Die Herrin der Rosen - Historischer Roman
geliebt!«
Er zog mich dicht an sich. Seine Wange an meiner, beobachteten wir die Schwäne, die auf dem blauen Fluss Aln dahinglitten, und die Schafe, die auf den grünen Hügeln weideten.
»Die Sonne scheint heller, wenn ich bei dir bin, die Vögel singen lieblicher, Isobel. Ich vergesse alles andere … die Stürme, die Nebel, die frierenden, erschöpften Männer, die über Eis und Schnee stapfen, die Schlachtfelder …«
Ich schmiegte mich in seine Umarmung. »Mir geht es nicht anders, John. Unser Tanz auf Tattershall Castle kommt mir vor, als wäre er gestern gewesen. Du warst jung und so schön, mein Liebster, und ich war so verliebt in dich … Doch die schrecklichen Tage, als du von den Percys in Blore Heath gefangen genommen wurdest und ich fürchtete, dich zu verlieren, möchte ich für keinen Adelstitel Englands noch einmal durchleben müssen.« Ich blickte zu ihm auf. »Überdies war es so unnötig! Du wurdest nur nach der gewonnenen Schlacht gefangen genommen, weil du so unbesonnen warst, den Männern aus Cheshire bis auf ihr Gebiet nachzustellen.« Vor meinem geistigen Auge sah ich John vor mir, einen strahlenden Neville, der einen verhassten Percy mit dem Ungestüm der Jugend verfolgt, und musste lächeln. »Was hast du dir bloß gedacht, mein Liebster?«
Plötzlich grinste John. »Ich habe gar nicht nachgedacht. Das war das Problem.«
Wie gut es tat, ihn wieder lächeln zu sehen! Wie lange war es her, seit ich zuletzt jene Grübchen hatte bewundern dürfen? Ich sah, wie er, immer noch lächelnd, zum Fenster blickte, drehte mich in seinen Armen um und folgte seinem Blick zum ummauerten Garten unten, wo unser dreijähriger George erschienen war. Er kreischte vor Vergnügen, als seine Schwestern ihn um die Hecken jagten. George war neun Monate nach Johns Ernennung zum Earl geboren worden, und ich fühlte, wie ich bei der Erinnerung an jene Nacht in York errötete.
»Du hast mir alles gegeben, was ich auf dieser Erde liebe«, flüsterte ich.
John umarmte mich fester und küsste mich sacht auf die Stirn. »Eines Tages wird George meinen Titel erben. Ich bin dankbar, dass ich ihn ihm vermachen kann, Isobel.«
Ja, der Titel mit dem jährlichen Einkommen von tausend Pfund würde George den Weg durchs Leben erheblich leichter machen. Wäre seine geplante Heirat mit der Tochter der Duchess of Exeter nicht von der Woodville-Königin zugunsten ihres Sohnes sabotiert worden, wäre unser kleiner Georgie eines Tages einer der reichsten Männer des Landes gewesen. Diesen bitteren Gedanken vertrieb ich gleich wieder. Wie John zu sagen pflegte: »Im Nest vom letzten Jahr findet man keine Eier.« Zurückzuschauen brachte niemandem etwas; wir mussten den Blick in die Zukunft richten. Nach wie vor gab es vieles, für das wir dankbar sein konnten. Anders als wir, würde Georgie keine Schulden aufnehmen müssen, um über das Jahr zu kommen, oder, schlimmer noch, seinen Lebensunterhalt auf blutigen Schlachtfeldern verdienen müssen wie sein Vater. John hatte vieles für seinen Titel geopfert und sein Leben dem König gewidmet. Ob durch das Kämpfen oder das Aushandeln von Waffenstillständen, der Earls-Titel von Northumberland war hart erarbeitet worden. Keiner hatte das Recht, John den zu nehmen.
»Du bist ein guter Lord und dem König der treueste Untertan, John. Er weiß es – wie sollte er es nicht wissen? Und ich bin die glücklichste Frau, weil ich dich meinen Gemahl nennen darf, mein Liebster.«
»Und ich, Mylady, bin der glücklichste aller Männer, weil ich eine Nonne zur Gemahlin habe.«
Ich sah ihn streng an. »Eine Nonne?«
»Oder eine Tänzerin. Welches von beidem bist du, Isobel?«
»Ein wenig von beidem, nehme ich an.« Ich lächelte.
»Falsch, du bist weder noch, sondern ein Engel. Und das wusste ich schon immer. Ich habe gesehen, wie du erhobenen Hauptes und mit einem Lächeln auf den Lippen durch die Stürme unseres Lebens gewandert bist, und nie in all den Jahren, trotz allem, was geschehen ist, habe ich eine einzige Klage von dir gehört. Ich habe einen Engel zum Weib.« Er sah mich an, und mir ging das Herz über angesichts der zarten Falten in seinen Mundwinkeln. »Habe ich dir jemals gesagt, Isobel, dass du das wunderschönste Lächeln hast, das ich kenne? Ich erinnere mich, wie ich es zum ersten Mal sah, auf Tattershall Castle, als ich im Hof stand. Ja, ich fühle fast noch die sanfte Brise …«
»Weil das Fenster offen ist, Mylord.«
Er lachte. »Und wenn ich dir sage, dass ich fast
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