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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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diesen Jungen liebte!
    Henry räusperte sich und sagte: »Damit ich in dieser höchst eigenwilligen Veranstaltung auch einmal zu Wort komme, möchteich feststellen, dass ich das Internat ebenfalls kenne – zumindest aus den Berichten meiner Bekannten – und die Entscheidung gut finde. Wann immer du Zeit und Lust hast, Patrick, kannst du zu mir kommen und bei mir wohnen.«
    »Und segeln lernen? Amanda hat gesagt, es gibt dort einen kleinen Hafen!«
    »Auch segeln lernen!«
    »Puh!«, sagte ich. »Das war ja mal eine kurze und bündige Diskussion.«
    »Dann geht das in Ordnung. Ich besorge die Unterlagen und komme wegen der Unterschriften und solchen Sachen auf dich zu, Amanda. Die Schulgebühren übernehme ich selbstverständlich.«
    »Du brauchst gar nicht darauf zu hoffen, dass ich mich darüber jetzt mit dir streite. Das akzeptiere ich einfach. Die Feinheiten regeln wir aber ein andermal, mir ist sogar zum Denken zu heiß.«
    »Dann zieh doch dieses Schlabberteil aus«, sagte Patrick und goss mir noch ein Glas Eistee ein.
    »Eine prächtige Idee, mein Sohn. Was kommt darunter hervor?«
    »Ein superstarker Bikini! Und dann haben wenigstens auch andere das Problem mit dem Denken«, kommentierte mein ungeratener Sohn.
    Ich wollte eine passende Bemerkung dazu machen, doch ich bekam keine Gelegenheit dazu, denn genau diesen Augenblick nutzte diese unsägliche Katze, die die ganze Zeit schlapp wie ein fusseliger Fußabtreter unter den Büschen gelegen hatte, dazu, einen Überfall zu starten. Wie ein schwarzweißer Blitz schoss sie von hinten auf Damon zu, sprang auf die Stuhllehne und krallte sich in seine Schulter. Er schrak zusammen, schrie auf und leerte das volle Glas Tee über sein Hemd.
    »Du verrücktes Vieh!«, schimpfte er, und Patrick eilte herbei, um die stolz schnurrende Titi von ihm herunterzuklauben.
    »So wie du eben gebrüllt hast, könnte man meinen, du hättest Angst vor Katzen, Vater!«
    »Ich habe Angst vor Katzen.«
    »Was?«
    »Nicht vor Nefertiti, aber vor größeren.« Er knöpfte das nasse, von Tee triefende Hemd auf und zog es aus. Mir stockte der Atem, als ich seinen nackten Oberkörper sah. Vier lange, parallele Narben zogen sich von der Schulter bis fast zum Bauch. Das durfte doch nicht wahr sein. Ich sah auf meine Fingernägel.
    »Das war aber eine ziemlich große Katze«, bemerkte Henry in die Stille.
    »Ein Puma, vor sechs Jahren. Er lebt nicht mehr.« Meine Atmung setzte wieder ein.
    »Erzähl, Vater!«
    »Später mal. Das ist keine schöne Geschichte. Amanda, die Zeit der Enthüllungen ist jetzt auch für dich gekommen.«
    »Na gut.«
    Ich zog mein Hemd ebenfalls aus und präsentierte den orange und gelb geflammten Bikini.
    »Also, als Vater kann ich mir ja die Bemerkung erlauben! Du machst eine hübsche Figur, meine Tochter.«
    »Danke, Henry.«
    Für die nächsten Minuten saßen wir alle schweigend in dem flirrenden Blätterschatten der Buche und nippten an unseren kalten Getränken. Es lag eine gewisse Spannung zwischen Damon und mir, die ich in den Fingerspitzen kribbeln fühlte. Mit ganz kleinen Häppchen nährte ich meine Sehnsucht.
    »Patrick, du wolltest mir doch dein neues Programm zeigen«, sagte Henry leise zu meinem Sohn. Der sah ihn etwas erstaunt an.
    »Jetzt?«
    »Ja, morgen bin ich nicht mehr da. Komm, ich bin sehr neugierig.«
    Mein taktvoller Vater lotste Patrick ins Haus und ließ mich mit Damon alleine.
    »Du hast mit meinem Sohn etwas Erstaunliches angestellt, Amanda.«
    »Ich habe ein langes, schrecklich gefühlvolles Gespräch mit ihm geführt. Über die Rolle der Mütter im Allgemeinen und im Besonderen. Und, na ja, ich habe auch ein paar Andeutungen über die Rolle eines Vaters gemacht.«
    »Seitdem nennt er dich nicht mehr Baba. Es muss ihn tief berührt haben. Ich muss es mir wohl noch verdienen, dass er mich mit dem Namen und nicht mit dem Titel anredet.«
    »Liegt dir etwas daran?«
    »Ja.«
    »Wirst du irgendetwas unternehmen in der Richtung?«
    »Ich möchte es, aber ich hätte auch gerne dein Einverständnis dazu.«
    »Himmel, was hast du vor? Ihn in die Wüste zu schicken?«
    »Du liegst gar nicht so falsch. So etwas Ähnliches dachte ich mir.«
    »Vision quest?«
    »Ja. Du weißt, worum es geht?«
    »Ich schnüffele manchmal in Büchern herum und habe ein bisschen was über Schamanismus gefunden. Reine Theorie, aber interessant. Auch reichlich gefährlich.«
    »Manches ist gefährlich. Aber nicht das, was mir für ihn vorschwebt. Keine Drogen, keine

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