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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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darauf, dass es kühl wurde und ich mich besser wieder anziehen sollte.
    »Dein Gesichtsausdruck macht mich frösteln, Amanda. Dein Schweigen ebenso. Was also bezweckst du mit dieser Unterredung?«
    Ah, sollte Schweigen und abgründiges Lächeln die Reserve durchbrechen? Ich blieb noch eine Weile dabei, sah ihn aber aus den Augenwinkeln kurz und wissend an. Man lernt ja dazu.
    Er ging einfach weg.
    Ich stand alleine auf dem Balkon und betrachtete die Stadt, über die vom Strom her ein leichter Dunst aufzog. Die Sonne stand noch über den Häusern, sie würde erst in einer Stunde untergehen. Es war ein hübscher Anblick, brachte mich aber nicht weiter. Na gut, also musste ich wohl mein Anliegen vortragen, auch auf die Gefahr hin, dass ich mir blaue Flecke an der Seele holte.
    »Damon, kommst du gerade deinen Gastgeberpflichten nach und öffnest eine Flasche Wein? Weiß für mich bitte, wenn du schon fragst«, rief ich, als ich nach drinnen ging. Auf einem der dunklen Ledersessel fand ich Platz und zog gemütlich die Beine an. Damon kam mit Gläsern und Flasche ebenfalls herein.
    »Gut, fangen wir noch mal von vorne an«, sagte ich, als ich an meinem Glas genippt hatte. »Ich bin noch nicht dazu gekommen, mich dafür zu bedanken, wie sehr du dich um Patrick gekümmert hast. Euer Aufenthalt in Schweden hat ihm viel bedeutet. Er spricht zwar nicht darüber, aber er hat sich verändert.«
    »Er hat sich sehr gut verhalten. Schwierigkeiten schrecken ihn nicht. Er sieht sie als Herausforderungen. Ich hoffe, er lernt, die Grenze zwischen Mut und Übermut immer zu wahren.«
    »Dein Sohn«, sagte ich und lächelte Damon über das erhobene Glas zu.
    »Machst du mir Komplimente, oder fischst du nach welchen?«
    »Es war ein schwacher Versuch, dir eins zu machen.«
    »Sag mal, was ist los, Amanda? Du bittest mich um eine Unterredung, ich sage einen anderen Termin ab, und dann bringst du wechselweise seichte Konversation oder Schweigeminuten. Könntest du nicht mal zur Sache kommen?«
    »Doch, kann ich auch. Ich bin hergekommen, um herauszufinden, wie es um uns beide steht. Ob wir zum Beispiel eine Gegenwart oder eine Zukunft haben. Ich habe es gerade herausgefunden – ich bin ein Störfaktor, der deine Termine durcheinanderbringt. Entschuldige. Ich gehe jetzt besser.«
    Ich stand auf, beherrscht, mit Anmut und Würde, trotz des tiefen Polsters, und wollte zur Tür gehen. Aber Damon versperrte mir den Weg.
    »Nein. Jetzt bleibst du, und wir reden über diesen Punkt. Er scheint mir wichtig.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, sehr.«
    Er zog mich in seine Arme und küsste mich. Wie zuvor schon begann meine Welt, sich aufzulösen. Ich schmiegte mich an ihn und erwiderte seinen Kuss mit einem Hunger, der mich selbstüberraschte. Durch die Seide des Hemdes spürte ich die Wärme seines Körpers, die Spannung seiner Muskeln.
    »Zumindest eine Gegenwart haben wir jetzt, Amanda«, sagte er leise und lächelte mich an. Er schob mir den Schal aus den Haaren und vergrub seine Finger in meinen Locken. Ich öffnete sein Hemd und strich über die bloße Haut, dort, wo die Narbenstreifen sich entlangzogen. Ja, wir hatten eine Gegenwart, die wir nutzen konnten. Mein Körper sehnte sich nach ihm, so sehr, dass ich mich von einem Augenblick auf den anderen wieder verlieren würde in einer Ekstase, von der mir hinterher keine Erinnerung mehr bleiben würde. Damon strich über meine Schultern, und das Kleid rutschte zu Boden. Ich spürte seine Hände über meine bloße Haut streifen, seine Zunge fuhr mein Ohrläppchen entlang und jagte mir Schauer über den ganzen Körper. Ich forderte seinen Kuss und verlangte die Berührung von Haut auf Haut. Wir sanken zu Boden auf den Teppich vor dem Kamin.
    Die Erinnerung kam wie ein Blitz. Es war nicht Eifersucht auf Halima, die ihn eben hier an dieser Stelle verführt hatte. Es war mehr eine Warnung davor, dass Damon und ich eine unterschiedliche Auffassung von dieser Art der Liebe hatten.
    Vorsichtig und zärtlich machte ich mich von ihm frei, nüchtern jetzt und sehr bewusst. Ich schob seine Hände zur Seite und strich mir die Haare aus der Stirn, dann setzte ich mich auf, in einem kleinen Abstand zu ihm.
    »Nein, Damon, so funktioniert das nicht.« Ich schüttelte den Kopf, sah ihn an und suchte seine Augen. »Ich gebe zu, ich bin mit dieser Absicht hergekommen. Ich gebe auch zu, dass ich mich, seit ich dich wiedergetroffen habe, nach dir sehne, dich begehre, von dir träume. Aber es ist eine Schranke zwischen

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