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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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mit der sie geschrieben wurden.« Sie lief, nur mit einem schneeweißen Morgenrock bekleidet, auf und ab. Suidger hatte sie unverzüglich nach Erhalt der Mitteilung aufgesucht, obwohl ein Sturm draußen tobte. Sie hatte noch geschlafen, und allein die Tatsache, dass er gegenüber dem Kammermädchen mit allem Nachdruck darauf bestanden hatte, die Senatrix zu wecken, machte ihn nun nicht auch noch zum Ziel ihres Donnerwetters.
    »Schon Adelheids so genanntes Gastquartier sagt alles, was man über diese Einladung wissen muss«, wetterte sie. »Ein altes Gefängniskastell am Gardasee. Nicht gerade ein Kuraufenthalt.« Sie warf den zerknüllten Brief in Richtung des Kamins, und als er von dem Sims zurückprallte, trat sie mit aller Wucht gegen das Papier und gleich danach noch einmal, bis die Flammen es endlich erfassten und verzehrten.
    Doch diese Szene war Suidger lieber als das, was gleich darauf geschah. Marocia fiel von einem Augenblick zum nächsten in eine unheimliche Starre. Mit großen Augen, die den Schein des Feuers reflektierten, stierte sie in die Glut, blickte jedoch gleichsam durch sie hindurch. Sie war wie eine der Göttinnen auf ägyptischen Obelisken, ehrwürdig, trotz ihres Alters unnahbar schön und derart geheimnisvoll, dass man nicht wusste, ob sie liebreizend oder grausam war. Nur der Wind, der durch die Ritzen der Fensterläden drängte und das Morgengewand spielerisch bewegte, machte die Frau vor Suidger zu etwas Lebendigem. Dann – Suidger wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war – leckte sie ihre Lippen, als wollte sie etwas schmecken, und flüsterte: »Wer weiß, was Berengar ihr dort antut, um sie gefügig zu machen.«
    Ganz langsam ging sie zu einem der Fensterläden und öffnete ihn. Ein mächtiger Schwall des Sturmwinds brach sich Bahn und erfasste zahllose kleine Gegenstände wie Flakons, Kämme und Nadeln und wehte sie auf die Teppiche. Marocias Gewand und Haare flatterten wie ein einziger schwarzweißer Wimpel, sie selbst aber blieb unbeeindruckt, ja, die Luft schien ihr natürliches Element zu sein.
    Dann, ebenso plötzlich, verwandelte sie sich wieder in die Frau, die er kannte. »Wir müssen etwas dagegen unternehmen. Schnell.«
    Suidger schüttelte betrübt den Kopf. »Wir haben keine Unterstützung im Norden des Landes. Wenn überhaupt«, rief er gegen den brausenden Wind an, »kann nur Otto etwas tun, doch der ist ahnungslos.«
    Marocia faltete die Hände zusammen und stützte ihr Kinn auf die Fingerspitzen. Ihre Pupillen verengten sich zu kleinen, harten Kugeln, als sie erwiderte: »Nicht mehr lange, ehrwürdiger Suidger, nicht mehr lange.«

    Der Mönch, der so alt, schlicht und klein war, dass er in dem angebotenen Prunksessel geradezu lächerlich wirkte, war niemand anderes als der Nachfolger des verstorbenen und mittlerweile heilig gesprochenen Odo von Cluny. Aymard hatte das Werk seines Vorgängers fortgesetzt, mittlerweile verfügte das Mutterkloster von Cluny über Dutzende von Ablegern im Westfrankenreich, Lothringen und Italien, und sein guter Ruf drang noch viel weiter.
    Und doch war Aymard ein ganz anderer Mensch als der spirituell veranlagte Odo. Er kümmerte sich sehr um Finanzen, wollte Cluny nicht nur seinem Ruf nach an die Spitze der Abteien setzen, sondern auch wirtschaftliche Macht für das Mutterkloster erreichen. Ständig reiste er zwischen Rom und Cluny hin und her, um um Privilegien zu buhlen, und bei einer dieser Gelegenheiten war er von Marocia und Suidger im Lateran abgefangen worden.
    »Berengar von Ivreas Soldaten«, schloss Marocia, nachdem sie Aymard die Situation erklärt hatte, »halten zwar die Alpenpässe besetzt und lassen niemanden durchreisen, aber bei Euch, ehrwürdiger Vater, werden sie gewiss eine Ausnahme machen. Dafür ist Euer Leumund viel zu gut. Und auch König Otto wird dem höchsten Vertreter des berühmten Klosters von Cluny Glauben schenken. Salopp gesprochen: Ihr seid unser Mann.«
    »Schön und gut«, antwortete Aymard und blinzelte listig. »Aber warum sollte ich so etwas überhaupt tun? Das ist«– er suchte nach Worten und verzog das Gesicht zu einer Grimasse –»eine . . . eine weltliche Angelegenheit, die mich nicht berührt. Ich habe nie die Vorliebe meines geschätzten Vorgängers für spektakuläre Vermittlungsmissionen geteilt. Sie werden einem nicht – wie soll ich es ausdrücken – gedankt.«
    Marocia ließ sich von Suidger ein Dokument geben und hielt es Aymard dicht vor die alten Augen. »Wenn Ihr diese

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