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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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anderen Gassenseite gelegen, zum Greifen nahe war. Drei weitere Stockwerke hoch ragte das bräunliche, verrottete Gemäuer und sorgte dafür, dass selbst an den lichten Tagen eine deprimierende Düsternis herrschte. Dafür war es laut. Von überall her drang das Geschrei von Kindern, das Geschimpfe zänkischer Weiber, das Gegröle trunkener Männer durch die blattdünnen Wände, und die auf dem Pflaster ratternden Karren taten ein Übriges.
    Trotz des Lärms hörte Crescentius, wie sich hinter ihm die Tür öffnete und wieder schloss. Er wusste, wer endlich eingetroffen war. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Du bist spät.«
    »Ist eine weite Strecke vom Lateran zu meiner alten Kammer«, murrte Ganymed. »Früher bin ich ja kaum aus dem Viertel herausgekommen.«
    »Dafür lebst du jetzt ja nicht schlecht.« Crescentius drehte sich um und grinste auf jene kalte Weise, die Ganymed schon oft an ihm bemerkt hatte. Ganymed mochte seinen Gesprächspartner nicht, hatte ihn nie gemocht, aber im Transtiberim liefen die Dinge nicht anders als überall. Die wenigsten hier mochten sich untereinander, schon gar nicht vertrauten sie einander, aber sie machten zusammen Geschäfte, sie lieferten sich gegenseitig den Stoff zum Leben. Crescentius hatte ihm früher schon häufig Aufträge verschafft, ihn als Lustknaben in die Häuser der Reichen vermittelt, wo er dann ein Geheimnis ausspionieren oder etwas Wertvolles stehlen sollte, und er war nie schlecht dabei gefahren. Crescentius erpresste seine überraschten Standesgenossen anschließend mit seinem Geheimwissen oder verhökerte das Diebesgut zu guten Preisen, und er gab Ganymed ein Zehntel von den Erlösen ab, weitaus mehr, als sonst üblich war.
    Und doch hatte Ganymed die Zusammenarbeit mit seinem Auftraggeber mehr als einmal beenden wollen, einfach deshalb, weil Crescentius ihm unheimlich war. Dieser Mann gehörte nicht in die Kreise des Transtiberim, auch wenn er hier ein und aus ging. Mit gewöhnlichen Kleinverbrechen würde sich ein Königssohn, ein Sohn der Senatrix, ein Onkel des Papstes auf Dauer nicht abgeben. Ganymed jedoch blieb lieber bei dem, was er kannte und beherrschte, bei den kleinen Gaunern und Gaunereien, mit denen er aufgewachsen war. Macht und Einfluss, Intrige und Politik gehörten nicht dazu; solche Spiele ängstigten ihn, und er hatte nicht vor, sich daran zu beteiligen.
    Ganymed zog einen Beutel aus der Tasche und hielt ihn Crescentius hin. »Hier! Ein edelsteinbesetztes Ding – wie nennt man das? – Brustkreuz. Und der goldene Knauf einer . . .«
    »Lass doch diesen Kram«, fuhr Crescentius ärgerlich dazwischen. »Glaubst du, ich habe dich damals an Octavian vermittelt, damit du ihn bestiehlst, du Dummkopf?«
    Ganymed überlegte einen Moment, dann warf er den Beutel auf das Bett. »Gut, dass du so denkst, denn es war auch das letzte Mal. Mir ist das alles nicht geheuer, hörst du. Ich mache nicht mehr mit.«
    »Nicht mehr mit«, echote Crescentius und setzte wieder sein markantes Grinsen auf. »Du glaubst, aus so einer Sache steigt man einfach aus?«
    »Na klar. Ich habe genug Flöhe gemacht, um für den Rest meines Lebens . . .«
    Mit einem schnellen Satz sprang Crescentius auf den Jüngling zu, packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. »Der Rest deines Lebens, mein Kleiner, wird kürzer, als du denkst, wenn du Octavian jetzt verlässt.«
    Ganymed, von der Wucht des Aufpralls halb benommen, konnte nur mühsam sprechen. »Du . . . du kannst mir nichts nachweisen, ohne dich selbst zu belasten, kapierst du?«
    Crescentius neigte sein Gesicht derart nah an das von Ganymed heran, dass ihre Münder sich fast berührten. Er kicherte: »Für eine kleine Laus aus einem Dreckloch, wie du es bist, denkst du überraschend juristisch, mein Kleiner. Nicht das Beil des städtischen Henkers habe ich gemeint, sondern den Dolch des Mörders. Ich lasse dich von einem der anderen kleinen Läuse dieses Dreckviertels abstechen. So einfach ist das.«
    Ganymed keuchte. Er wusste, dass dieser Mann nicht bluffte und dass ihm nichts anderes übrig blieb, als ihm vorerst weiter zu Diensten zu sein. »Also gut, nimm deine Klaue weg. Ich . . . ich bleibe bei Octavian. Aber was soll ich im Lateran eigentlich tun, außer Octavian zu . . . unterhalten?«
    Crescentius lockerte seinen Griff um Ganymeds Kragen und schaffte wieder eine Elle Distanz zwischen sich und ihm. »Das hört sich doch schon viel besser an. Damit kommen wir endlich zum eigentlichen Grund, weshalb

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