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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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gestellt, die ihn überrascht hat.«
    »Welche Frage könnte den Botschafter dermaßen amüsiert haben? In den Verhandlungen der letzten Wochen soll er sehr angespannt gewesen sein, berichtete mir Nefermaat.«
    »Ich habe ihn gefragt, wann König Sargon Kemet erobern will, Euer Majestät.« Ich wagte nicht, Seneferu anzusehen aus Angst, sein Blick würde sich wieder an mir festsaugen.
    Seneferu brach in schallendes Gelächter aus, und die speisende Gesellschaft verstummte einen Augenblick, um festzustellen, warum der König lachte. »Nefrit, seit wann beschäftigst du dich mit Außenpolitik?«
    »Das tue ich nicht, Euer Majestät! Botschafter Tirigan hat mir von den Eroberungen König Sargons innerhalb der letzten Jahre erzählt. Ich habe Sargon vor drei Jahren kennen gelernt und halte ihn für einen ehrgeizigen Mann.«
    »Er ist nicht nur ehrgeizig, er ist auch gewalttätig. Ich befürchte, dass er in den nächsten Jahren das gesamte Zweistromland erobern wird. Die Gefahr, dass er sich auch Kemet aneignen will, kann ich nicht ausschließen. Deine Befürchtungen sind nicht ganz unbegründet, Nefrit.«
    Ein Diener reichte uns zwei neue Becher mit süßem, schwerem Wein.
    »Wie geht die Arbeit an meinem Grabmal voran, Nefrit?«, fragte er mich.
    »Wir haben beinahe ein Viertel der geplanten Höhe erreicht, Euer Majestät. Der Kernturm, der für die Stabilität des Bauwerkes sorgt, hat fast die Höhe der späteren Pyramidenspitze.«
    »Ist das Grabkammersystem vollendet?«
    »Die Kammern sind bezugsfertig«, sagte ich und biss mir wegen der Wortwahl auf die Lippen.
    Er sah mich amüsiert an. »So eilig habe ich es nun doch nicht …«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Euer Majestät. Das war unglaublich gedankenlos von mir.«
    »… und doch werde ich auch den nächsten Feldzug persönlich als Oberbefehlshaber leiten. Rahotep und Khufu sind noch zu unerfahren, um die Regimenter allein zu führen.«
    »Der nächste Feldzug? Ist Kusch nicht vollständig unterworfen?«
    »Kusch ist unterworfen, genauso wie die Länder stromaufwärts der Katarakte. Ich warte sehnsüchtig darauf, dass Rahotep und Aserkaf die neue Flotte fertig stellen, damit ich die schon seit Jahren geplante Expedition in das Zedernland durchführen kann. Schon vor drei Jahren habe ich Truppen über Land in die Provinz geschickt, um die Lieferungen von Zedernholz zu sichern, aber zu meinem Bedauern ohne Erfolg. Unsere Truppen werden in den Wüsten immer wieder von amoritischen Nomadenstämmen aufgerieben. Also habe ich beschlossen, eine Flotte zu bauen, um die für uns lebenswichtigen Wälder im Zedernland auf dem Seeweg zu sichern. Leider zeigen sich weder Rahotep noch Aserkaf fähig, die Schiffe meinen Wünschen gemäß fertig zu stellen. Wenn beide doch nur den gleichen Ehrgeiz wie du zeigen würden, wäre die Flotte bereits vergangenes Jahr fertig geworden.«
    Meinte er das Kompliment ernst?
    Ich weiß nicht, wie lange unsere Blicke ineinander versunken blieben. Je länger er mich anstarrte, desto heißer wurde mir. Es war mir nicht möglich, meinen Blick aus dem seinen zu lösen. Er schien magische Fähigkeiten zu haben.
    Rahotep erlöste mich aus seinem Bann. Er verneigte sich tief vor seinem Vater und sagte: »Majestät, ich bitte um Verzeihung, aber ich werde Euch Nefrit entführen. Nefrit wohnt noch nicht im Palast, und ich werde sie jetzt nach Hause bringen.«
     

3
    Während der Rückfahrt zur Baustelle stritten Rahotep und ich unablässig. Wir lenkten unsere Wagen nebeneinander durch die Dunkelheit. Eine Eskorte von sechs Leibwächtern folgte uns in angemessenem Abstand.
    »Nefrit, du hast dich heute während des Empfanges unmöglich benommen. Erst dieses furchtbare Kleid und dann der inszenierte Auftritt zusammen mit Merit!«
    Ich verkrampfte meine Hände um die Zügel der Pferde. Ich musste mich mühsam beherrschen, in gemäßigter Lautstärke zu sprechen. »Du hättest dir schon beim Absenden deiner Einladung zu diesem Empfang etwas mehr Mühe geben können! Deine Nachricht erreichte mich erst kurz vor Beginn des Empfanges. Da schwamm ich noch im Hapi.«
    »Beschuldige mich nicht für die Fehler meines Zeremonienmeisters! Ich werde ihn entlassen, wenn dir das lieber ist.«
    »Nein!«, bat ich entsetzt. «Das wollte ich damit nicht sagen! Reni ist dir sicher ein sehr wertvoller Mitarbeiter. Es besteht kein Grund, ihn wegen solch einer Kleinigkeit zu entlassen.«
    »Er hat die künftige Prinzessin Nefrit verärgert. Vielleicht die künftige

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