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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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die Dauer des Idylls keinen Illusionen hin und war daher auch nicht überrascht, als bald ein unfreundlicher Brief Alberics eintraf, der eine Erklärung ihres Verhaltens forderte. Ihre Antwort fiel überaus sanft aus. Es sei doch sehr langweilig in Spoleto gewesen, schrieb sie noch in der gleichen Stunde auf ihrer sonnigen Aussichtsterrasse zurück, und da er offenbar keinen Wert auf ihre Anwesenheit lege, habe sie sich entschlossen, das Herzogtum, welches nun auch ihr Herzogtum sei, zu erkunden.
    In den darauf folgenden Tagen reiste sie die Küste entlang südwärts bis Chieti, wo sie eine verwahrloste Diözese vorfand: Desiderius hatte seinen Bischofssitz noch kein einziges Mal besucht. Er kümmerte sich offensichtlich nicht um dessen Belange, sondern bevorzugte es, der heimliche Regent zu sein. Marocia konnte sich die Genugtuung nicht verkneifen, einen Bericht über die Folgen der Verwahrlosung Chietis an Desiderius zu schicken. Eine direkte Antwort erhielt sie nicht, dafür eine unmissverständliche Aufforderung Alberics zur Rückkehr nach Spoleto.
    Daraufhin brach Marocia zu ihrer letzten und entscheidenden Etappe auf. So, wie Alberic mit ihr umgesprungen war, wollte sie nun auch mit ihm umspringen. Ohne ihm weitere Nachricht zu geben, reiste sie bis zum Ufer des Flüsschens Sangro, das die Grenze nach Capua bildete. Dort ließ sie im schönsten Juni ein Zeltlager aufschlagen, und endlich schrieb sie ihm zurück.

    »Das wird sie nicht wagen«, schimpfte Alberic, als er den Brief in Händen hielt und Desiderius mit zitternden Händen übergab. Ohne Umschweife drohte Marocia damit, die Grenze nach Capua zu überqueren und von dort aus die Annullierung ihrer Ehe zu betreiben. Wörtlich hieß es:
»Sie ist nicht vollzogen worden, durch Eure Schuld, und nichts an Eurem Verhalten deutet darauf hin, dass Ihr Euch besinnt. Falls ich nach Spoleto zurückkehre, dann nur als eine Herzogin, die nicht bloß ein Diadem trägt, sondern auch eine Aufgabe und Verantwortung als Herrin des Landes.«
    »Darauf kann ich mich doch unmöglich einlassen«, meinte Alberic und sah Desiderius dabei unsicher an. »Oder?«
    Mit brenzligen Situationen umzugehen machte Desiderius in der Regel nichts aus, aber in dieser gab es nichts für ihn zu gewinnen. Würde Alberic nachgeben und Marocia zurückkehren, dann hätte sie sich Respekt und damit auch Einfluss beim Herzog verschafft. Würde Alberic hart bleiben, war es wahrscheinlich, dass Marocia ihre Drohung wahr machte. In Capua fände sie in Fürst Lando einen Verbündeten, der rasch dafür sorgen konnte, dass zwei Bischöfe seines Landes ihre Ehe mit Alberic von Spoleto völlig zu Recht annullieren würden. Und dann? Desiderius traute Marocia zu, von Capua aus ganz Süditalien in Aufruhr zu bringen; sowohl am Hofe Salernos wie auch Apuliens war ihr Name unter der Hand bereits ein Begriff für Widerstand gegen Byzanz geworden, und man sprach trotz ihrer leicht verrufenen Vergangenheit nicht ohne Achtung von ihr. Vielleicht ahnte sie ja selbst nicht, welche Möglichkeiten sich ihr da offenbarten, und es war besser, sie erst gar nicht mit ihnen bekannt zu machen. Hier, in Spoleto, konnte man ein Auge auf sie haben, war sie aber erst in Capua . . .
    »Ich würde sie zum Teufel schicken, wenn Ihr mich fragt«, wetterte Agipert und unterbrach die Überlegungen des Bischofs. »Oder in den Turm, was aufs Gleiche hinauskommt.«
    Alberic fand diese Bemerkung überhaupt nicht lustig, aber gegenüber Agipert traute er sich nicht, etwas zu sagen. Der erfahrene Heerführer war ein Garant für seine ständig gefährdete Sicherheit. Der unversöhnliche Adel, die gierigen Nachbarländer, seine Haltung gegen Byzanz, die er damals eingenommen hatte, um den Sündenablass zu erhalten. Gut, dass er jetzt Desiderius hatte. Der Rat des Bischofs war unverzichtbar für ihn geworden.
    »Nun«, meinte Desiderius mit einem sanften Seitenblick zu Agipert, »das ist keine militärische Frage, sondern eine geistliche, eine eheliche, und dafür scheine ich eher sachverständig zu sein.«
    Er machte eine kurze Pause, die die Weisheit seiner Worte unterstreichen sollte. »Durchlaucht, Ihr solltet jetzt das Beste aus dieser Ehe machen. Was schadet es schon, die Herzogin etwas zuvorkommender zu behandeln? Gebt Ihr ein gemütliches Heim, einige Freiheiten, etwas Zuwendung, dann wird sie sich schon wieder beruhigen. Und – mit Verlaub – ein Thronfolger würde außerordentlich beruhigend auf die Situation wirken. Auch auf die

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