Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
hervorgetreten war. Er machte Anstalten, an mir vorbeizustürmen, doch ich versuchte, ihn aufzuhalten.
    »Du kannst jetzt nicht hinein, Khufu!«, sagte ich lauter als normal, in der Hoffnung, dass Sethi und Merit meine Worte hören und reagieren würden.
    »Ich kann und ich werde! Merit ist meine Gemahlin!« Mit diesen Worten öffnete er die Tür und stürmte in mein Schlafgemach. Vor meinem Bett blieb er stehen und schaute auf Merit hinunter, die ängstlich eines der Kinder an ihre Brust gepresst hielt. Ich konnte nicht sehen, welches. Sethi war nicht im Raum.
    Er ging um das Bett herum und sah in das kleine Gesicht. Ich atmete auf: Es war der richtige falsche Bafre, der Junge aus dem Dorf.
    »Ich habe ihn Bafre genannt«, sagte Merit. »Ich hoffe, dir gefällt dieser Name.«
    »Das ist nicht mein Sohn!«, fauchte Khufu.
    Mit seinen starken Armen, die gewohnt waren, Pferdegespanne zu lenken, Speere zu werfen und Schwerter zu schwingen, prügelte er auf Merit ein, die hilflos mit dem Kind im Arm auf meinem Bett lag. Ich schlug von hinten auf ihn ein, damit er von Merit abließ, aber mit einer ungeduldigen Bewegung fegte er mich zur Seite.
    Er ließ erst von ihr ab, als ihr Gesicht blutete. Ohne seine Frau und das Kind eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er zur Tür. »Ich werde eine Lösung finden!«, sagte er, bevor er die Tür hinter sich zuschlug.
     
     
    Über die Lösung seines Problems dachte Khufu nicht lange nach.
    Am nächsten Morgen ließ ich Sekhem rufen, weil ich ihm einen Auftrag geben wollte, aber er erschien nicht. Ich schickte einen meiner Schreiber in seine Wohnung, und sie fanden sie leer. Beunruhigt begab mich selbst in die Unterkünfte der Diener. Sekhem bewohnte zwei kleine Kammern hinter dem Garten meiner Wohnung. Seine Wohnung sah aus, als sei ein Wüstensturm durch sie hindurchgefegt: Das Bett lag umgestürzt an der Wand, der Tisch war zerbrochen, die Truhe durchwühlt, die Papyri lagen zerknickt über den Boden verstreut. Von Sekhem keine Spur.
    Im ersten Augenblick dachte ich, Sekhem habe seine Sachen gepackt und sei verschwunden, weil er dem Druck nicht mehr standhalten konnte. Hatte er vermutet, dass das Kind von ihm war? Hatte Merit endlich doch mit ihm gesprochen? Doch dann sah ich, dass sein wertvollster Besitz, eine goldene Kette, die ihm von Seneferu für seine Tapferkeit im Zedernland verliehen worden war, noch in seiner Truhe lag. Also war er weder geflohen noch beraubt worden.
    Ich begab mich in die Kommandantur der Palastwache und forderte General Rensi auf, mich unverzüglich über den Aufenthaltsort meines Sekretärs zu informieren.
    »Sekhem hat den Palast heute nicht verlassen«, versicherte mir General Rensi. »Hier kommt niemand hinaus oder herein, ohne dass ich es weiß, Prinzessin.«
    »Dann muss er ja noch hier sein!«
    Der General stellte mir zwanzig Männer zur Verfügung, die mit mir den ganzen Palast nach Sekhem absuchten. Sie fanden nichts. Sekhem war wie vom Erdboden verschwunden.
    Ich entließ die Männer und kehrte in die Kommandantur der Palastwache zurück. »Wir haben irgendetwas übersehen, General. Sekhem muss hier sein.«
    Ein Kommandant der Wache betrat den Raum. »Ein Diener aus der Küche, General. Er hat etwas gefunden.«
    Ich war aufgesprungen. »Der Mann soll hereinkommen.«
    Ein Mann in einem einfachen Schurz wurde in den Raum geschoben. Vor dem General und mir fiel er auf den Boden.
    »Was hast du gefunden?«, fragte ich ihn.
    »Eine Hand.«
    »Eine Hand?«, fragte ich ungläubig.
    »Zwischen den Küchenabfällen. Die Hand ragt aus dem Müll.«
    Ich zog den Küchenhelfer hinter mir her aus der Kommandantur. General Rensi und zwei seiner Offiziere folgten mir. Der Mann schien sich in seinem Leben noch nie so schnell bewegt zu haben, denn er konnte mir kaum folgen. Er führte mich durch die Küche und eine rückwärtige Tür zu einem Müllhaufen, der sich in einer brunnenartigen Umfassungsmauer befand. Aus dem stinkenden Müll ragte eine Hand.
    Verzweifelt begann ich, in den Abfällen zu wühlen, und legte einen Arm und einen muskulösen Oberkörper frei.
    »Bitte, Prinzessin, lass mich das machen!«, bat General Rensi. Er half mir, Sekhems toten Körper aus der stinkenden Masse zu befreien.
    Ich war wütend genug, Khufu direkt zu konfrontieren. Ich stürmte in seinen Arbeitstrakt im Palast. Sein Zeremonienmeister versuchte mich aufzuhalten. »Prinz Khufu will nicht gestört werden!«
    »Das kann ich mir vorstellen!«, fauchte ich und schob ihn

Weitere Kostenlose Bücher