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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Grabmal von Pihuni um einen Steinmantel erweiterten. Die Pyramide würde in jedem Fall kleiner bleiben als die von mir fertig gestellte Knickpyramide, aber dafür war sie eine wirkliche Pyramide und zudem die größte, die vollendet wurde. Damit war Kamoses Schicksal besiegelt, denn er baute, ohne es zu wissen, sein eigenes Grab.
    Der Prozess der Selbstzerstörung der Knickpyramide nahm katastrophale Ausmaße an. Die beiden Grabkammern drohten einzustürzen. Besonders schwer waren die Schäden in der oberen Kammer, die ich mit Hilfe von Zedernbalken abstützen ließ. Das Arbeiten im Grabmal war zu gefährlich für die Arbeiter, die Kammern wurden deshalb von mir gesperrt.
    Aber auch die Senkungen in den oberen Bereich des Grabkorridors, die auf das Absacken des äußeren Steinmantels zurückzuführen waren, machten mir zu schaffen. Sie nahmen in dieser Bauphase irreparable Ausmaße an.
    Der letzte Akt der Baukatastrophe von Mempi war ein geordneter Rückzug in einem verlorenen Krieg. Während die Bauarbeiten an der Pyramidenspitze weitergingen, um die Ruine so schnell wie möglich fertig zu stellen, begann ich das Kammersystem mit Blockiersteinen endgültig zu versiegeln.
    Das achtzehnte Regierungsjahr endete mit den fünf dunklen Tagen, das neunzehnte begann mit dem Aufstieg von Sethis Stern, der die neue Flut ankündigte. Als hätten sich die Götter gegen den König verschworen, erreichte die Flut nicht die Mindesthöhe, um eine gute Ernte zu ermöglichen. Die Zahl der Saisonarbeiter, die ich auf meine beiden Baustellen verteilte, war entsprechend geringer. Ich setzte alle Arbeiter auf der Baustelle von Mempi ein, da die Domäne unter Wasser stand und die Feldanlage für drei Monde ruhen musste.
    Ich baute mit einer derartigen Geschwindigkeit am oberen Teil der Knickpyramide, dass mich Nefermaat bei einer unserer Baubesprechungen fragte: »Ich habe den Eindruck, Nefrit, dass du das Bauwerk fertig stellen willst, bevor es einstürzt.«
    »Ich finde deine Bemerkung nicht angemessen, Wesir! Willst du vielleicht selbst die Bauleitung an dieser Ruine übernehmen?«
    »Nein, Nefrit.« Ich bemerkte mit Erstaunen, dass er meine Bemerkung ernst genommen hatte. »Dafür reicht meine Kraft nicht mehr aus. Ich werde bald zurücktreten, ich habe schon mit Seneferu darüber gesprochen.«
    »Zurücktreten?«
    »Ich kann das Amt des Wesirs nicht länger ausüben, Nefrit. Ich bin krank. Ich habe von meinem Vater Huni dieselbe Krankheit geerbt, die ihn mit zweiundvierzig Jahren qualvoll sterben ließ.«
    »Was ist das für eine Krankheit? Du siehst gesund aus.«
    »Ich zerfalle in meinem Inneren, Nefrit. Ich werde nicht mehr lange leben. In wenigen Wochen werde ich die Regierungsgeschäfte an Kanefer übergeben.«
    Als die Flut ihren höchsten Stand erreicht hatte, blieben die Steinlieferungen aus Tura für den Stabilisierungsmantel aus. Als der letzte Quader verbaut war, machte ich mich auf einer Barke auf den Weg von Mempi nach Iunu.
    Ich musste zwei Stunden auf die Audienz beim Hohepriester des Re warten. Dann trat ein Priester Fünften Grades in den Warteraum und sagte: »Seine Heiligkeit hat jetzt Zeit für dich, Prinzessin!«
    Rahotep saß in einem Empfangsraum, der eines Königs der Beiden Länder würdig gewesen wäre. Sein langer Priesterschurz war aus feinstem Königsleinen, das schwarze Pantherfell wurde von einer goldenen Spange in Form eines Horus mit ausgebreiteten Schwingen gehalten. Seine Heiligkeit thronte auf einem Sessel aus kuschitischem Ebenholz, seine vergoldeten Sandalen ruhten auf einem Schemel aus geschnitztem Elefantenzahn. Hinter Rahotep standen seine beiden Propheten und drei Priester Fünften Grades.
    »Danke, dass Deine Heiligkeit mich gleich empfangen hat!«, erklärte ich sarkastisch.
    »Ich bin aus deinem Brief nicht klug geworden, Nefrit!«
    Einer der Priester trat vor und reichte mir den gerollten Papyrus, als wüsste ich nicht, was ich meinem Gemahl geschrieben hatte.
    »Was gibt es daran nicht zu verstehen? Ich brauche mehr Steinquader aus den Steinbrüchen von Tura. Du bist als Stellvertreter des Wesirs zuständig für die Versorgung der Baustellen mit Material. Also habe ich mich an dich gewandt.«
    »Ich habe auch eine Anfrage von Kamose aus Pihuni vorliegen.« Rahotep gab dem Tempeldiener ein Zeichen, und ich erhielt eine weitere Rolle vorgehalten.
    »Ja und?«
    »Die Steinbrüche haben eine begrenzte Kapazität. Ich kann nicht mehr Steine liefern.«
    »Du sollst nicht mehr Steine liefern,

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