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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Nefrit. Du siehst aus wie eine Prinzessin!«
    »Das Kleid und der Schmuck gehören deiner Schwester Merit.«
    »Das meinte ich nicht. Ich meine die Schönheit unter dem Stoff, dem Gold und den falschen Haaren!« Er hielt meine Hand fest. »Heirate mich!«, flüsterte er in mein Ohr, und sein Atem streifte meinen Nacken.
    »Du bist betrunken, Khufu!«
    »Ich bin trunken von deiner Schönheit, Nefrit.«
    »Lass den Unsinn, Khufu. Ich werde deinen Bruder heiraten.«
    »Das ist keine weise Entscheidung. Aber wenn du dich entschieden hast … Solltest du seiner irgendwann überdrüssig sein, stehe ich dir gern zur Verfügung. Für eine oder mehrere Nächte, ganz nach deinem Belieben.«
    Das Mahl zog sich über mehrere Stunden hin. Ich hatte bereits von den ersten Platten so viel genommen, dass ich von den weiteren Speisen nicht mehr essen konnte. Ich fragte mich, wie zu dieser späten Stunde noch irgendjemand etwas zu sich nehmen konnte. Ich probierte hier und da, brachte aber bald trotz aller Köstlichkeit nichts mehr hinunter.
    Ich hatte keine Lust, mich weiter mit dem betrunkenen Khufu zu unterhalten, stand auf und schlenderte durch den Saal. Bei den fremdländischen Gesandten blieb ich stehen und sah in die bärtigen Gesichter.
    Einer der Männer forderte mich auf, mich zu ihm zu setzen. Ich zog mir ein Sitzkissen heran und begann ein Gespräch mit ihm.
    »Ich komme aus dem Land der zwei Ströme«, sagte er.
    »Wir sind uns schon begegnet, im Palast von Pihuni. Du heißt Tirigan.«
    »Ich kann mich nicht an dich erinnern. Ich bin der Botschafter des sumerischen Reiches am Hof von König Seneferu«, erläuterte Tirigan, dem der Wein aus Kemet nichts auszumachen schien.
    »Der Botschafter von Sumer! Wie geht es Sargon mit dem unaussprechlichen Namen?«
    »Sargon? Das ist kein Name aus unserer Sprache.«
    »Sargon war vor drei Jahren mit dir in der Residenz von Pihuni. Er war der Mundschenk des Königs von Kisch. Aber er stammte aus Akkad, wie er mir erzählte.«
    »Du sprichst von König Scharrukena, Prinzessin. Scharrukena war damals Mundschenk des Königs Urzaba von Kisch. Er hatte jahrelang die Staatsgeschäfte für den König geführt und dabei seine eigenen ehrgeizigen Pläne verfolgt.« Der Botschafter lachte, als er sich der Vergangenheit erinnerte. »Mit einigen Vertrauten, zu denen auch ich gehörte, bereitete er das Komplott vor. Dann entmachtete er den ganz auf ihn vertrauenden König Urzaba, schaltete die Besatzungstruppen von König Lugalzagesi in Kisch aus und unterwarf das Reich Sumer. König Lugalzagesi selbst fiel Scharrukena als Gefangener in die Hände.«
    »Ich nehme an, er lebt nicht mehr.«
    »Worauf du dich verlassen kannst! Man sollte sich mit König Scharrukena eben nicht anlegen.«
    »Das habe ich nicht vor. Ich will das Reich Kemet nicht gefährden.«
    Es dauerte einige Augenblicke, bis Tirigan meine Bemerkung verstand und in ein so lautes Lachen ausbrach, dass es selbst die Aufmerksamkeit des Lebendigen Gottes auf sich zog. »König Scharrukena erobert das Land Kemet! Das ist wirklich komisch, Prinzessin!«
    Nachdem ich mich von König Sargons Botschafter verabschiedet hatte, ging ich zu meinem Sitz zurück. Khufu hatte begriffen, dass ich in dieser Nacht nicht das Bett mit ihm teilen wollte und ließ mich in Ruhe.
    Ein Diener reichte mir eine Schüssel, damit ich mir die Hände waschen konnte, und flüsterte mir ins Ohr: »Seine Majestät wünscht, dich zu sehen. Wenn du mir bitte folgen würdest.«
    Rahotep war so in ein Gespräch mit seinem Adjutanten Ti vertieft, dass er weder bemerkte, dass ich mich von meinem Platz entfernt hatte, noch dass ich ihn erneut zu verlassen gedachte.
    Ich folgte dem Diener zum Thron des Königs. Die Königin hatte sich bereits zurückgezogen. Seneferu hatte gespeist und betrachtete gelangweilt die Gesellschaft im Saal. Doch es war ihm wohl zu früh, sich in sein Schlafgemach zurückzuziehen. Der Diener legte ein Kissen zu seinen Füßen, auf dem ich Platz nehmen durfte.
    »Wie gehen deine Verhandlungen mit Botschafter Tirigan voran, Nefrit? Hast du ein neues Handelsabkommen mit König Sargon ausgehandelt?« Seneferus Blick hatte sich an meinem Gewand festgesaugt, vor allem an den Stellen, die durch den dünnen Stoff kaum verhüllt wurden. »Ich hoffe, du verkaufst mein Reich nicht zu billig, Nefrit. Das ist eigentlich die Aufgabe meines Bruders Nefermaat.«
    »Ich … nein, Euer Majestät.«
    »Warum lachte der Botschafter?«
    »Ich habe ihm eine Frage

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