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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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müssen, denn er hat, wie der Earl, Erfahrungen aus den französischen Kriegen. Aber wie es scheint, versteht er nichts von Kriegsführung. Mylord Salisbury schoss einen ganzen Schwarm Pfeile auf sie. Männer und Pferde fielen, und diejenigen, die nicht stürzten, jagten zurück.« Nach einer Pause fügte Conyers hinzu: »Die Lancastrianer haben ein Monopol auf Dummheit, Myladys, und wie sich zeigte, lernten sie nichts aus ihren Fehlern. Audley befahl einen zweiten Kavalleriesturm!« Er lächelte matt, nur leider war mir so bang, dass ich es nicht erwidern konnte, und den anderen schien es ebenso zu gehen. Wir alle warteten auf die schlechte Nachricht.
    »Die Schlacht dauerte vier Stunden«, fuhr Conyers fort. »Die Lancastrianer wurden geschlagen. Audley wurde getötet, Dudley gefangen genommen. Der Earl kämpfte unerbittlich bis zur Stunde des Morgengebets. Als es vorbei war, lagen zweitausend Tote da. Sie nennen Blore Heath nun ›den Totenacker‹. Und damit wären wir bei der schlechten Nachricht …«
    Angsterfüllt sahen wir ihn alle an. Keine wagte, etwas zu sagen oder gar Fragen zu stellen. Mein Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Maude griff nach meiner Hand, woraufhin mich ein eisiger Schauer durchfuhr. Ich fragte mich, ob sich meine Finger genauso kalt anfühlten wie ihre.
    »Sir Thomas und Sir John …«
    Ich sprang auf, eine Hand auf mein Herz gepresst, unfähig zu atmen, zu sehen oder zu fühlen. Gleichzeitig schrie die Countess auf, und Maude begann, laut das Ave Maria aufzusagen.
    »Nein, nein, Myladys, nur Mut, sie leben!«, rief Conyers aus und betonte besonders das Wort leben . »Sie leben, aber sie wurden gefangen genommen. Sie verfolgten die Percys zu weit auf Lancastrianer-Boden, und am Morgen nach der Schlacht wurden sie ergriffen und nach Chester Castle gebracht. Wie wir hörten, behandelt man sie gut. Auch wir nahmen Gefangene, und die Lancastrianer wissen, dass sie leiden, sollte unseren Männern Schaden zugefügt werden.«
    Ich schloss die Augen, schickte ein stummes Dankgebet zum Himmel und sank wieder auf meinen Stuhl.
    »Lady Isobel«, sagte Conyers leise.
    Mit klopfendem Herzen sah ich ihn an und rückte bis zur Stuhlkante vor. »Es gibt noch etwas, das Ihr mir nicht erzähltet«, flüsterte ich. »Ist John verwundet?«
    »Ja, Mylady. Er wurde verwundet, aber am Schenkel. Es ist nicht tödlich …« Seine Stimme versiegte, war ihm doch bewusst, welch schwacher Trost es war. Viele Männer waren schon an Wundbrand gestorben, und auch sie hatten zunächst bloß kleine Wunden gehabt.
    Countess Alice nahm mich in die Arme. Ich biss mir auf die Unterlippe und wandte das Gesicht ab, doch im nächsten Moment lenkte mich eine plötzliche Unruhe an der Tür ab. Rufus kam herein, bellte aufgeregt, weil er mich sah, und drängte sich dicht an mich. Ich liebkoste ihn zur Begrüßung, denn ich freute mich über alle Maßen, ihn zu sehen.
    Sir Conyers nickte dem Jungen zu, der ihn gebracht hatte. »Ich hielt den Hund zurück«, sagte er, »aus Furcht, Ihr könntet falsche Schlüsse ziehen, sähet Ihr ihn, bevor ich erklären konnte, warum er hier ist. Und ich glaube, Sir John würde wünschen, dass Ihr ihn bei Euch habt.«
    »Das habt Ihr recht getan, Sir Conyers«, erwiderte ich, nur leider war meine Stimme tränenerstickt, weil ich den Gedanken nicht ertrug, dass John gefangen war.
    »Der Earl of Salisbury«, fragte die Countess, »wo ist er?«
    »Er ist weiter nach Ludlow, Mylady, zum Duke of York, wie geplant.«
    »Und was geschieht jetzt?«, wollte Maude wissen.
    »Jetzt warten wir auf die Ankunft von Mylord Warwick mit seinen Männern aus Calais«, antwortete Sir Conyers und seufzte. »Gebe Gott, dass in Bälde eine Einigung erreicht wird und sie zu Yorks Gunsten ausfällt!«
    Vor meinem geistigen Auge sah ich Bilder vorbeihuschen: Egremonts hasserfüllte Miene, Cliffords kleine, verschlagene Augen in dem breiten, dickwangigen Gesicht. Und da war Somerset, der in dem dunklen Durchgang meinen Arm packte, und ich meinte, seinen nach Wein stinkenden Atem wieder zu riechen und seine vor Lust geweiteten Pupillen zu sehen. Ihr weist mich also ab, ja? Niemand weist mich ab … Mein Herz wurde von unausgesprochenen Worten zerrissen: Falls York verliert, wer schützt dann John vor ihrer Rache? Und mich vor einem Schicksal, das schlimmer ist als der Tod?
    Die Countess entließ uns, damit wir uns wieder unseren Pflichten zuwandten, und ich nahm Ursula zur Seite. »Ich gehe zur Königin.«
    »Das ist zu

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