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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Augen!«
    Erst vor wenigen Tagen hatte ich mit ihm über die Intensivierung der Handelsbeziehungen mit den Städten Ninive, Mari, Kisch und Lagasch verhandelt. Tirigan hatte den Vorschlag gemacht, dass die Städte Karawansereien und Handelsniederlassungen an der östlichen Grenze und in Mempi errichten sollten.
    Ich folgte Tirigan an den kuschitischen Tänzerinnen vorbei in den Garten des Palastes. Unter einem Olivenbaum blieb ich stehen. »Was gibt es, Tirigan?«
    »Die Angelegenheit, Prinzessin, ist etwas … kompliziert.«
    »Kompliziert? Wie kann ich dir helfen?«
    Ich ging einige Schritte weiter, und Tirigan folgte mir in den tiefen Schatten eines Baumes. Es schien ihm recht zu sein, dass man uns nicht beobachten konnte.
    »Uns ist bekannt, dass du einen gewissen Einfluss auf Wesir Kanefer hast. Uns ist auch bekannt, dass auch König Seneferu auf dich hört.«
    »Wer ist wir?«
    »Wir sind … ist König Scharrukena.«
    Ich sah ihn überrascht an und war froh, dass er mein Gesicht nicht sehen konnte. »Was will dein König von mir?«
    »Er wünscht, dass du deinen Einfluss geltend machst. König Scharrukena ist sehr erbost über den letzten Brief von König Seneferu. Seneferu verweigert ihm die Heirat mit einer seiner Töchter und ist zudem nicht bereit, Prinzessin Ninsun zur Königin zu machen. Die Heirat mit Kanefer ist eine Beleidigung für König Scharrukena.«
    »Wesir Kanefer ist der zweite Mann des Reiches nach Seiner Majestät. Ich weiß nicht, warum das …«
    »König Scharrukenas Söhne, Manischtusu und Rimusch, sind sehr ungehalten und haben ihren Vater aufgefordert, Kemet den Krieg zu erklären.«
    Wortlos starrte ich Botschafter Tirigans Schatten an.
    »Ich sagte ja, die Lage ist schwierig.«
    »Warum antwortet Sargon nicht direkt auf den letzten Brief?«, fragte ich.
    »Er will erst schreiben, wenn König Seneferu zur Vernunft gekommen ist. Er muss sich gegenüber seinen Söhnen Manischtusu und Rimusch rechtfertigen, die auf Krieg drängen.«
    »Ich soll also Seine Majestät dazu bringen, Ninsun zu heiraten?«
    »Das ist der Wunsch meines Königs.«
     

6
    Ich wusste nicht, wie ich auf die Drohung König Sargons reagieren sollte. Sollte ich Kanefer darüber informieren, dass Tirigan mich inoffiziell angesprochen hatte? Sollte ich um eine Audienz bei Seneferu bitten? Was sollte ich ihm sagen, was er nicht schon wusste!
    Ich überlegte zwei Tage lang, dann bat ich den Beamten zu mir, der im Haus der Geheimnisse für die Spione zuständig war. »Wie viele Spione haben wir in Akkad?«
    »Siebenundzwanzig, Prinzessin. Die meisten sind Händler aus Kemet. Durch ihre Reisen im sumerischen Reich haben sie Gelegenheit, das ganze Land zu besuchen. Nur wenige sind Diplomaten am Hof in Akkad.«
    »Haben wir außer dem Botschafter noch andere vertrauenswürdige Personen in der Nähe des Königs Sargon?«
    »Ja, Prinzessin.«
    »Sie sollen feststellen, ob Sargon Pläne hat, Kemet zu erobern.«
    Elf Wochen nachdem mich Botschafter Tirigan während Sarenputs Hochzeit angesprochen hatte, erhielt ich den Bericht über Sargons militärische Unternehmungen an der Grenze von Kemet. Dem Dokument entnahm ich, dass Sargon die eigenen Grenzfestungen westlich von Uruk und Ur durch neue Regimenter auffüllen ließ. Mit dieser alarmierenden Nachricht suchte ich Kanefer auf.
    Der Wesir warf wütend die Schreibbinse auf den Tisch. Auf der Ebenholzplatte bildete sich ein Tintenfleck. »Ich wusste nicht, dass du jetzt für die Außenpolitik zuständig bist, Nefrit! Wann hattest du vor, mich über deine Verhandlungen mit Tirigan zu unterrichten?«
    »Ich habe nicht verhandelt, Kanefer. Er hat mich angesprochen.«
    »Du verkennst offensichtlich die außenpolitische Dimension dieser Unterredung mit dem Botschafter.«
    »Wie hätte ich anders reagieren sollen? Er hat nichts anderes gesagt als König Sargon in seinem letzten Brief.«
    »Allein die Tatsache, dass Sargon dich persönlich anspricht, um den König zu einer Entscheidung zu zwingen, wäre eine Erwähnung wert gewesen!«
    »Sargon will den letzten Brief erst beantworten, wenn er sicher ist, dass dein Vater Ninsun heiratet. Seine Drohung ist ernst zu nehmen. Er zieht bereits Truppen in den Steppen westlich von Ur zusammen.«
    »Woher weißt du das, Nefrit?« Kanefer sah mich überrascht an.
    »Ich habe einen Bericht unserer Spione in Akkad angefordert. Er wurde mir heute Morgen übergeben. Sargon verlegt vier Regimenter an seine Westgrenze. Das sind zwanzigtausend

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