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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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aufgerissen hatte. Die Lunge war kaum verletzt, aber Rahotep hatte so viel Blut verloren, dass Ramesse beschlossen hatte, den Verletzten nicht weiter mit nach Norden zu nehmen, sondern unter ärztlicher Aufsicht nach Mempi zurückzuschicken.
    Rahotep schlief unter der Wirkung eines starken Schmerzmittels bis zum Abend. Dann nahm er mit Khufu, Djedef und mir ein leichtes Abendessen ein.
    »Mich wundert, dass ihr das Lager überhaupt erreicht habt!«, erklärte Djedef, während er das trockene Brot in seine Erbsensuppe tunkte. »Die Stämme sind in Aufruhr. Ich habe keine Nachricht von Ramesse, aber ich vermute, dass er im südlichen Amurru für Unruhe sorgt. Die Sinaiten haben das Lager erst vorgestern angegriffen.«
    »Nefrit muss so schnell wie möglich nach Mempi zurück«, bestätigte Khufu, der sich mit der Lage vertraut gemacht hatte.
    »Ich gehe nicht ohne Rahotep!«, protestierte ich.
    »Du musst ohne mich gehen, Nefrit. Ich bin zu schwach, um auf ein Pferd zu steigen. Hier habe ich alles, was ich brauche. Sethi kümmert sich um mich.«
    »Eigentlich hätte ich eine größere Verstärkung erwartet, Khufu«, gestand Djedef. »Zehn Männer als Entlastungstruppen sind ein bisschen wenig. Warum reagiert dein Vater nicht auf meine Bitten?« Er trank seine Suppenschüssel leer und stellte das Gefäß neben sich auf den Boden.
    »Wir haben keine Nachricht erhalten«, erklärte Khufu.
    »Das stimmt!«, sagte ich. »In den letzten Wochen habe ich zwei Briefe erhalten, einen von Rahotep vor der Schlacht von Jericho und einen von Ramesse nach der Schlacht, in dem er berichtete, dass er nach Norden weiterziehen wollte.«
    »Dann sind die Boten nicht durchgekommen. Sie wurden abgefangen. Es war Wahnsinn, den südlichen Sinai mit nur einem Regiment abzuriegeln. Wir sind hier eingeschlossen«, sagte Djedef.
    Ich hatte die Schüssel mit lauwarmer Erbsensuppe neben mich gestellt. Die Brühe schmeckte sauer, als sei sie vor drei oder vier Tagen gekocht worden. Das Brot war so trocken, dass ich jeden Bissen mit einem Schluck Wasser herunterspülen musste.
    »Isst du die Suppe nicht, Nefrit?« Djedef nahm sich die Schüssel und begann meine Erbsensuppe zu löffeln.
    »Wie viel Proviant hast du noch, Djedef?«, fragte ich beunruhigt.
    »Wasser haben wir genug. Es gibt zwei Quellen in der Nähe. Das Mehl ist aufgebraucht. In den letzten beiden Wochen haben wir die Mehlwürmer herausgesammelt. Vor zwei Wochen hatten wir das letzte Mal Gelegenheit, Antilopen zu schießen. Das Fleisch ist mittlerweile verwest. Die Lage ist …«
    »Wir werden nicht tatenlos warten, bis die Stämme zuschlagen«, unterbrach ihn Khufu. »Wir werden das Regiment aufteilen und in ständiger Bewegung bleiben. Wir können Ramesse nicht folgen, denn dann würden wir uns den eigenen Rückzug abschneiden. Die Sinaiten würden uns während des Rückweges überfallen und töten. Andererseits gefällt mir der Gedanke nicht, Ramesse mit zwei Regimentern durch Amurru ziehen zu lassen.« Khufu überlegte kurz. »Ich werde morgen einen Vorstoß nach Süden unternehmen. Ich werde die Sinaiten lehren, was es heißt, sich mit einem General aus Kemet anzulegen!«
    »Ich bin froh, dass du hier bist, Khufu! Wann, glaubst du, wird dein Vater Truppen schicken?«, fragte Djedef.
    »Er weiß nicht, dass ich hier bin.«
     
     
    Mein Aufbruch am nächsten Morgen mit dem verwundeten Rahotep wurde durch einen Angriff der Sinaiten verhindert. Im Morgengrauen überrannten sie das Lager und erbeuteten etliche Pferde und Streitwagen, bevor Djedef und Khufu in der Lage waren, ihre aus dem Schlaf gerissenen Männer zu einem Gegenangriff zu formieren.
    Feindliche Krieger rannten an mir vorbei, beachteten mich aber nicht, weil ich nicht bewaffnet war. Ich machte mich auf die Suche nach einer Waffe, mit der ich mich verteidigen konnte. Vor Djedefs Zelt lag ein kemetischer Bogenschütze mit einem Pfeil im Hals: Er war tot. Ich stürmte vorwärts, riss die Pfeile und den Bogen an mich und floh in den Zelteingang zurück. Ich war Djedef dankbar, dass er mich in Mempi das Bogenschießen gelehrt hatte.
    Die Nomaden begingen den Fehler, nicht erst unseren Widerstand zu vernichten, bevor sie mit den Plünderungen begannen. Immer mehr feindliche Krieger trieben Pferde vom Schlachtfeld und durchsuchten die Toten und Verwundeten nach wertvollen Bronzeschwertern und Dolchen, nach Helmen und persönlichen Gegenständen und wurden so ein leichtes Ziel für mich.
    Bald hatte ich alle Pfeile verschossen

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