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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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nicht, bis mich Johns Captain, Sir Marmaduke Constable, empfing; stattdessen bat ich einen Landsknecht, mich zu ihm zu führen.
    Er verneigte sich knapp. »Mylord of Northumberland ist nicht hier, Mylady. Ihr könnt es Euch im Vorzimmer bequem machen, falls Ihr es wünscht.«
    »Wo ist er hin?«, fragte ich, war ich doch nicht den weiten Weg hergeeilt, um nun zu warten.
    »Er ritt allein zum Strand aus, ungefähr vor einer Stunde. Mylord sagte nicht, wie lange er fort sein würde.«
    »In dem Fall seid so gut und gebt meiner Begleitung Platz am Feuer, warmen Wein und Essen, denn wir sind weit geritten, und uns ist kalt. Mir bringt bitte eine Decke und erklärt mir, in welche Richtung Mylord ritt, damit ich nach ihm suchen kann!«
    Es war nach der Vesper, und die Sonne begann unterzugehen. Die raue Nordsee sah wie geschmolzenes Silber aus, als sie in langen Wellen auf den breiten, leeren Strand schlug. Stolpernd stieg ich einen steilen Hang hinunter, ging zwischen hohen Gräsern hindurch, die den Sand begrenzten, und wanderte den verlassenen Strand entlang auf der Suche nach John. Dann trug mir der Wind ein Hundebellen und Gewieher zu. Vor dem sich verdunkelnden Horizont, an dem sich Gewitterwolken blähten, erkannte ich Saladin und die Umrisse einer großen, einsamen Gestalt, deren hellbraunes Haar vom Wind gepeitscht wurde. Sie stand auf einer hohen Klippe, die hinaus auf das verlassene Meer blickte.
    John.
    Ich lief über den Sand und stieg zu ihm auf die Klippe. Rufus, der inzwischen alt und arthritisch war, mühte sich schwanzwedelnd auf, während John mich nicht begrüßte. Er drehte sich nicht einmal zu mir um. Ein Stich fuhr mir durch die Brust. Ich verschwendete keine Worte an eine Begrüßung.
    »John, bei dem barmherzigen Gott, du gibst doch gewiss nicht mir die Schuld?«, rief ich.
    Er antwortete nicht, würdigte mich keines Blickes. Als wäre ich gar nicht da, starrte er weiter auf die See hinaus.
    »John, wenn du noch ein Herz besitzt, antworte mir!«
    Dann sprach er, ohne mich anzusehen. »Jene Männer, die dein Onkel aufspießte, hatten Familien, die sie liebten. Sie waren Menschen.« Seine Stimme klang kälter als der Wind, der an meiner umgehängten Decke zurrte und zerrte.
    »Denkst du, das weiß ich nicht? Denkst du, sie sind mir gleich? Ich habe dich nie, niemals für etwas verurteilt, das Warwick tat! Warum hältst du mich für die Untaten meines Onkels verantwortlich?«
    Nun drehte er sich zu mir um, und angesichts der Wut in seinen Augen wich ich zurück. »Du hast immer gewusst, wie ich zu Warwicks Taten stand. Die ganze Welt weiß es. Aber nicht ein einziges Mal hast du dich gegen deinen Onkel geäußert, nicht einmal jetzt. Um Gottes willen, Isobel, jene Männer waren Söhne, Ehemänner und Väter! Woraus ist dein Blut, dass du es ignorieren kannst? Oder vergeben?«
    Ich wollte meinen Ohren nicht trauen. Stumm vor Entsetzen blickte ich ihn an. Es dauerte einen Moment, ehe ich die Worte fand, ihm zu entgegnen: »Ich habe die Grausamkeiten meines Onkels stets gehasst! Ich dachte, du würdest mich kennen und wüsstest, wie ich empfinde. Loyalität hinderte mich, meine Verachtung laut auszusprechen, denn wir verdanken ihm unsere Vermählung. Aber wenn ich meinen Onkel von seinem abscheulichen Handeln abbringen könnte … oder wäre ich fähig, die Zeit zurückzudrehen und mein Leben zu geben, um zu verhindern, was nun geschehen ist, ich würde keine Sekunde zögern! Mir bricht das Herz, wenn ich an diese Männer und Jungen denken. Doch wie kann ich es dir beweisen? Oh, John, mein Liebster, wie kannst du glauben, ich würde solch eine Brutalität, solch entsetzliche Taten gutheißen? Ich dulde sie nicht stillschweigend, und ich vergebe sie nicht, aber er ist mein Onkel. Trotzdem kann ich nichts an seinen Untaten ändern. Ich muss einen Weg finden, damit zu leben, doch ich werde es niemals verstehen und nie verzeihen! Oh, John, warum leben wir in dieser Hölle? Warum muss es so sein?«
    Weiter kam ich nicht, denn mir liefen Tränen über die Wangen, und ein Schluchzen stieg in mir auf. Einen Gedanken allerdings musste ich noch aussprechen, denn er trieb mich seit Jahren um. »Wäre Wakefield nur nie geschehen! Wie anders hätte alles sein können!«
    »Aber Wakefield geschah«, erwiderte John kalt. »Alles andere folgte, und es ist, wie es ist.«
    »John, mein geliebter Gemahl, du sagtest einmal, dass ich dein Trost sei. Kannst du nun nicht meiner sein?«
    Ich erhielt keine Antwort. Mit harter

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