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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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hätte gewöhnen können, wurde ihr klar, dass sie sich erst gar nicht daran gewöhnen musste. Sie kam sich vor wie eine Rechtlose, eine Sklavin, und das war unerträglicher als alles, was sie in der Vergangenheit in der Villa Sirene oder im Lateran ertragen musste. Mochte man sich ihrer schämen, damit kam sie zurecht, aber dass ihr Wort nichts galt, das konnte sie nicht einfach hinnehmen.
    Sie hatte sich vor langer Zeit das Versprechen gegeben, nie mehr machtlos zu sein. Viel war seither passiert, doch im Grunde kniete sie trotz aller Windungen noch immer vor jenem finsteren Altar im Lateran. War es nicht langsam Zeit, aufzustehen und die Versprechen einzulösen, die sie sich selbst gegeben hatte? Sie musste wieder anfangen, die Zügel in die eigene Hand zu nehmen. Sie schlug die Faust in das Gras. »Werde endlich erwachsen, und lasse die Spielereien!«, rief sie, und der Wind trug ihre Forderung mit sich über das Land.

17
    »Das kann unmöglich Euer Ernst sein!«, rief Marschall Agipert und starrte die Herzogin an. Sie hatte ihm gerade mitgeteilt, dass sie eine Reise durch das Land zu unternehmen gedenke, und ihn beauftragt, einen kleinen Tross zusammenzustellen.
    »Was spricht dagegen?«, fragte sie und sah ihn mit großen Augen an.
    Oh, aus seiner Sicht sprachen ein Dutzend Gründe dagegen. Sie war verdammt noch mal ein Frauenzimmer und hatte sich nicht wie eine Wanderdirne zu benehmen. Außerdem, wenn der Herzog gewollt hätte, dass seine Frau das Land kennen lernte, hätte er sie in seinem eigenen Tross mitgenommen. Und das Kind? Wollte sie den Bastard des Papstes etwa mitschleppen und wie eine Trophäe dem Volk zeigen? Obwohl diese Gründe aus Agiperts Sicht noch am ehesten gegen das Vorhaben der Herzogin sprachen, war er noch höflich genug, ein anderes Argument vorzuschieben. »Vielleicht haben Durchlaucht bemerkt, dass es April ist.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Und?«
    »Und?«, rief er. »Wahnsinn, einen Tross mit mehreren Wagen und Berittenen zu dieser Jahreszeit loszuschicken. Im Norden und Westen sind die Wege noch verschlammt, und an der Küste toben die Frühjahrsstürme.«
    »Der Herzog ist bei diesem Wetter ebenfalls unterwegs.«
    »Der Herzog ist ein
Mann
«, antwortete Agipert und schlug sich mit der Faust an den Brustpanzer, dass es klapperte. »Eine solche Reise ist kein Spaziergang durch liebliche Landschaften, Durchlaucht. Ihr würdet nach drei Tagen völlig erschöpft sein und umkehren wollen. Ich schlage daher vor, dass Ihr Euch weiterhin die Weinberge anseht oder mit Eurer Zofe an den Kamin setzt und die Ankunft des Herzogs abwartet. Meinetwegen sauft Euch durch den Weinkeller – oder erkundet ihn.«
    Ihre Antwort kam wie ein Pfeil geschossen, schnell und spitz. »Was der Herzog kann, kann ich auch. Ich befehle Euch, bis übermorgen einen Tross zusammenzustellen.«
    »Ihr? Befehlen?«
    »Könnt Ihr keine ganzen Sätze sprechen?«, fuhr sie ihn an und schleuderte Alberics verbriefte Erlaubnis auf den Tisch, die er ihr kurz vor seiner Abreise erteilt hatte. »Oh, Ihr könnt ja nicht lesen«, fiel ihr ein. »Möchtet Ihr den Schreiber rufen, oder darf ich zitieren?
Die Burg jederzeit in Begleitung verlassen zu dürfen«
, las sie die entscheidende Passage vor
.
»Ich rate Euch also, nicht lange zu überlegen und meinen Anordnungen nachzukommen.«
    Sie war so schnell verschwunden, dass ihm keine Gelegenheit blieb, etwas zu erwidern. Aber er hätte ohnehin nichts herausgebracht, dazu war er zu überrascht. Er suchte nach einem Weg, den Befehl Marocias umgehen zu können, aber ihm fiel keiner ein. Der Herzog war selbst vom schnellsten Boten erst in zwei Tagen zu erreichen, frühestens in vier Tagen konnte seine Antwort in Spoleto sein. Doch bis dahin würde das Luder die Umgebung der Hauptstadt längst verlassen haben. »Verdammt«, fluchte er. »Jetzt habe ich zwei schwierige Weiber in der Burg.«

    Über die antike Via Flaminia, die auch eintausend Jahre nach ihrer Erbauung noch in hervorragendem Zustand war, gelangten Marocia, Damiane und der kleine Clemens nach Ancona, wo zwar viel Wind, aber auch eine kräftige Maisonne auf sie warteten. Der herrliche Palast, auf einer Steilküste hoch über dem Meer gelegen, war ein Juwel der Adriaküste. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah Marocia das Meer. Zwei wunderbare Wochen hindurch unternahm sie Ausflüge, besuchte Festlichkeiten in der nahe gelegenen Stadt oder las mit dem kleinen Clemens Muscheln am Strand auf.
    Doch Marocia gab sich über

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