Die Herrin der Pyramiden
warten wollte.
Zeitweilig war sogar Maatkare verdächtig, doch der Verdacht der Beteiligung des Königssohnes an dem Anschlag gegen seinen Vater konnte bald entkräftet werden. Urnammus Beteiligung an dem Umsturzversuch konnte nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Fest stand, dass Ramesses Helfer sumerische Kriegsgefangene waren, die in den vergangenen Wochen aus ihren Zwangsarbeitsverhältnissen geflohen waren und sich in Mempi zusammengeschlossen hatten. Fest stand auch, dass Ramesse und Adonija eine enge Beziehung zum sumerischen Prinzen unterhielten und des Öfteren bei ihm zum Essen erschienen waren. Selbst mich hatte Urnammu mehrmals eingeladen, vor und nach meiner Hochzeit mit Sarenput.
Ramesses Hinrichtung fand am folgenden Tag statt. Ich stand neben Seneferu am Erscheinungsfenster und betrachtete die Szene auf dem Platz vor dem Palast. Der Henker mit der Anubis-Maske stand hinter dem knienden Ramesse und schwang sein Schwert. Ramesses Kopf rollte in den Sand. Fürst Adonija von Amurru und seine Vertrauten aus Sumer starben gleich nach dem Verräter, dessen Name aus den Archiven getilgt wurde.
»Kann ich Euch sprechen, Majestät?«
Seneferu hatte einen einfachen Leinenschurz und Ledersandalen angelegt. Weder war er geschminkt, noch trug er irgendwelchen Schmuck. Er wollte gerade seinen Wagen besteigen und zur Jagd fahren, als ich mich ihm näherte.
»Was willst du mit mir besprechen, Nefrit?«
»Nach zwei endlosen Wochen untätigen Wartens will ich wissen, wie meine Zukunft aussieht.«
Meine Wortwahl entsprach nicht den üblichen Regeln in Gegenwart des Königs. Aber es schien ihm nichts auszumachen.
»Was hast du vor, Nefrit?«, fragte er mich.
»Ich will reisen! Bitte erlaubt mir zu reisen, Majestät!« Er hatte mir den Rücken zugewandt. Er spannte seine Schultern an, als hätte ich ihn geschlagen. Als er nicht sofort antwortete, fuhr ich fort: »Wer braucht mich hier, Majestät? Rahotep ist nach Iunu zurückgekehrt. Kanefer verweigert mir meine Arbeit mit der fadenscheinigen Begründung, dass ich mich schonen soll. Die Bauarbeiten an der neuen Pyramide wurden eingestellt …«
»
Ich
brauche dich!«, sagte er und drehte sich zu mir um. »Du hast mich bereits einmal darum gebeten und wärst beinahe nicht zurückgekehrt, Nefrit. Wohin willst du? Zum Meer?«
»Nein, Majestät. Das Meer habe ich bereits gesehen.«
»Zu den Quellen des Hapi?«
»Wenn die Reise lange genug dauert«, sagte ich.
»Du kannst vor der Vergangenheit nicht fliehen. Und vor der Zukunft auch nicht.«
»Welche Zukunft, Majestät?«
»Ich habe bereits mit Kanefer gesprochen. Er erwartet dich morgen wieder im Wesirspalast.«
»Ich werde nicht wieder heiraten!«, warnte ich ihn.
Er sah mich überrascht an. »Habe ich das von dir verlangt?«
»Ihr habt es von Eurer Tochter Tiya verlangt.«
»Maatkare braucht eine Frau königlicher Abstammung.«
»Wird er der neue Thronfolger, Majestät?«
»Ich werde keinen ernennen.«
»Das ist Wahnsinn! Habt Ihr nicht die Rivalität zwischen Khufu, Maatkare und Merire während der letzten Tage gesehen, seit Rahotep das Feld geräumt hat?«
»Ihr Streit ist mir nicht entgangen, Nefrit.«
»Sie werden sich gegenseitig umbringen, wenn Ihr nicht einen von ihnen auswählt! Khufu ist besessen von der Idee, König zu werden. Maatkare spinnt seine Intrigen vom Palast des Fürsten von Mempi gegen Kanefer und Khufu. Und Merire wühlt mit beiden Händen im Staatsschatz.«
»Für einen Augenblick habe ich über Djedef als meinen Nachfolger nachgedacht. Aber ich habe mich entschieden, ihn als Fürsten nach Amurru zu senden. Er wird mit starker Hand durchgreifen. Er ist einer der wenigen, denen ich vertrauen kann.«
»Djedef geht nach Amurru?« Nun würde mich also auch noch mein Freund Djedef verlassen.
»Vielleicht hätte ich doch Rahotep als das kleinere Übel wählen sollen«, fuhr Seneferu unbeirrt fort. »Sein Fanatismus für den Sonnengott Re hätte durch Hesire als Hohepriester des Atum gezügelt werden können. Aber seine Affäre mit Ti …«
»Ihr wisst davon?«
»Ich beobachte seit Jahren deine Loyalität ihm gegenüber und dein Bemühen, diese Affäre zu vertuschen. Das Kind, das du verloren hast, war nicht von Rahotep, nicht wahr?«
»Nein. Sarenput war mein Geliebter.«
»Sarenput! Immer Sarenput! Er wäre ein guter Herrscher geworden. Ich hatte ihn in Tis gebeten, Regent zu werden. Ich wollte meine Macht mit ihm teilen.«
»Warum?«
»Ich bin müde, Nefrit. Zu
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