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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Lag hier einfach ein toter, namenloser Bauer? »Hör auf damit«, gebot sie sich. Vermutlich war es einfach ein Name: Roswitha, Rudolph, Raimund . . . Hieß vielleicht einer von Constanzas verschwundenen Neffen Raimund?
    »Schluss«, schimpfte sie leise vor sich hin.
    Hier kam sie nicht weiter. Wenn sie endlich etwas Genaues herausfinden wollte, musste sie dorthin gehen, wo das Geheimnis geborgen war. Sie musste in den Turm der Constanza.
    Gut, dachte sie, dass Alberic morgen abreist.

    Mit der aufgehenden Märzsonne hallte der Burghof wider vom Lärm der herzoglichen Gefolgschaft. Bedienstete liefen kreuz und quer herum und beluden die Karren mit Säcken voller Salz, Mehl, Wein und gepökeltem Fleisch. Auf anderen Karren türmten sich bereits Waffen, Seile, Ketten, Rüstungen, Geschirr und Werkzeuge. Auf ein Gefolge von sechzig Männern kamen so fünfzehn Wagen, eine unverhältnismäßige Anzahl, die nur mit Alberics übertriebenem Sicherheitsbedürfnis erklärt werden konnte. Er wollte auf ausnahmslos alle Eventualitäten dieser Reise vorbereitet sein. Selbst Wasser, das im bergigen, von Bachläufen geprägten Herzogtum eigentlich reichlich vorhanden war, wurde in schweren Fässern mitgenommen – man konnte ja nie wissen.
    Marocia bahnte sich ihren Weg durch die Karren, Waffenträger und vor Aufregung schnaubenden Pferde. Sie verabschiedete sich von Alberic auf eine Art, die ihm als Einzige genehm sein konnte, nämlich mit einem ziemlichen Knicks und gebeugtem Haupt. Er wiederum nickte steif zurück. Damit war Marocia ihn für die nächsten Monate los.
    Nun ging sie noch bei Desiderius vorbei. Anders als ihr Gemahl, der auf einem mit reichem Zaumzeug geschmückten Pferd reiten würde, zog der Bischof es vor, auf einem Wagen zu fahren. »Ich beneide Euch, bischöfliche Gnaden«, rief sie zu ihm hinauf. »Wenn ich nur ein wenig ausreiten dürfte, den Sommer genießen . . . Könntet Ihr nicht beim Herzog ein Wort für mich einlegen?«
    Desiderius sah ausdruckslos auf Marocia herab und überlegte. Diese direkte Bitte überraschte ihn, aber er konnte nichts daran finden, was ihm Sorgen bereiten müsste. Im Gegenteil, je mehr Marocia ihre Freiheit genießen konnte, umso weniger käme sie auf die Idee, sich in seine Angelegenheiten zu mischen. Und der Herzog würde seine Gemahlin sogar mit noch mehr Argwohn betrachten als bisher.
    »Aber gerne«, versprach er mit einem breiten Grinsen, und Marocia grinste zurück.
    Noch in derselben Stunde brach Alberic mit dem Gefolge auf, doch zuvor hatte er Marocia die gewünschte Erlaubnis erteilt – schriftlich.

    Die Hauptstadt des Herzogtums hielt selbstverständlich keinem Vergleich mit Rom stand. Es gab nur wenige antike Monumente hier, weil die Ostgoten vor vierhundert Jahren die meisten von ihnen abgerissen und ihre Steine als Katapultgeschosse gegen Belagerer benutzt hatten. Ein römisches Theater war als Einziges den Barbaren entgangen und stand ungepflegt und deplatziert zwischen den vielen rotbraunen Häusern der einfachen Bürger. Da Spoleto nicht einmal einen Bischofssitz hatte, gab es außer Marocias Traukirche
Sanctus Paulus
auch keine größeren Gotteshäuser. Das war ein deutliches Anzeichen dafür, wie bedeutungslos die Stadt, ja das ganze spoletanische Land, gegenüber Erzbistümern wie Aquileia und Milanum im Norden oder Capua und Benevent im Süden war: ein Soldaten- und Bauernstaat zwischen Zentren des Geistes, Sparta neben Athen. Nach einem Tag hatte Marocia hier alles gesehen, was es zu sehen gab.
    Dafür entdeckte sie aber schon bald die landschaftlichen Reize der Umgebung Spoletos. Das Land war voller Hügel und Täler und übersät mit sattgrünen Weinstöcken, die sich nur mit gelegentlichen Dörfern und den Mühlen der Ölbauern abwechselten. Die Häuser der
Illiterates
dagegen waren kaum zu sehen; es handelte sich um winzige, fensterlose Steinverhaue, die von Gräsern, Moosen und Flechten überwuchert waren und eher an vorzeitliche Gräber erinnerten als an Behausungen von Lebenden. Die Menschen selbst waren schmächtig, von der Sonne verbrannt und mit Narben übersät. Diese Welt wirkte auf Marocia, die gebürtige Römerin aus adeligem Hause, noch unheimlicher und fremder als die, mit der sie jeden Tag in der Burg von Spoleto zu tun hatte und deren Geheimnisse noch immer auf Enthüllung warteten.

    Der Sonntagmorgen war die beste Zeit, wenn man in der Burg von Spoleto etwas Verbotenes oder Geheimes tun wollte, hatte Marocia herausgefunden. Fast alle

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