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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Flotte ohne seine Genehmigung entführt zu haben, um die Steinbrüche ohne Rahoteps Genehmigung zu plündern. Er drohte mir mit einer Anzeige vor dem Hohepriester der Maat wegen Entwendung von Staatseigentum. Wir bewarfen uns gegenseitig mit nicht zitierbaren Äußerungen über unsere geistige Gesundheit und die berufliche Kompetenz, und ich verschwand wütend in Richtung Baustelle.
     
     
    Seneferu kehrte allein mit einer Eskorte zurück. Keiner seiner Generäle begleitete ihn, die Truppen waren vier Tage hinter ihm auf dem Marsch in die Stadt. Schweigend kehrte er in den Palast zurück, sprang von seinem Streitwagen und verschwand wortlos in seinem Arbeitsraum. Er empfing niemanden, nicht einmal Kanefer.
    In der gleichen Nacht saß ich noch lange in einem Garten des Palastes an einem Lotusbecken. Ich hatte Meresankh und Merit besucht und keine Lust, in meine Villa am Stadtrand zurückzukehren. Es war nach Mitternacht. Ich hatte lange gearbeitet und war zu wach, um schlafen zu gehen. Ich wollte allein sein.
    Ich legte den Kopf in den Nacken und atmete die kühle Nachtluft ein. Es duftete nach Myrrhe und brennenden Kohlebecken. In Gedanken lauschte ich dem Zirpen der Grillen.
    Ich schreckte auf, als ich ein Geräusch in den Büschen hinter mir hörte. Ein hoch gewachsener Mann in weißem Leinenschurz kam durch das Gebüsch auf das Wasserbecken zu. Sein muskulöser Körper schimmerte im Mondlicht. Am Beckenrand blieb er stehen. Er öffnete seinen Schurz, und seine Haut schimmerte blass im hellen Mondlicht. Bevor ich seinen Körper in seiner Nacktheit bewundern konnte, sprang er kopfüber in das schimmernde Wasser und tauchte erst einige Schritte weiter wieder auf.
    Er schwamm einige Male im Becken auf und ab. Seine Schwimmzüge waren langsam und kraftvoll. Er hatte mich nicht bemerkt, obwohl ich nahe am Beckenrand im Schatten eines Baumes saß. Ich wagte nicht, mich zu bewegen.
    Nach einigen Augenblicken entstieg er dem Wasser, schlang sich das Leinentuch um die schmalen Hüften und kam in meine Richtung. Ich drückte mich noch tiefer in den Schatten. Nicht einmal drei Schritte von mir entfernt blieb er stehen und starrte gedankenverloren zum Mond hinauf. Augenblicke vergingen, und ich hielt den Atem an.
    »Eine schöne Nacht, nicht wahr?«
    Im ersten Moment wusste ich nicht, ob er zu mir sprach oder nicht. Ich antwortete: »Es ist wirklich eine schöne Nacht, jetzt wo Ihr nach Mempi zurückgekehrt seid, Majestät.«
    Er nahm meine Hand und zog mich aus dem Schatten hervor. Ich versuchte, ihm meine Hand zu entziehen, aber er hielt sie nur umso fester, als wollte er sie nicht mehr loslassen. »Nefrit!«
    »Wie war der Feldzug im Sinai?« Als ich sein Gesicht sah, bereute ich, diese Frage gestellt zu haben.
    »Aserkaf ist tot.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Wie …?«
    »Er führte einen Angriff der Streitwagen gegen die feindlichen Stämme. Ein Pfeil hat ihn am Hals verwundet.«
    »Es ist ein furchtbares Jahr, Majestät.«
    »Seit Monden haben sich die Götter gegen mich verschworen«, seufzte er. »Das Attentat meines Bruders Amenemhet. Die Geburt von Merits Sohn Merenptah, einem Kind mit schwachem Herzen. Die Pyramide, die einzustürzen droht. Die viel zu niedrige Flut. Die Ernte wird schlecht ausfallen in diesem Jahr. Nefermaats Rücktritt als Wesir. Die Bedrohung durch König Sargon. Der Krieg im Sinai. Aserkafs Tod. Was soll denn noch alles geschehen?«
    »Nefermaat ist tot!«, platzte ich heraus.
    Zuerst dachte ich, er hätte mich nicht gehört. Ich wollte ihm die Hand auf den Arm legen, doch ich sah sein Gesicht im Mondschein und zog die Hand zurück.
    Ich ließ ihn allein in seinem Schmerz.
     
     
    In dieser Nacht starb ein Traum. Seneferu widmete sich tagelang den Staatsgeschäften und war für niemanden zu sprechen.
    Ich war wegen der verzögerten Kupferlieferungen für die Werkzeugproduktion auf der Pyramidenbaustelle bei Kanefer. Die Kupfermeißel der Steinmetze hatten wegen der zügigen Verlegearbeit und der schnellen Steinglättung eine enorme Abnutzung. Obwohl die Meißel und die Feilspäne vom Schärfen der Klingen regelmäßig eingeschmolzen wurden, nahmen die Kupfervorräte der Baustelle stetig ab.
    »Nefrit, ich bin Wesir. Ich regiere dieses Land. Du weißt genau, dass ich für die Kupferlieferungen nicht zuständig bin. Wende dich an Rahotep!« Damit schien für Kanefer die Sache erledigt, und er widmete sich wieder den Dokumenten auf seinem Schreibtisch.
    Ich rührte mich nicht von

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