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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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erzählt?«
    »Nichts, nur dass sie ihre Zimmernachbarin in diesem Seniorenwohnheim war. Es tut mir ja leid, dass ich das nicht früher gewusst habe, sonst hätte ich sie bestimmt auch besucht. Damon, was ist denn?«
    Er war zur Terrasse zurückgegangen und zog sich sein Hemd wieder an.
    »Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen, Amanda. Meine Mutter ist tot. Lass sie ruhen.«
    Er nahm seine Autoschlüssel und ging zum Gartentor.
    »Damon, wenn ich etwas falsch gemacht habe, dann entschuldige ich mich!«
    »Tu das.«
    »Damon?«
    Er drehte sich über die Schulter um.
    »Ja?«
    »Geh nicht.«
    Er ging. Ich blieb am Zaun stehen und sah seinen Wagen im gleißenden Sonnenschein verschwinden.
    Was konnte ich tun, außer ohnmächtig meine Finger in das Holz zu krallen? Es war morsch und brach. Meine Hände waren voller Splitter.

KAPITEL 53

    Ariadne und der Steinerne Gott
    Die Göttin hatte den talwärts führenden Weg gefunden, und er war in der Tat ziemlich dornig. Rechts und links wanden sich stachelige Ranken, die sich immer wieder in ihrem Kleid verhakten und Kratzer hinterließen, wenn sie sich davon befreite. Außerordentlich missgelaunt folgte ihr Galla und haderte mit seinem Geschick. Mehrmals musste die Göttin ihn anstupsen und zum Weitergehen überreden. Aber schließlich hatten sie eine weite Ebene erreicht, und als sich der Abend senkte, fanden sie einen alten, runden Tempel.
    »Ah, hier könnte man sich beinahe zu Hause fühlen«, seufzte die Göttin, als der Mond aufging und die schlanken Säulen beschien.
    »Dann werde ich dich jetzt verlassen«, kündigte der kleine Dämon an. Wenn er auch aus der Unterwelt hatte entfliehen wollen – Tempel und heilige Stätten waren nun wirklich nicht sein Ding. Es war schlichtweg gegen seine Natur, sich an solchen Orten aufzuhalten.
    »Das tut mir leid, Galla. Du warst mir wirklich ein hilfreicher Begleiter. Aber ich kann dich verstehen. Du musst deine eigene Welt suchen. Vielleicht irgendwo dort, wo die Menschen mit Maschinen arbeiten.«
    Der kleine Dämon grinste dämonisch und machte sich auf den Weg. Er fand einen passenden Platz zwischen Kabeln und Leitungen, Festplatten und Netzwerken. Dort züchtete er Würmer und trojanische Pferde und sorgte dafür, dass sich Viren verbreiteten.
    Die Göttin aber trat in den Tempel ein und sah sich zufrieden um. Sie bewunderte die zierliche Architektur des Gebäudes, und wenn auch der Zahn der Zeit und einige wilde Pflanzen an den Mauern genagt hatten, so waren doch einige Mosaikbilder in ihrer bunten Pracht erhalten geblieben.
    »Gefällt es dir?«, flüsterte es aus einer mondbeschienenen Ecke. Die Göttin zuckte ein bisschen zusammen, drehte sich dann aber mit einem Lächeln um. Eine schöne, dunkelhaarige Frau trat aus dem Wandbild hervor und streckte ihre Hände grüßend aus.
    »O ja, es ist ein netter Platz, so ruhig und beschaulich. Ich würde gerne eine Weile hierbleiben und meine neuen Eigenschaften sortieren. Wer bist du, bitte?«
    »Man rief mich einst Ariadne, aber das ist schon lange her. Wir werden hier nicht mehr allzu häufig besucht. Manchmal kommen ein paar wilde Ziegen vorbei, oder die Kaninchen spielen zwischen den Säulen. Wenn dich die Einsamkeit nicht stört, bist du gerne eingeladen, hier zu warten, worauf immer du wartest.«
    »Mh, danke. Wo halte ich mich am besten auf, damit ich niemanden störe?«
    »Du störst niemanden. Aber der beste Platz ist in der Mitte. Folge dem vorgezeichneten Weg.« Ariadne wies auf die Linien, die das Mosaik auf dem Boden bildete.
    »Das sieht aber kompliziert aus!«
    »Sieht nur so aus. Hier, nimm das mit, wenn du willst. Damit kannst du dein Kleid flicken oder sonst was tun.«
    Die Göttin fing geschickt das Knäuel aus rotem Faden auf und folgte mit fröhlich hüpfenden Schritten den Mosaiklinien aufdem Boden. Ariadne zog sich derweil wieder in ihr Wandbild zurück und wachte dort über die Wanderung des Mondschattens.
    Die Göttin ließ sich im Zentrum des Labyrinths nieder, und nachdem sie die schlimmsten Risse in ihrem Kleid mit dem roten Faden gestopft hatte, spielte sie müßig mit den Dingen, die sie auf ihrer Wanderung erhalten hatte. Dann formte sie nach und nach aus dem Apfel der Hesperiden, der Peitsche der Megaira, dem Sistrum der Bastet, der Fackel der Hekate und dem Granatapfel der Persephone ein Muster, das sie mit dem roten Faden der Ariadne zusammenband und zu einem Teil ihrer Gestalt machte. Weitblick und Kraft, Liebe, Souveränität

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