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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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ihr.
    Die Königin nahm meine Hand und zog mich nach oben.
    »Süße Isabelle, dein Glück erfreut uns mehr, als du dir vorstellen kannst. Aber kommen wir zu deinem Hochzeitsgeschenk …«
    Eine Hofdame brachte einen vergoldeten Korb herbei, in dem Marguerite ihren Schmuck aufbewahrte. Die Edelsteine klimperten leise, als die Königin darin herumsuchte. Schließlich holte sie einen goldenen Ring von der Form eines Schwans heraus, mit einem Saphir als Auge. Es war das Wappen ihres Sohnes Edward of Lancaster, das sie mir hinhielt. »Nimm dies als Zeichen unserer Zuneigung. Du warst uns eine liebreizende, vornehme Gesellschafterin hier bei Hofe, und wir werden dich vermissen. Solltest du je meine Hilfe brauchen, zögere nicht, um sie zu ersuchen! Geh mit Gott!«
    Ich küsste ihr die Hand.
    Bald jedoch war die Traurigkeit der einsamen Königin vergessen. Ich saß vor John auf seinem Palomino Saladin und schmiegte mich an seine Brust, als wir von Westminster aus zur Abtei der Heiligen Dreifaltigkeit in Aldgate ritten. Johns Umhang hüllte mich halb ein. Sœur Madeleine war zur Marrick-Abtei gereist, als der Hof im Oktober nach Coventry umgezogen war, und zum Fest der Liebe nach London zurückgekehrt. Wir kamen an den Gildehäusern der Schmiede, Harfner und Gobelinmacher am Fluss vorbei, durch die belebten Straßen des Bürgerviertels mit seinen großen Häusern, die halb aus Stein, halb aus Holz waren. In meiner freudigen Verzückung kamen mir Londons Straßen recht bezaubernd vor, und ich sagte ihnen mit einem Hauch von Wehmut Lebewohl. Während ich mich umblickte, fiel mein Blick auf Rufus, der stolz neben uns hertrottete, als gehörte ihm die Stadt, und ich stieß John an. »Er hält nach Percys Ausschau, was?«
    »Du lachst? Ich sage dir, er riecht einen Percy auf eine Meile Entfernung«, antwortete John.
    »Wird ihm das Laufen nie zu viel?«, erkundigte ich mich.
    »Manchmal.«
    »Und was machst du dann mit ihm?«
    »Habe ich es dir noch nicht erzählt? Er hat jetzt sein eigenes Pferd.«
    Ich musste lachen. Als ich wieder zu Atem gekommen war, sagte ich: »Du machst Scherze.«
    »Nein, es ist mein Ernst.«
    »Kann Rufus reiten?«
    »Besser als du, Mylady.«
    Hierauf knuffte ich ihn mit dem Ellbogen, und wir beide lachten, bis wir die Abtei der Heiligen Dreifaltigkeit erreichten.
    Wir warteten im Empfangszimmer, als eine Novizin Sœur Madeleine holen ging. Der karg eingerichtete Raum war dunkel und modrig und wurde nur von wenigen knisternd flackernden Kerzen erhellt. Auf einem Tisch mit zwei klobigen Stühlen lag eine aufgeschlagene Bibel. Ein Stoffrascheln ließ uns beide zur Tür aufblicken, noch bevor die alte Nonne hereinkam.
    »Sœur Madeleine«, flüsterte ich und machte einen Knicks. Ich empfand gleichzeitig Freude und Kummer – Freude, sie zu sehen, und Kummer, weil es das letzte Mal sein könnte, das wir uns begegneten, denn sie kränkelte.
    »Nun hast du, was dein Herz begehrte, meine Liebe«, sagte sie freundlich und wandte sich lächelnd an John. »Und Ihr, mein junger Sir, was habt Ihr mir zu sagen?«
    John kniete sich vor sie und küsste ihre Hand. »Danke, Sœur Madeleine. Ihr habt mein Herz auf immer mit Dankbarkeit für Euch erfüllt.« Ich sah ihn fragend an. »Sœur Madeleine schrieb einen Brief an die Königin«, erklärte er, »in dem sie meines Vaters Bitte unterstützte, dass wir vermählt werden dürfen. Der Segen der gütigen Schwester ist von großer Bedeutung, schätzt Königin Marguerite Sœur Madeleines Rat doch sehr. Sie hat die Königin aufgezogen.«
    Ich sah sie stumm an. Sœur Madeleine hatte eine größere Rolle in meinem Schicksal gespielt, als ich geahnt hätte. Ich verneigte mich tief vor ihr.
    »Alors« , sagte sie und bekam einen Hustenanfall. Nachdem sie sich einen Moment abgewandt hatte, fuhr sie mit schwacher Stimme fort: »Es ist nicht weiter von Belang. Eigentlich erinnerte ich die Königin lediglich, dass ihr ergebener Diener Lord Tiptoft, dem sie sehr zugeneigt ist, dein Onkel ist. Und wenn er deine Bitte befürwortete, dürfte sie nicht vorschnell abgewiesen werden.« Sie ergriff unsere Hände und flüsterte ein Gebet, während wir beide vor ihr knieten. Dann segnete sie uns mit dem Kreuzzeichen. »Möge die Liebe, die große Versöhnerin, Lancaster und York in deiner Verbindung einen, mon enfant … In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. « Sie lächelte, aber Tränen schwammen in ihren Augen, als sie mir übers Haar strich, und ich wusste, dass sie im Geiste

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