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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Schrift zu Papyrus gebracht hatte.
    Die ersten Worte des Briefes las Sethi flüsternd vor, dann verloren sich seine Worte inmitten seiner Gedanken: »Mein Geliebter, diesen Brief wage ich auf ein Zeichen von dir zu schreiben, ein kleines Zeichen nur …«
    Ich wartete einige Augenblicke, bis Sethi die Konsequenzen einer Liebesaffäre zwischen einem Priester und einem Tempelschüler bewusst geworden waren, und dann fragte ich: »Willst du Senenmut treffen?«
    »Ja, ich werde ihn treffen. Aber nur, um ihm zu sagen, dass das völlig unmöglich ist!«
    »Was soll ich Senenmut sagen?«
    »Ich werde ihn morgen Nacht an der dem Hapi zugewandten Seite der Tempelmauer treffen, dort, wo die Statue der Sekhmet steht. Bitte richte ihm das aus!«
    »Das werde ich tun.« Damit erhob ich mich und wünschte ihm eine gute Nacht. Ich war überzeugt davon, dass es die unruhigste Nacht seines Lebens werden würde.
     
     
    »Was hat er gesagt?«, fragte mich Senenmut noch vor den Morgenriten. Er war so ungeduldig, dass er mir bis zu meiner Kammer entgegengekommen war.
    »Er will dich treffen!« Was Sethi über eine mögliche Beziehung noch gesagt hatte, verschwieg ich. Die beiden Verliebten sollten ihr Schicksal selbst bestimmen.
    »Wann?«
    »Heute um Mitternacht an der Statue der Sekhmet.«
    »Danke, Nefrit!« Dankbar rieb er seine Nase an meiner Wange.
    Niusers Vortrag nach den Morgenriten referierte über die Landvermessung nach der Überschwemmung und die Steuerfestsetzung. Da ich durch meinen Vater über das Steuersystem bereits ausreichend informiert war, hatte ich Muße, Senenmut zu beobachten, der den ganzen Vormittag wie ein zappelnder Fisch auf dem Trocknen auf seiner Sitzmatte herumrutschte und geistesabwesend die Wände anstarrte.
    Während der Mittagspause setzte er sich neben mich in den Schatten des Tempels, und wir aßen das Brot gemeinsam.
    »Kannst du mich heute Abend begleiten, Nefrit?«
    »Wozu?«, fragte ich kauend.
    »Ich habe … ich bin ein wenig …«
    »Aufgeregt?«, legte ich ihm das richtige Wort in den Mund.
    »Ja«, gestand er mit entwaffnender Ehrlichkeit ein. Wie konnte ich seinem Wunsch nicht entsprechen?
    Ich begleitete Senenmut zur verabredeten Stelle. Doch anstatt in meine Kammer zurückzukehren, versteckte ich mich zwischen den Säulen.
    Sethi trat aus dem Schatten hinter der Sekhmet-Statue, als Senenmut sich näherte. Ich konnte nicht verstehen, was sie sich sagten. Aber Sethis Gestik entnahm ich, dass er Senenmut über die Konsequenzen einer Beziehung mit einem Gottesdiener aufklärte. Senenmut stand wie eine Statue vor ihm, bis Sethi fertig war. Dann sagte er ein paar Worte, auf die Sethi wiederum antwortete. Senenmut näherte sich dem Priester und nahm seine Hand, die er im Verlauf des Wortwechsels nicht mehr losließ. Sethis Gestik wurde immer weniger ablehnend, und schließlich sah ich die beiden ihre Nasen aneinander reiben. Senenmut schlang seine Arme um die Schultern des Priesters und küsste ihn auf die Lippen. Sethi antwortete ihm mit aller Leidenschaft. Dann gingen sie zusammen weg.
    Nach den Morgenriten sah ich Senenmut wieder. Er war übermüdet und konnte kaum die Augen offen halten, aber er lächelte, als sei er von Hathor selbst geliebt worden. Den ganzen Vormittag träumte er neben mir in Niusers Unterricht. Ramses und Mektire tuschelten während des Vortrages und machten sich über ihn lustig.
    In der Mittagspause setzte sich Senenmut neben mich und steckte mir eine Tonscherbe zu. »Danke wegen gestern Abend, Nefrit. Kannst du diesen Brief Sethi geben?«
    Ich zog die Tonscherbe aus dem Ausschnitt meines Kleides und las sie in seiner Gegenwart. »Du bist verrückt, Senenmut! Das wird er niemals tun!«, sagte ich voller Überzeugung.
    »Er hat es bereits getan. Gestern Nacht.«
    Gegen Mitternacht stahl ich mich an der schlafenden Iya vorbei aus meiner Kammer und machte mich auf den Weg zu Sethi. Er war nicht überrascht, als ich den Vorhang seiner Kammer zurückschlug und eintrat. Wortlos reichte ich ihm Senenmuts Nachricht.
    Sethi las die Scherbe und ging unruhig in seiner Kammer auf und ab, wie ein Löwe, der nach einem Ausweg aus seinem Käfig sucht. Dann setzte er sich, zog die Schreibplatte auf seine Knie und verfasste innerhalb von wenigen Augenblicken eine nicht minder poetische Antwort an seinen Geliebten.
    Sethis und Senenmuts Affäre blieb mehr als sieben Monde unentdeckt, bis eines Nachts Ramses, der die Kammer mit Senenmut teilte, seinem Mitschüler durch den

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