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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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angefüllt mit den besten Stücken des Geflügels und umgossen von der sämigen, aromatischen Soße.
    »Das Leben ist verwirrend«, beklagte er sich. »Freunde von gestern sind Feinde von heute und umgekehrt. Wie in einer Schüttelkiste, kreuz und quer. Nichts, woran man sich noch halten kann. Deine Mutter, Cres. . . Cres. . .«
    ». . . centius«, ergänzte der Gast.
    »Wie auch immer. Marocia holte mich damals nach Italien zurück. Und nun – ruck, zuck – ist sie wieder gegen mich.«
    »Und Otto auch«, erinnerte Crescentius und deutete auf den Brief, der halb unter Berengars Gesäß hervorlugte.
    »Wie wahr, wie wahr«, pflichtete Berengar bei, schien sich aber mehr mit dem Fasanenflügel zu beschäftigen, der ihm immerzu aus den Fingern glitt. »In einer solchen Welt voller Tücke und Verrat, Cres. . . centius, bin ich auf Menschen wie dich angewiesen, die treu zu mir stehen.«
    »Betrachtet mich als Euren Bundesgenossen, Durchlaucht.«
    »Fein, fein.« Berengar von Ivrea grinste und leckte sich die wurstigen Finger ab. Er bot dem jungen Mann, der die ganze Zeit stehen musste, Platz auf einem weiteren Diwan an und gab den Dienerinnen ein Zeichen, ihn zu bewirten. Dann blickte er den jungen Burschen über seinen Fasanenschlegel hinweg an. »Was«, fragte er, »soll ich nun deiner Meinung nach tun, mein junger Bundesgenosse?«
    Crescentius ließ seinen Blick von einer Ecke des luxuriös ausgestatteten Gemachs zur anderen zucken, so als fände er in jeder von ihnen einen anderen Vorschlag. »In Verhandlungen mit Byzanz treten. Den Staatsschatz Lothars beschlagnahmen. Mit dem Geld Söldner anwerben und somit Euer Heer verstärken. Die Alpenpässe sperren, damit es meiner Mutter nicht gelingt, Otto eine zweite Botschaft zu schicken. Die Voraussetzungen verbessern, Euch zum König wählen zu lassen.«
    »Nicht schlecht, nicht schlecht.« Berengar tunkte ein großes Stück Brot in die Soße und stopfte es sich in den Mund. Es brauchte seine Zeit, bis er wieder sprechen konnte, und die nutzte er, um sich mit dem Ärmel über die öligen Lippen zu fahren, eine der Dienerinnen heranzuwinken und ihr genussvoll über die Hüften zu streichen. »Und wie soll ich diese Voraussetzungen verbessern, schlauer Freund?«, schmatzte er.
    Crescentius warf ihm einen dieser nüchternen, undeutbaren Blicke zu und sagte: »Mein Vater wurde König eines Landes, indem er die Witwe seines Vorgängers heiratete.«
    Diese Idee brachte Berengar dazu, für einen Moment sowohl die fette Speise wie die schlanke Dienerin zu vergessen und Crescentius anerkennend zuzunicken. »Und wenn die Braut sich ziert?«
    Crescentius zuckte mit den Schultern, und sein Blick glitt über Berengars massigen Körper. »Eine Kleinigkeit für Euch.«
    Berengar verschluckte sich fast an seinem Fasan und brach in das schnelle, abgehackte Lachen aus, das wie Schläge durch den Raum dröhnte. Die zweite Dienerin blinzelte dem hübschen Gast schon die ganze Zeit zu, und Berengar gab ihr nun zu verstehen, dass sie sich des Burschen annehmen dürfe. Geschmeidig wie eine Katze ging sie auf Crescentius zu, ließ ihr Gewand fallen und legte sich neben ihn auf den Diwan.
    »Nimm das als erstes Geschenk«, sagte Berengar. »Wenn ich erst König bin, verjage ich diesen kümmerlichen Prinzeps aus Rom und mache dich zu seinem Nachfolger. Das wolltest du doch?«
    Ja, dachte Crescentius, während die Frau sein grobes Reiterwams aufknöpfte. Ja, das wollte er. Aber Belohnungen waren nicht der einzige Grund, weshalb er zum Verräter geworden war. Der andere Grund war ihm sogar noch wichtiger. Er bedauerte, nicht Marocias Gesicht sehen zu können, wenn er ihr das, was ihr am meisten bedeutete, wegnahm, ihren großen Traum zerschlug. Nur das wäre eine angemessene Vergeltung für alles, was sie ihm angetan hatte.

    »Eingeladen?«, schrie Marocia und gab anschließend Geräusche von sich, die Suidger nur im Tierreich aufgehoben glaubte. Er hatte in alten Berichten ausländischer Botschafter über die Ausbrüche der Senatrix Theodora gelesen, sie aber an deren Tochter hautnah mitzuerleben war etwas völlig anderes. Marocia zerknüllte das Pergament mit einem Ausdruck, als sei es der Kopf eines der beiden Gegenspieler. »Von wegen Einladung. Er hält Adelheid gefangen, um ihr ein Eheversprechen abzuringen, darauf gehe ich jede Wette.«
    »Offiziell heißt es, sie habe dankbar . . .«
    »Die Verlautbarungen eines Berengar – Großvater oder Enkel – waren und sind nie die Tinte wert,

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