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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Kawab durch den Garten, damit er müde genug wurde, um ins Bett gebracht zu werden. Ich nahm Khufus Sohn auf den Arm und brachte ihn zu Merit, die mich beobachtete.
    »Ist der niedlich!«, sagte ich begeistert, als Kawab mich mit einem kurzsichtigen Blick ansah und mir eine winzige Hand entgegenstreckte.
    »Alle seine Kinder sind niedlich, solange sie klein sind!«, sagte Merit. »Dann werden sie laut und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Ganz der Vater!«
    »Du siehst blass aus, Merit. Geht es dir gut?«
    Sie brach in Tränen aus. Ich setzte mich mit Kawab auf dem Arm neben sie. »Was ist los, Merit?«
    »Ich bin schon wieder schwanger, Nefrit. Er kann mich nicht in Ruhe lassen. Wie viele Söhne soll ich ihm noch schenken?« Merit trocknete ihre Tränen mit einem weißen Tuch, das sie aus dem Gürtel zog. Ihre Schminke aus Blei und Malachit verwischte sich. »Ich wünschte, mein Vater hätte ihn nach Amurru geschickt! Dann hätte er seine Aggressionen an den semitischen Frauen auslassen können.«
    Kawab begann auf meinem Arm zu strampeln, sodass ich ihn kaum halten konnte. »Dein Vater wird seine Gründe haben, ihn hier zu behalten.«
    »Khufu ist unerträglich, wenn etwas nicht nach seinem Willen geht. Er gebärdet sich wie ein Löwe in einem Käfig. Mit allem und jedem legt er sich an. Sogar mit seinem Vater.«
    »Was ist geschehen?«
    »Mein Vater hat Sarenput gestern zum Oberschatzmeister ernannt. Jetzt muss der befehlsgewohnte Khufu Sarenput um Gold bitten, wenn er einen Feldzug durchführen will. Die Auseinandersetzung zwischen meinem Vater und Khufu war so laut, dass die Schreiber durch die geschlossene Tür jedes Wort verstehen konnten.«
     
     
    Vier Tage später traf ein Brief von Ramesse ein.
    »Prinz Ramesse, Fürst von Buto, an Prinzessin Nefrit. Zu meinem großen Bedauern muss ich dir mitteilen, dass Rahotep in der Schlacht von Jericho gegen die sumerischen Reitertruppen schwer verwundet wurde. Die uns vorliegenden Informationen über die feindliche Truppenstärke waren falsch. Vor Jericho lagen nicht zwei, sondern vier Regimenter mit Pferden und Streitwagen – unsere zwei Regimenter waren deutlich unterlegen. Rahotep ist so schwer verwundet, dass er nach Mempi zurückkehren wird. In meinem Bericht an den Wesir werde ich den König bitten, mir Khufu mit einem weiteren Regiment zu senden, damit ich meinen Auftrag erfolgreich zu Ende führen kann. Ich werde mit meinen beiden Regimentern weiter nach Norden ziehen, um den sumerischen Truppen nach Amurru zu folgen. Vielleicht kann ich Fürst Adonija und seinem Bruder Abischai zu Hilfe kommen. Gruß, Ramesse.«
     
     
    Die Förmlichkeit seines Schreibens verwunderte mich, aber mehr Sorgen machte ich mir wegen Rahotep.
    Ich sprach mit Kanefer über Ramesses Brief. Ich bat ihn, mich Rahotep entgegenreiten zu lassen. Er verstand meinen Wunsch, und doch verbot er mir die Abreise. Meine Anwesenheit im Ministerium war unverzichtbar. Enttäuscht kehrte ich in meine Wohnung zurück.
    Wie schwer war Rahotep verwundet? Wo war er jetzt? Hatte er Djedefs Feldlager im Sinai schon erreicht? Was war mit Ramesse? Stammte der Brief wirklich von ihm selbst? War er nach der Schlacht bei der Verfolgung der sumerischen Truppen nach Amurru gefangen genommen worden? War der Brief eine Falle?
    Es war schon nach Mitternacht, als ich mich entschieden hatte. Ich nahm Ramesses Schreiben und machte mich auf den Weg zu einer Wohnung, die zu betreten ich bisher vermieden hatte.
    Die Wachen verneigten sich vor mir und ließen mich durch. Es war dunkel im Schlafgemach, eine einzige Öllampe brannte auf einem niedrigen Tisch neben dem Bett.
    Khufus muskulöser Körper wurde nur durch ein dünnes Leinentuch vor der kühlen Brise der Nacht geschützt. Neben ihm im Bett lag eine Papyrusrolle, in der er noch spät gelesen hatte. Als ich näher trat, erkannte ich eine Abschrift von Ramesses Bericht an Seneferu über die Schlacht von Jericho.
    Ich setzte mich auf den Rand des Bettes und weckte Khufu.
    Er war sofort hellwach. »Nefrit! Hast du dich endlich entschieden, mit mir …«
    »Nein, Khufu. Ich muss mit dir sprechen«, unterbrach ich ihn.
    »Über unsere gemeinsame Zukunft?«
    »Über unsere gemeinsame Reise nach Amurru.«
     
     
    Wir brachen auf, bevor Re den Horizont überschritten hatte. Wir wurden von zehn Bewaffneten des Palastregiments begleitet. Eine größere Eskorte hätte uns nur aufgehalten und wäre im Sinai gefährlich gewesen.
    Wir galoppierten stromabwärts, vorbei

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