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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Von der obersten Plattform der Pyramide aus konnte ich sehen, dass die Barken schwerer beladen waren als auf ihrem Weg ins Land des Sonnenzenits.
    Rahotep brachte die mehr als siebentausend männlichen und weiblichen Gefangenen aus den Ländern stromaufwärts von Kusch auf seinen Barken mit nach Mempi. Die Kriegsgefangenen sollten als Arbeiter auf die neuen Wirtschaftsdomänen im östlichen Sumpf des Hapi nahe der Grenze zu den Fremdländern des Sonnenaufganges verteilt werden. Außerdem hatte der König über zweihunderttausend Rinder und Schafe erbeutet, die während des Rückweges bereits über die Wirtschaftsdomänen des Oberen Landes verteilt worden waren. Die weitere Beute des siegreichen Feldherrn bestand in mehreren Schiffsladungen voller Gold, das aus den kuschitischen Minen stammte.
    Ich war in Richtung Flussmitte geschwommen, als ich meinen Vater am Ufer entdeckte.
    »Nefrit, bist du hier?« Mit beiden Armen teilte er das Uferschilf und blickte über den Fluss. »Nefrit!«
    »Ich bin hier, Vater.«
    »Ein Bad wäre eine gute Idee.« Er öffnete seinen Schurz und stieg in den Fluss. »Vorhin kam eine Nachricht von Prinz Rahotep.«
    »Was will er?«, fragte ich und schwamm noch ein paar Züge in Richtung Flussmitte.
    »Ich weiß es nicht. Der Brief liegt neben meiner Kleidung am Ufer. Ich dachte, ich bringe ihn dir. Vielleicht ist es dringend.«
    Ich überlegte, warum mir Rahotep wohl eine Botschaft zukommen ließ. Dann schwamm ich zum Ufer, um unter der Kleidung meines Vaters den Brief zu suchen. Ich erbrach das Siegel des Prinzen und begann zu lesen.
    »Verdammt!«, fluchte ich. »Vater, wann ist der Brief abgegeben worden?«, rief ich zu ihm hinüber.
    »Eben erst. Was ist? Wohin gehst du?«, rief er zurück.
    »Ich muss in den Palast. Heute Abend findet ein offizieller Empfang anlässlich der Rückkehr des Königs statt. Ich bin Rahoteps Gast.«
    »Wann ist der Empfang?«
    »Bei Sonnenuntergang.«
    Zornig stürmte ich zurück zu meinem Zelt, um mich anzuziehen. Als ich es erreichte, war ich so staubig wie vor meinem Bad. Ich hatte weder Zeit, mich für den Besuch im Palast sorgfältig zu schminken, noch mir Gedanken über ein angemessenes Kleidungsstück zu machen. So zog ich ein einfaches priesterliches Gewand über den Kopf, verzichtete auf Schmuck, legte die Perücke an und rannte zu meinem Pferdegespann.
     
     
    Am Palasteingang herrschte großes Gedränge. Zum Glück waren noch nicht alle Gäste eingetroffen. Reni führte mich in Rahoteps Räume.
    »Wo steckst du denn? Du bist spät!«, waren seine Begrüßungsworte.
    »Ich habe deine Nachricht vor weniger als einer Stunde erhalten!«, protestierte ich wütend.
    »Wie siehst du überhaupt aus? Hättest du kein besseres Gewand für den heutigen Abend anlegen können? Hast du keinen Schmuck?«
    »So etwas besitze ich nicht, Rahotep. Dies ist mein bestes Gewand.«
    »So kannst du zu keinem Empfang des Königs gehen, Nefrit!«
    »Was schlägst du also vor?«, fragte ich ungeduldig.
    »Komm mit!« Rahotep nahm mich bei der Hand und zog mich hinter sich her quer durch den Garten, an den seine Wohnung grenzte. Wir betraten Merits Wohnung. Merit wollte gerade zum Empfang in der Halle des Horus gehen.
    »Merit, du musst mir helfen!«, bat Rahotep.
    Ihm? Mir musste sie helfen.
    »Was ist geschehen? Rahotep, warum bist du so aufgebracht?«, fragte sie.
    »Sieh dir Nefrit an! So kann sie unmöglich vor unserem Vater erscheinen.«
    Merit war gnadenlos mit ihrem Bruder. »Ich finde, dass Nefrit sehr schön ist.«
    Rahotep stöhnte. »Kannst du ihr ein Kleid von dir leihen? Und Schmuck? Und eine Perücke?«
    Merit schickte Rahotep voraus und kümmerte sich zusammen mit ihrer Vorsteherin der Roben, der Vorsteherin der Schminkgefäße sowie der Vorsteherin der Perücken um mein Aussehen.
    Sie suchte ein strahlend weißes, vielfach gefälteltes, durchscheinendes Gewand aus, das um die Taille durch einen breiten goldenen Gürtel gehalten wurde. Der Ausschnitt war so breit, dass mir die Ärmel des Kleides ständig über die Schultern rutschten und meine Brüste entblößten. Unruhig schob ich die Ärmel immer wieder hoch, bis sie wieder hinabrutschten. Merit bat mich, ruhiger zu werden. »Das Kleid wird so getragen.«
    »Ich kann so eine Robe nicht tragen«, wandte ich ein. »Ich fühle mich nicht wohl.«
    »Dieses Kleid steht dir besonders gut, Nefrit. Es bringt deinen makellosen Körper voll zur Geltung. Selbst mein Vater wird sich nach dir umdrehen.«
    Ich fügte

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