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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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getragene Götterbild des Ptah zum Stillstand kam und der Festzug sich staute, lief ich zu meinem Vater hinüber.
    »Nefrit! Ptah sei Dank.«
    Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass der König zu mir herübersah. Aber in diesem Augenblick war mir alles egal, denn ich war nicht mehr allein!
    Wir fielen uns in die Arme und hielten uns aneinander fest. »Meine geliebte Nefrit! Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!«
    »Es tut mir Leid, Vater! Es tut mir Leid, was ich dir angetan habe.«
    »Schon gut, meine kleine Nefrit. Schon gut.«
    Die Prozession zog an uns vorbei, während wir uns in den Armen hielten und unsere Nasen aneinander rieben.
    Wir hatten uns viel zu erzählen. Ich berichtete ihm von meiner Weihe und meiner bestandenen Abschlussprüfung als Schreiber. Er erzählte mir vom Leben auf der Baustelle, das sich nach meinem Weggang nur unwesentlich verändert hatte. Prinz Nefermaat hatte die Arbeiter auf der Baustelle gnadenlos angetrieben, um den gewaltigen Bau wie vom König befohlen innerhalb von fünf Jahren fertig zu stellen. Kamose hatte daraufhin um eine Audienz beim Herrscher gebeten und sich über dessen Bruder beschwert. Erneut musste der König zwischen dem Wesir und dem Bauleiter vermitteln. Die Differenzen zwischen Nefermaat und meinem Vater schienen unüberbrückbar zu werden.
    »Hast du Satamun wiedergesehen?«, fragte ich ihn, als ein Bote uns fand:
    »Bist du Kamose von Tis?«
    »Der bin ich.«
    »Der Zeremonienmeister Seiner Majestät, Thotmes, will dich sehen. Sofort!«
     
     
    Mein Vater bat mich, ihn in den Palast zu begleiten, da er nicht wusste, wie lange die Audienz bei Thotmes dauern würde.
    Der Palast von Mempi war wesentlich kleiner als die Residenz von Pihuni. Die Ministerien und das Archiv mussten sich außerhalb des Areals befunden haben, als die Könige in diesem Palast residiert hatten. Der Bote führte uns durch ein großes Tor, über einen Hof zum Haus der Verehrung. Hier wohnte und regierte der König während seines Aufenthaltes in Mempi.
    Während mein Vater von Thotmes empfangen wurde, lief ich im Wartesaal der Bittsteller auf und ab. Re senkte sich bereits auf den Horizont, und noch immer hörte ich nichts von meinem Vater. Hatte mein Verhalten Thotmes derart gereizt, dass er meinen Vater bestrafte? Warum dauerte die Unterredung so lange?
    Die Tür öffnete sich, und ein Schreiber kam auf mich zu. »Bist du Nefrit aus Tis, Priesterin des Ptah?«
    Ich folgte ihm durch die Gänge des Palastes. Mit jedem Schritt wurde ich unruhiger. »Wohin gehen wir?«
    »Wohin wohl? Was soll die Frage?«
    Mein Schicksal war besiegelt! Mein Vater und ich würden für die Lästerung des Lebendigen Gottes bestraft werden. Und ich wusste nicht einmal, wie ich mich verteidigen sollte. Ich war schuldig: Es gab Tausende Zeugen.
    Der Schreiber betrat nach mir den Audienzraum. Die untergehende Sonne warf ein goldenes Licht in den Raum. Als sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten, erkannte ich den König auf einem Stuhl direkt vor mir. Ich warf mich ihm zu Füßen und küsste den Boden unter seinen Sandalen. Mein Vater kniete neben mir. Neben ihm standen Wesir Nefermaat und ein hoher Beamter mit einer aufwändigen Perücke und einem durchscheinenden Mantel über dem plissierten Leinenschurz.
    Der Herrscher sah mich schweigend an, bis ich den Blick hob. Da ich mein Leben ohnehin verwirkt hatte, wagte ich es, ihm direkt in die Augen zu sehen.
    Es war ein schönes Gesicht mit leicht geschwungenen, geschwärzten Brauen unterhalb einer hohen Stirn, über der Geier und Kobra der Königswürde thronten. Seine Nase war wie von Imhotep gemeißelt, genauso wie die Lippen, die mit Henna gerötet waren. Die Augen waren mit Lapispulver blau geschminkt und ruhten auf mir. Der Göttliche schien überrascht, dass ich ihn direkt ansah. Sein Blick tauchte in meinen, aber mein Geist hielt seinem stand. »Sie entspricht ganz deiner Beschreibung, Kamose. Und sie scheint von den Göttern begünstigt, wenn sie so klug ist, wie du sie mir beschrieben hast, denn sie ist noch dazu sehr schön. Sie macht ihrem Namen alle Ehre. – Steh auf, Nefrit!«, befahl Seneferu, und ich stand auf.
    Auch er erhob sich von seinem Stuhl und ging um mich herum, als wollte er mich von allen Seiten betrachten. Ich wagte nicht, mich zu bewegen. »Du bist Priesterin?«
    Was sollte die Frage? Das konnte er doch sehen. »Ja, Euer Majestät.«
    »Dein Vater hat mir berichtet, du hättest vor kurzem die Prüfung zum Schreiber

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