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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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aber du bist nun alt genug, um für dich selbst zu leben.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Ahnst du es immer noch nicht? Nach all den Jahren, in denen wir uns kennen?«
    »Was denn?«
    »Ich bin deine Mutter, Nefrit. Deine wirkliche Mutter. Tutmosis war dein Vater. Du wurdest im Tempel von Abodu geboren und im zwanzigsten Jahr des Huni Kamose übergeben.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Seit ich vor Jahren erfahren hatte, dass Kamose nicht mein Vater war, hatte sich Meresankh um mich gekümmert und mich wie ihre Tochter behandelt.
    »Hörst du mir zu, Nefrit?«
    »Ich kann es nicht glauben, Mutter.«
    »Jedes Wort ist wahr, Nefrit. Seneferu, Hotephores, Amenemhet und Nefermaat sind deine Geschwister.«
    »Aber ich bin viel jünger. Seneferu ist siebzehn Jahre älter als ich.«
    »Ich habe Tutmosis erst spät kennen gelernt, Nefrit.«
    »Ich muss … darüber nachdenken.«
    »Das kann ich verstehen, Nefrit. Diese Nachricht wird dein Leben verändern. Du kommst in der Thronfolge direkt nach Hotephores, noch vor Merit. Es ist deine Sache, wie du mit diesem Geständnis umgehst. Wenn du es der Welt mitteilst, wirst du keine ruhige Nacht mehr haben, weil sämtliche Prinzen des Reiches, die sich die Nachfolge Seneferus zutrauen, dich heiraten wollen. Nicht zuletzt Khufu. Oder Maatkare. Wenn du es geheimzuhalten verstehst, bist du frei. Freier, als ich es jemals war.«
    Ihre Kehle war trocken, und ich brachte ihr einen Becher Wein. Ihre Hand zitterte so stark, dass sie den Becher nicht halten konnte, und so half ich ihr beim Trinken. Sie hielt meine Hand fest. »Danke, Nefrit. Danke für alles. Ich werde jetzt gehen.«
    Ich war traurig und wütend zugleich, weil ich sie nicht aufhalten konnte. Es war ihre Entscheidung gewesen, die ich zu respektieren hatte. Zumindest sollte der Mensch selbst entscheiden können, wann er aus diesem Leben scheidet.
     
     
    Vier Jahre nach Aserkafs und Nefermaats Tod herrschte im Palast wieder Trauer. Sarenputs und Henutsens siebzigtägige Einbalsamierung war beinahe abgeschlossen, die Gräber bereits vorbereitet. Der Tod seiner Mutter hatte Seneferu tief getroffen. Er zog sich für einige Tage in den Tempel des Atum zurück, um sich in das Gespräch mit dem Schöpfergott zu versenken.
    Am Tag, als der König in den Tempel ging, kam Merit zu mir in die Wohnung. Es war früh am Morgen und ich war noch nicht in den Wesirspalast aufgebrochen. Ihre Wehen hatten begonnen.
    »Warum bleibst du nicht in deinem Garten, Merit? Dort ist alles für dich vorbereitet. Du bist unvernünftig!«
    »Ich habe Angst vor Khufu. Ich will hier bei dir bleiben. Was ist mit dem Arzt Sethi? Hat er gefunden, wonach er gesucht hat?«
    »Er bringt das Kind hierher, sobald es soweit ist. Ich werde ihn rufen lassen!«
    Sethi erschien wenig später, um Merit beizustehen. Ihre Wehen kamen in kurzen Abständen und waren so heftig, dass Merit ihren Schmerz in die Welt hinausschrie.
    »Es wird alles gut gehen, Prinzessin! Mach dir keine Sorgen!«
    »Hast du das Kind?«
    »Ich habe einen kleinen Jungen, der vor drei Tagen in einem Dorf außerhalb von Mempi geboren wurde. Die Eltern waren gegen Gold bereit, mir ihr Kind zu überlassen. Das war das neunte Kind. Die anderen sind alle sehr hübsch.«
    »Ich will kein hübsches Kind!«, stöhnte Merit. »Ich will eines, das einem gewissen Mann nicht ähnlich sieht.«
    Sethi stellte keine Fragen und handelte. Er verzichtete auf Hebammen, Wasser- und Tuchvorsteherinnen und brachte Merits Kind gesund und lebendig zur Welt.
    Merit strahlte mich an, als sie einen frisch gewaschenen kleinen Jungen im Arm hielt. »Ich werde ihn Bafre nennen!«
    Sethi legte den Jungen aus dem Dorf neben Bafre. »Nein, Prinzessin. Du wirst diesen hier Bafre nennen. Dein Sohn heißt Menkare.« Dann nahm er Bafre, der jetzt Menkare hieß, auf seinen Arm.
    »Bring ihn noch nicht weg, Sethi! Ich will ihn noch ein wenig halten.«
    »Es ist zu gefährlich, Prinzessin! Wenn Prinz Khufu …«
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür meines Schlafgemaches. Sekhem wusste, dass Merit bei mir war, und betrat den Raum nicht. Ich öffnete die Tür und blickte hinaus. »Was ist?«
    »Prinz Khufu ist hier!«, flüsterte Sekhem. »Er fragt, ob Merit bei dir ist.«
    »Sag ihm, sie ist hier. Er möge sich noch einen Augenblick gedulden. Sie hat gerade ihren Sohn Bafre zur Welt gebracht und ist noch nicht bereit, ihn zu empfangen.«
    »Das kann sie mir selbst sagen, Nefrit!«, fauchte Khufu, der hinter Sekhem

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