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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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ich angefügt, dass ihr Enkel Khufu kaum seine Hände von mir lassen konnte.
    »Das Kleid gehört Merit«, erklärte ich ihr.
    »Das dachte ich mir. Komm mit! Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Ich folgte ihr zu ihrer Wohnung, wo sie nach ihrer Vorsteherin der Roben rief.
    Während diese meine Maße nahm, unterhielten die Königinmutter und ich uns über die bevorstehende Horusfahrt. Dann gab Meresankh der Vorsteherin Anweisungen, welche Art Kleider ich am besten tragen konnte, welche Stoffe bevorzugt werden sollten, welche Faltung des Leinens, welche Transparenz der Kleider beabsichtigt war. Meresankh befahl, die Kleider innerhalb von drei Tagen herzustellen und die passenden Sandalen und Perücken zu beschaffen. Dann befahl sie mir, die Kleider am angegebenen Tag abholen zu lassen.
    »Du wirst Schmuck benötigen.«
    Meresankh befahl ihrer Vorsteherin der Schmuckschatullen, den Goldschmuck der Königinmutter zu bringen. Die Vorsteherin kehrte mit drei Schmuckkästen zurück, deren Inhalt sie vorsichtig auf einem niedrigen Tisch vor uns ausbreitete.
    Ungeduldig wühlte Meresankh in den Ketten und Amuletten, in Pektoralen und Halskragen, in Diademen und Ringen. Noch nie hatte ich so viel Schmuck, so viele Kostbarkeiten gesehen! Offensichtlich fand sie nicht, was sie suchte, und scheuchte die Vorsteherin erneut, um einen weiteren Schmuckkasten aus dem Nachbarraum zu holen. Auch der kostbare Inhalt dieser Schatulle landete vor uns auf dem Tisch.
    »Hier ist es!« Meresankh reichte mir eine Halskette aus schwerem Gold mit bunten Einlegearbeiten aus Malachit, Lapislazuli und Türkis.
    »Ich wollte es immer meiner Tochter vermachen«, murmelte Meresankh. »Aber mir war es nicht beschieden, Huni eine Tochter zu gebären. Drei Söhne habe ich ihm geschenkt, Seneferu, Nefermaat und Amenemhet, aber keine Tochter.« Sie sah mich an, und ihre dunklen Augen standen voller Tränen. »Ich hätte sehr gern eine Tochter gehabt, Nefrit. Ich habe niemanden, dem ich dieses Schmuckstück vermachen könnte. Bitte nimm es als Geschenk.«
    »Das kann ich nicht annehmen, Euer Majestät.«
    »Doch, das kannst du. Es würde mich freuen, wenn du diese Kette während der Horusfahrt trägst.« Damit erhob sie sich von ihrem Stuhl und legte mir den Halsschmuck um.
    Bevor ich unpassende Worte des Dankes finden konnte, bat sie mich, ihr etwas über mich zu erzählen. Wie anders war ihr Auftreten mir gegenüber in den letzten Wochen geworden!
    »Wann bist du geboren worden, Nefrit?«
    »Ich wurde im zwanzigsten Regierungsjahr des Huni geboren, Euer Majestät. Ich erblickte das Licht des Sonnengottes zu Beginn des ersten Monds der Überschwemmungszeit.«
    »Dann bist du jetzt zwanzig Jahre alt. Wo wurdest du geboren?«
    »Ich stamme aus einem kleinen Dorf in der Nähe der Königsstadt Tis.«
    »Stammt Kamose nicht aus Tis?«
    »Bevor mein Vater Bauleiter in Pihuni und jetzt in Mempi wurde, war er Feldarbeiter in unserem kleinen Dorf, außerhalb von Tis.«
    Die Königinmutter war blass geworden.
    »Ist Euch nicht gut? Soll ich die Dienerin rufen?«
    »Nein, Nefrit. Es geht mir gut. Es ist nur …«
    Sie setzte sich neben mich und ergriff meine Hand, in der ich immer noch den Horus-Anhänger hielt. »Und dein Name war schon immer Nefrit? Du hast nie anders geheißen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich habe immer Nefrit geheißen.«
    »Der Name Nefrit entstammt einem Dialekt des Unteren Landes. Du aber kommst aus Tis am Oberen Lauf des Hapi«, sinnierte sie.
    »Das hat mir schon einmal jemand gesagt! Ich glaube, es war Aperiatum, vor vielen Jahren.«
    »Welch ein seltsames Schicksal, das dich zu mir geführt hat!«
    »Wie meint Ihr das?« Ich hatte für einen Augenblick das Gefühl, dass sie mehr gesagt hatte, als sie mir sagen wollte. Welche plötzliche Erkenntnis verbarg sie vor mir?
    Sie bat mich, über meine Kindheit zu erzählen, über die Zeit auf der Baustelle von Pihuni, die Ausbildung zur Priesterin im Tempel des Ptah.
    »Dein Leben verlief in ganz ähnlichen Bahnen wie mein eigenes, Nefrit. Auch ich wurde als Tochter aus dem Volk geboren. Auch ich ging mit vierzehn in den Tempel und wurde zur Tempeldienerin ausgebildet. Auch ich traf einen Prinzen, den ich heiratete: Huni.«
    Ich berichtete ihr von meiner Entscheidung, den Tempeldienst aufzugeben, um Schreiber zu werden, von meinem Studium bei Rechmire und meiner Abschlussprüfung als Königlicher Architekt.
    »Du hast eine bemerkenswerte Karriere gemacht, Nefrit.«
    »Ich habe immer nur getan,

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