus des Lebens.
    »Deine Eisbäder werden dich noch einmal umbringen«, schimpfte sie.
    »Ich kann ohne sie nicht schlafen«, gab er zurück und schlüpfte unter die wärmende Decke.
    »Du wirst ohnehin nicht schlafen können, nach der sensationellen Nachricht, die wir vorhin erhalten haben.«
    Alda ging zum Fenster, um die Läden zu schließen, aber vorher warf sie noch einen Blick in die römische Nacht. Die Aussicht, die man von diesem Punkt auf dem Esquilin hatte, bildete den einzigen Vorzug der ansonsten klosterähnlichen Residenz. Das Flavische Theater, der Neropalast und die Foren lagen mondbeschienen zu ihren Füßen, und in weiter Ferne waren sogar die schemenhaften Umrisse des Kastells
Sanctus Angelus
zu erkennen. Es schien Alberic nichts auszumachen, das Gefängnis seiner Mutter jeden Morgen und jeden Abend vor Augen zu haben. Alda hingegen schon. Sie grübelte häufig über ihre einstige Stief- und jetzige Schwiegermutter nach.
    »Dieser Heiratsantrag ist kurios«, sprach sie halblaut in die Nacht hinein. Vor wenigen Stunden war die Botschaft eingetroffen, dass der byzantinische Kaiser Romanos I. Lekapenos für seinen Sohn Stephanos – jenen Prinzen, für den Alda einst vorgesehen war – um die Hand von Alberics Schwester Eudoxia anhalte.
    »Schlimmer«, antwortete Alberic, der ein gutes Gehör besaß. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte an die Decke. »Er bringt mich in eine unangenehme Lage. Wenn ich Eudoxia tatsächlich an den Kaiserhof verheirate, gerät die Neutralität ins Wanken, die ich Rom auferlegt habe. Dein Vater könnte Ärger machen. Was rede ich, er wird sich schwarz ärgern.« Ein schwaches Grinsen huschte über Alberics Lippen.
    Alda schnitt eine Grimasse, schloss den Laden und blies die letzte Kerze aus. Dann

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