Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
mir die Amme die schlafenden Mädchen abnahm. Dann fiel ich in einen unruhigen Schlummer.

13
    B LORE H EATH , 1459
    Die Stunden lasteten wie eine schwarze Wolke auf Middleham, als wir auf Nachricht warteten. Wir wussten nicht, ob unsere Warnung den Earl beizeiten erreichte. Minütlich hielten wir bei unserem Tun inne, um in die Ferne zu sehen. Ein Tag verging, ein zweiter und noch einer. In der Kapelle wurden unablässig Gebete gesprochen, ansonsten herrschte eine angespannte, angsterfüllte Stille.
    Eines Nachmittags wurde ein riesiger Hahn in den Gewässern nahe Weymouth gesehen. Es hieß, er sei aus dem Meer aufgestiegen, habe einen gewaltigen Kamm auf dem Kopf gehabt, einen langen roten Bart und Beine von hundert Ellen Länge. Er habe auf dem Wasser gestanden, drei Mal gekräht und sich bei jedem Krähen gedreht, um den Kopf mal nach Norden, mal nach Süden und mal nach Westen zu strecken, ehe er wieder verschwunden sei.
    Dieses Omen nahm ich mir sehr zu Herzen, was vielleicht daran lag, dass ich wieder guter Hoffnung war. Wie sehr es mich beschäftigt hatte, wurde ich allerdings erst gewahr, als Sir John Conyers eines regnerischen Nachmittags, fast eine Woche nach dem Aufbruch der Männer, angaloppiert kam. Wir hatten nichts von dem Boten gehört, den wir gesandt hatten, und gingen, bedrückt von finsteren Gedanken, unserer Arbeit nach. An jenem Nachmittag flickte ich einen Riss in einem von Johns Umhängen, als ich das laute Quietschen der Zugbrücke hörte, auf das einiger Lärm im Burghof folgte. Conyers ritt mit wenigen Yorkisten-Rittern. Aus allen Richtungen eilten wir herbei, als die Männer von ihren Pferden stiegen. Doch der alte Ritter wirkte erschöpft und sprach zunächst kein Wort. Mir wurde eiskalt.
    Schließlich begrüßte er uns höflich, aber ernst. Ich wusste, dass die ängstlichen Mienen der anderen nur spiegelten, was in meinen Zügen zu sehen war, als ich hinter der Countess herging, die alle in ihre Privatgemächer führte. Wir setzten uns in das Sonnenzimmer, und Diener brachten Zuckerbrot und Ale.
    Erst jetzt berichtete Sir John Conyers. »Myladys, ich habe sowohl gute als auch schlechte Neuigkeiten.«
    Uns allen stockte der Atem. Ich klammerte mich an die Holzarmlehne meines Stuhls.
    »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, daher erzähle ich von Anfang an«, sagte Conyers. »Der Earl, der nicht wusste, dass die Königin ihn auf dem Weg durch Market Drayton abfangen wollte, ließ unser Nachtlager auf dem Salisbury Hill südlich des Flusses Trent aufschlagen. Dort erreichte uns Euer junger Bote und überbrachte dem Earl Eure Warnung …«
    Alle schrien auf vor Erleichterung, und Stoff raschelte, als wir wieder zu atmen begannen.
    »Die Lancastrianer waren uns in der Zahl weit überlegen. Ihre Absicht war, uns von hinten anzugreifen, wenn wir gen Süden weiterzogen, doch der Earl wechselte sofort die Richtung, um ihnen auszuweichen.«
    Countess Alice drückte meine Hand.
    »Kundig führte er uns über Land, durch Wälder und Täler, fernab von neugierigen Blicken«, sagte Sir Conyers, der seinen rötlich grauen Schnauzbart befingerte. »Es ist ein Wunder, wie er es anstellte, und ich staune noch. Ein fürwahr beachtlicher General ist mein Earl of Salisbury, der manch eine List parat hat. Er brachte uns alle sicher fort und nahm eine starke Verteidigungsstellung bei Blore Heath ein.«
    Ich saß stocksteif da und hielt abermals den Atem an. Mir war, als wollte mir die Brust zerreißen. Sie haben gekämpft, durchfuhr es mich. Es gab Tote …
    »Es besteht kein Zweifel, dass die Königin die Lords Audley und Dudley schickte, um den Earl ermorden zu lassen.« Ein leiser Aufschrei entfuhr der Countess, doch sonst gab sie keinen Laut von sich und rührte sich nicht. »Mylord Salisbury hatte fünfmal weniger Männer, denn die Lancastrianer waren zur Schlacht gerüstet, er für eine Friedensverhandlung. Aber er wählte seine Stellung gut und wurde durch einen breiten Bach geschützt. In der Schlacht ist er ein gerissener Fuchs, Mylady, doch vor allem schützte ihn Gott, der Allmächtige«, sagte Conyers zur Countess of Salisbury und schüttelte staunend den Kopf. »Er täuschte Audley und Dudley einen Rückzug vor, worauf die Lancastrianer angriffen. Und nicht nur das, nein, sie stürmten hoch zu Ross hügelaufwärts!«
    Da sich keine von uns regte, räusperte er sich und erklärte: »Nun, es ist eine große Narretei, auf Pferden hügelan zu stürmen, Myladys. Audley hätte es besser wissen

Weitere Kostenlose Bücher