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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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folgen. Während er all seinem Ärger Luft machte, starrte sie auf die grauen, von der Sonne erhitzten Bodenfliesen.
    »Glaubst du, ich merke nicht, für wen du dich so einsetzt? Nur für Lando, den aufmüpfigen Fürsten, den jungen Rebellen deiner Träume. Er ist ja auch geradezu perfekt, nicht wahr? Dein Retter! Hast du dich an jenem Weihnachtsabend bei ihm mit deiner eigenen Währung revanchiert?« Er warf ihr einen kurzen Blick über die Schulter zu, atmete tief durch. »Schön, selbst wenn es nicht so gewesen ist: Dann ist wohl jetzt die Zeit gekommen, ihm auf praktische Weise zu danken. Capua wird sich dem Anspruch Berengars widersetzen, soviel ist wohl klar. Und jetzt versuchst du mich auf die Seite dieses Buhlen zu ziehen, um ihn zu retten. So ist es doch? Sag es. Los, sag es schon.«
    Marocia schwieg.
    »Ich weiß genau, was du jetzt denkst«, redete er weiter. »Dass ich eifersüchtig bin. Und ja, ich bin es. Ich wäre auch gern ein risikolustiger Abenteurer mit einer schnellen Zunge und einem Herzen, das für den Widerstand schlägt.«
    Langsam ging er auf Marocia zu, nahm sie in den Arm. Dann flüsterte er: »Ich beneide Lando um seinen Mut – und ich fürchte ihn an dir.«
    Sie blickte ihm in die Augen, die niemals zuvor seine Verletzbarkeit, seine Zweifel, seine Liebe deutlicher ausgedrückt hatten als jetzt. Sie erwiderte den Druck seiner Arme, schmiegte sich an seine Wange und schloss die Augen. »Du
hast
Mut«, hauchte sie. »Erinnerst du dich an den Tag des Aufstandes gegen Stephan VI., als die Welt um uns aus den Fugen geriet und du sie wieder einrenktest? Dir verdanke ich mein Leben. Du warst beherzt, weil es um mich ging. Und jetzt, Sergius, geht es um
uns

    Nun war sie es, die sich löste. Sie blickte über die Farbenpracht des Gartens, über die Rosenbüsche und Margeriten, deren Weiß und Gelb zu dieser Jahreszeit noch einmal um die Wette strahlten, bevor es in Kürze vergehen würde. Schwer lastete die Spätsommersonne über der Stunde. Die Gefühle in ihr stritten miteinander. Was sie zu Sergius sagte, meinte sie auch so, aber sie sagte es nur, um ihn für ihre Sache zu gewinnen, nicht, weil sie ihm damit etwas Gutes tun wollte. Mit jedem Wort kam sie sich schlechter vor, berechnender, kälter. Gleichzeitig aber schaffte sie es nicht, ihre Worte zurückzuhalten oder zu bereuen. Sie hatte Ziele, und sie war überzeugt, dass sie richtig und gut seien und wert, dafür einzutreten. War sie deswegen schon wie ihre Mutter?
    »Stell dir vor«, sagte sie, »du tust aus Gemütlichkeit oder aus Sorge um mich etwas, von dem du weißt, dass es im Grunde falsch ist. Und dann stell dir weiter vor, dass ich genau diese Gemütlichkeit aus tiefstem Herzen ablehne und eher untergehe, als eine solche Fürsorge in Anspruch zu nehmen. Was würde daraus entstehen?«
    »Können wir nicht einfach zusammenleben?«, fragte er traurig. »In Ruhe. Wie bisher.«
    Ihre Augen waren Erwiderung genug. Er blickte einen Moment in den blassen, unendlichen Horizont, als läge dort die Antwort auf alle Fragen, die er hatte. Dann seufzte er: »Also bitte, du bekommst, was du willst. Aber ich kümmere mich alleine um die Angelegenheit. Du hast nichts damit zu tun.«
    »Aber ich könnte doch . . .«
    Er betonte jedes einzelne Wort. »Du hast nichts damit zu tun«, wiederholte er und straffte sein Rückgrat. »Bei Gott, ich bin der Papst, und ich tue, was ich will.«

    Marocia saß in ihrem Bett und hielt sich die Hände an den Kopf, als wollte sie ihn damit zusammenhalten. Der Vollmond warf sein silbriges Licht quer durch ihr Gemach und zauberte wechselnde Schatten an die Wände. Nachdem Marocia dem Lichtspiel eine Weile zugeschaut hatte, stand sie auf und zog die Vorhänge zu. Sie hörte mehrere Stimmen von draußen, sah Gestalten vor dem Palast laufen, kümmerte sich aber nicht um sie. Den Wachen konnte man hundertmal sagen, dass sie ihre Parolen nicht immer über den ganzen Lateran schreien sollten, sie taten es doch immer wieder.
    Erschöpft und dennoch widerwillig warf sie sich erneut auf das Bett, faltete die Hände und stützte das Kinn auf die Fingerspitzen. Noch einmal ging sie alles durch.
    Der Kampf zwischen Berengar und Sergius hatte damit angefangen, dass Sergius den byzantinischen Botschafter zusammengestaucht und sich jede weitere Einmischung in die Politik des Patrimoniums verbeten hatte. Sergius’ Worte klangen Marocia, die im Hintergrund gelauscht hatte, noch heute in den Ohren nach: »Die Kirche steht über

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