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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Trümpfe besaß sie nicht. Sie hatte keine Wahl. Ihr blieb nichts, als die Hure des Papstes zu werden.

    Nach Einbruch der Dunkelheit war der Regen, der den ganzen Tag angehalten hatte, in Schnee übergegangen. Ein eiskalter Wind trieb die Flocken zum Fenster der Kutsche hinein, und so zog Marocia die Vorhänge auf beiden Seiten zu. Tiefe Schwärze füllte nun das Innere des Fahrzeuges aus. Marocia zog sich ganz in ihren Mantel und die Kapuze zurück.
    Ihre Mutter, dachte sie, musste dies alles schon vor langer Zeit geplant haben. Wie alt mochte sie gewesen sein, als Theodora sie in Gedanken bereits verschachert hatte? Jagte sie im
peristyl
Schmetterlingen nach, als der erste Gedanke in Theodora reifte? Zeichnete sie Landkarten vom Mittelmeer, malte Punkte darauf, die die Städte darstellten, und zeigte sie stolz Egidia? Oder las sie zusammen mit Pater Bernard den Augustinus? Der Pater . . . würde sie ihn je wieder sehen? Er war ihr letzter Freund, und nun, im Nachhinein, verstand sie seine damalige Anregung, in ein Kloster einzutreten, sehr gut.
    Marocia spürte den Anstieg zum Mons Caelius. Auf halber Höhe jedoch hielt die Kutsche plötzlich an, und gerade als Marocia den Kutscher zur Weiterfahrt ermahnen wollte, öffnete sich die Tür, und jemand stieg ein.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Marocia, die nichts als einen Schatten auf dem Platz gegenüber sah. Der Fremde beugte sich etwas nach vorne, und noch während er dabei die Kapuze zurückstreifte, erkannte Marocia an seiner Gestik, um wen es sich handelte. »Ihr?«, rief sie. »Ich dachte, Ihr seid in . . .«
    »In Byzanz? Die Schiffe heutzutage werden immer schneller«, sagte Johannes. »Ich bin seit Mittag in Rom.«
    »Dann habt Ihr Euch in der Adresse geirrt. Ich bin nicht Eure Hexenmeisterin, sondern nur deren Tochter.«
    Er lachte. »Du könntest etwas freundlicher zu mir sein, junge Dame. Ich stehe schon seit einer Ewigkeit in diesem Sturm und warte auf dich. Es ist die einzige Gelegenheit, dich unbeobachtet anzutreffen.«
    »Wenn Ihr wieder vorhabt . . .«
    Er lachte erneut. »Nein, diesmal nicht. Noch nicht.«
    Selbst in der schattenhaften Finsternis entging Marocia nicht, mit welchen Augen Johannes sie ansah. »Kommt zur Sache«, mahnte sie und hoffte, dass ihre Stimme Festigkeit vortäuschte, die sie in diesem Augenblick keineswegs besaß.
    »Also schön, erst das Geschäftliche. Ich habe erfahren, dass deine Mutter ihr Bündnis mit Sergius festigt – mit
deiner
Hilfe. Ich werde Stück für Stück abserviert. Es wird also Zeit für mich, etwas dagegen zu unternehmen.«
    Er wühlte in seinem Gewand, und für einen Moment glaubte Marocia, er würde einen Dolch ziehen und sie damit ermorden.
    »Da ist es«, hauchte er voller Bewunderung, so als hielte er einen Splitter vom Kreuz Christi in der Hand. Doch es war nur ein winziger Flakon, in dem eine gelbe Flüssigkeit war. Er drückte ihr das Gefäß in die Hand und flüsterte: »
Cicuta virosa
. Wasserschierling. Eine wunderbare Pflanze! Die Wirkung setzt erst nach einigen Stunden ein, und die Symptome sind denen einer heftigen Magenerkrankung ähnlich. Niemand wird dich in Verdacht haben, wenn Sergius stirbt.«
    »
Ich
soll . . .«
    »Wer sonst? Dich wird er kaum beargwöhnen. Warte ein oder zwei Wochen ab, bevor du es tust. Dann werde ich Papst, weil Theodora derzeit keinen anderen Trumpf hat, und dir bleibt das Schicksal erspart, das deine Mutter für dich ausgewählt hat. Sergius ist als Mann nicht gerade erstrebenswert, musst du wissen. Er ist so – langweilig.« Johannes schnurrte befriedigt und spielte mit einer von Marocias Strähnen, die aus der Kapuze herauslugten. »Mit mir dagegen hättest du alles, was du dir von der Liebe erhoffst. Ich weiß, was du für mich empfindest . . .«
    Sie wollte dazwischenreden, doch er hob beschwichtigend die Hand. »Ich gebe zu, damals sehr unhöflich gewesen zu sein.«
    »Unhöflich?«, wiederholte Marocia.
    »Also gut. Auch unsanft, ungeschickt, was du willst. Aber wenn du mich erst näher kennen lernst, wirst du sehen, dass ich ganz anders bin. Wir beide werden ein Paar sein, das von ganz Rom beneidet wird. Auf Händen werde ich dich tragen, wie eine Göttin.«
    Erneut, wie schon damals in ihrem Gemach, spürte Marocia einen Augenblick lang das Verlangen, dass Johannes’ Versprechen wahr würden. Obwohl er fast zwanzig Jahre älter als sie war, fand sie ihn mit seinen jung gebliebenen Augen, dem glatt rasierten, markanten Kinn und dem vollen braunen Haar

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