Die Herrin der Pyramiden
Mann.«
»Damit überrennt er den Sinai und steht im Unteren Land, bevor wir es überhaupt gemerkt haben. Komm mit!«
Seneferus Blick bohrte sich in den Schreibtisch vor ihm. Äußerlich schien er ruhig, aber ich sah seine Ohnmacht. »Vier Regimenter?«, fragte er Kanefer.
»Ja, Majestät. Und wenn ich mir die Berichte über Sargons Eroberungen in den Bergen von Guta oder in Hatti ansehe, dann kann ich nur abraten, sich mit seinen Truppen anzulegen. Er verfügt über hochwertige Bronzewaffen. Selbst wenn wir alle vier Regimenter ans Schilfmeer verlegen und die Hauptstadt schutzlos lassen, selbst wenn wir das Heer von der libyschen Grenze abziehen und die Truppen im Unteren Land durch die Einheiten von der kuschitischen Grenze verstärken, kann er uns überrennen.«
»Du rätst mir also dazu, mich Sargons Wunsch zu fügen, Kanefer?«
»Ja, Majestät.«
»Nefrit?«, wandte er sich an mich.
»Ich würde keinen Krieg riskieren wegen einer siebzehnjährigen Prinzessin.«
»So sei es also. Der König von Sumer befiehlt dem Herrscher der Beiden Länder, wen er heiratet.«
»Darf ich einen Vorschlag machen, Majestät?« Ich wartete die Antwort des Königs nicht ab. »Ich werde mit Botschafter Tirigan sprechen. Ich werde ihn bitten, Sargon zu informieren, dass Ihr der Ehe mit Ninsun zugestimmt habt. Selbstverständlich unter der Bedingung einer einem König angemessenen Mitgift.«
»Was erachtest du als angemessen, Nefrit?«, fragte Seneferu.
»Das Zedernland.«
»Sargon hat das Zedernland nicht erobert«, wandte er ein.
»Dann wird er es jetzt schnellstmöglich nachholen.«
Noch am gleichen Tag rief ich Botschafter Tirigan zu mir. Ich ließ ihm ausrichten, dass ich mit ihm über die Errichtung der Handelshäuser sumerischer Händler in Mempi sprechen wollte.
Als er vor meinem Schreibtisch Platz genommen hatte, teilte ich ihm Seneferus Entscheidung und seine Bedingung mit.
»Das Zedernland?«, fragte er, als ob er nicht richtig gehört hätte.
»Gibt es da ein Problem?«, fragte ich zurück.
»Ich muss Rücksprache halten.«
»Wie lange wird das dauern?«, fragte ich.
»Bis heute Abend«, murmelte der Botschafter.
»Bis heute Abend?«
Wenig später kehrte der Botschafter mit einem jungen Mann zurück, der sich vor meinem Schreibtisch niederließ.
»Ich bin Urnammu«, stellte er sich mir vor. Als ich nicht reagierte, fügte er hinzu: »Ich bin Prinz Urnammu, Sohn des Königs Scharrukena.«
Ich versuchte, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
Tausend Fragen schossen gleichzeitig durch meinen Kopf: Wieso war unseren Grenzkontrollen entgangen, dass ein sumerischer Prinz das Land betreten hatte? Wie viele Spione hatte Sargon im Palast und den Ministerien? Welche Aufgabe hatte Urnammu in Mempi?
»Botschafter Tirigan hat mir die Bedingungen für die Hochzeit meiner Schwester Ninsun mit König Seneferu übermittelt. Ich spreche im Namen meines Vaters. Ich weiß, wie sehr König Scharrukena daran gelegen ist, den Frieden mit Kemet zu bewahren. Ich akzeptiere mit seinem Siegel die Bedingungen des Königs Seneferu. Ninsun wird in Akkad aufbrechen, sobald die Angelegenheiten im Zedernland geregelt sind.«
»Er hat akzeptiert, Majestät«, berichtete ich Seneferu eine Stunde später.
»So schnell?« Der König war überrascht.
»Einer seiner Söhne, Urnammu, befindet sich in Mempi. Er hat Eure Bedingungen im Namen seines Vaters Sargon akzeptiert.«
»Ein sumerischer Prinz befindet sich in meiner Hauptstadt und ich weiß nichts davon?«
Kanefer wurde bleich: »Majestät, wenn er unter seinem Namen eingereist wäre, hätte ich eine Meldung erhalten müssen.«
»Wie reagieren wir darauf, nun da wir wissen, dass er sich hier befindet?«, fragte Seneferu.
»Wir organisieren einen Empfang, der eines Prinzen würdig ist«, schlug ich vor.
»Und wir lassen ihn überwachen«, ergänzte Kanefer. »Ich will wissen, mit wem er spricht, mit wem er isst und mit wem er schläft.«
Vier Wochen nach dem Empfang für Urnammu erhielt Kanefer die Nachricht von Fürst Adonija von Amurru, dass König Sargons Regimenter an der Grenze von Kemet entlang in Richtung Nordwesten marschierten. In Richtung Zedernland.
Sargon hatte die vier Regimenter an der Westgrenze abgezogen. Khufu rüstete während des sumerischen Zedernlandfeldzuges unsere Grenzfestungen am Schilfmeer auf und verstärkte die Garnisonen um zwei weitere Regimenter, die er in Kusch ausheben ließ.
Vierzehn Wochen
Weitere Kostenlose Bücher