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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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ein hochgeschlossenes rotes Kleid mit langem Rock entschieden.
    Mit gesenktem Blick stieg das junge Mädchen die Stufen hinunter auf das Deck des Schiffes und von dort zur Rampe, die auf den Landungssteg führte. Seneferu war von seinem Thron herabgestiegen und ging ihr mit offenen Armen entgegen. Ninsun kniete vor ihm nieder, wie es das Hofzeremoniell verlangte, und während sich Seneferu zu ihr niederbeugte, hob sie den Kopf. Dabei berührten sich ihre Nasen. Seneferu sagte ein paar Begrüßungsworte, die sie höflich erwiderte. Sie benutzte dabei die Worte, die ich ihr während der vergangenen Tage immer wieder vorgesprochen hatte.
    Dann gingen Khufu und ich von Bord. Als Leiter der Gesandtschaft begrüßte uns Seneferu ebenfalls. Khufu reichte er seine Hand und mit mir rieb er die Nasen vor dem versammelten Hofstaat. Ich fing einen befremdlichen Blick von Kanefer und Sarenput auf, die direkt hinter dem König standen.
     
     
    Nach dem Empfang begab ich mich in meine Wohnung, um im Schwimmbecken den Staub der Reise abzuwaschen. Ich schwamm ein wenig, ließ mich abtrocknen und mit duftendem Öl einreiben. Dann lag ich nackt auf einer Liege in meinem Garten und ließ mich massieren. Wie lange hatte ich auf diesen Luxus verzichtet! Während meiner Tätigkeit im Ministerium war ich oft erst spät in meine Wohnung zurückgekehrt und hatte für solche Annehmlichkeiten keine Zeit gehabt.
    Merit leistete mir mit Merenptah und Djedefre Gesellschaft. Der zweijährige Merenptah rannte mit seinem Holzschwert durch meinen Garten und warf sich mutig auf seine Feinde, die Seerosen in meinem Wasserbecken. Er schlug mit der hölzernen Waffe auf die Blüten ein, bis ich ihm Einhalt gebot. Der einjährige Djedefre stand mit wackeligen Beinen am Beckenrand und sah ihm dabei kreischend vor Vergnügen zu.
    »Ist Merenptah wirklich Aserkafs Sohn? Khufus Einfluss ist nicht zu übersehen«, sagte ich.
    »Khufu verwöhnt ihn, obwohl er nicht sein eigener Sohn ist.«
    »Und Djedefre?«
    »Khufu liebt ihn über alles. Wenn er sich im Palast aufhält, was selten genug vorkommt, bringt er ihn hin und wieder ins Bett. Iya muss dann auf ihn warten.«
    Ich konnte mir Khufu in vielen Rollen vorstellen: als siegreichen General, als geschickten Stockfechter, als schnellen Streitwagenlenker in der Schlacht, als Jäger von Löwen, Antilopen oder Nilpferden, als leidenschaftlichen Liebhaber. Aber als liebevollen Vater? Das überstieg meine Vorstellungskraft. »Wie oft besucht er sie?«
    »Oft«, sagte Merit. »Hathor sei Dank!«
    Wir lachten. Ich bemerkte, wie sich Merits Bauch schon wieder rundete.
    Sekhem kam in den Garten, hinter ihm ein Bote des Königs. »Seine Majestät bittet dich zu sich, Prinzessin.«
    Ich zog mich an und folgte ihm.
    Nach einer kurzen Wartezeit im Vorzimmer wurde ich in Seneferus Garten hinter den Arbeitsräumen geführt. Er sah nicht auf, als ich den Garten betrat. Er saß an seinem Schreibtisch im Schatten eines Feigenbaumes.
    »Prinzessin Nefrit ist gekommen«, erinnerte ihn Sennedjem.
    »Sie soll warten.«
    Ein Diener stellte einen Stuhl hinter mich, sodass ich mich im Angesicht des Herrschers setzen konnte. Und ich wartete.
    Ein Schreiber verließ den Garten mit einem Bündel gerollter Papyri unter dem Arm, ein anderer legte dem König weitere Dokumente vor, die er jeweils kurz erläuterte.
    Erst dann hob Seneferu seinen Blick und senkte ihn in meine Augen.
    »Ihr habt mich rufen lassen, Majestät.«
    »Ich erinnere mich«, sagte er spöttisch.
    Ich wartete ab. Irgendwann musste er mir sagen, was er wollte.
    »Weißt du auch, warum?«, fragte er.
    »Nein, Majestät.«
    »Ich wollte sehen, wie lange du stillsitzen kannst. Ich habe eine Aufgabe für dich, für die du Geduld benötigst. Das ist nicht gerade eine deiner Stärken, aber meine Mutter hat dich empfohlen.«
    »Was soll ich tun?«
    »Wie fandest du den Empfang für die Prinzessin?«
    »Ich war überrascht. Ich hatte eine kleinere Gesandtschaft erwartet, die uns an den Barken abholt und unauffällig in den Palast bringt. Ihr habt die Hochzeit mit Ninsun als einen Sieg über Sargon dargestellt.«
    Er lächelte über meine Wortwahl. »Ich habe gelernt, mit Niederlagen umzugehen. Was hältst du von Ninsun?«
    »Sie wird eine bewunderte, gut erzogene Nebenfrau des Königs werden, wenn …«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet! Was hältst du von ihr?«
    »Sie ist noch ein Kind, Majestät.«
    »Das ist auch meine Meinung. Sie braucht eine Frau, die ihr zeigt, was

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