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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich verkraften und begreifen konnte. Dafür, dass sie in mein Leben getreten war, konnte ich nur ein tiefes Gefühl der Dankbarkeitempfinden. So, wie ich auch glücklich darüber war, dass Henry darin aufgetaucht war. Wir waren zwar biologisch gesehen Vater und Tochter, aber es waren nicht die formal verwandtschaftlichen Gefühle, die uns verbanden, sondern eine weit darüber hinausgehende Zuneigung. Mag sein, weil ich mich nach einem Vater und er sich nach einem Kind gesehnt hatte, aber auch als völlig Fremde wären wir uns sympathisch gewesen. Vor meinem inneren Auge sah ich Gita zufrieden lächeln. Ich berichtete ihr als Nächstes von meinem Sohn.
    Zwischen Patrick und mir hatte sich in diesem Jahr viel getan, denn er hatte nun den Schritt in das Erwachsensein getan. Inzwischen war ich froh, dass ich mich überwunden hatte, Damon mit in sein Leben einzubeziehen. Und damit war ich am letzten Punkt meiner Betrachtung angekommen. Hier fing die Ehrlichkeit mir selbst gegenüber an, ein wenig schwierig zu werden. Gut, ich konnte nicht leugnen, dass ich noch immer starke Gefühle für ihn hatte, die auch nie verlorengegangen waren, sondern nur im Untergrund geschwelt hatten. Gleichgültig war Damon mir zu keiner Zeit meines Lebens gewesen. Dass sie zu diesem irrwitzigen Ausbruch nach dem Tanz im Hotel geführt hatten, war nur ein Zeichen dafür, wie sie dort gewirkt hatten. Jetzt, da ich sie akzeptierte, brachten sie ohne Zweifel Farbe und Bewegung in mein Leben. Aber das konnte noch nicht alles sein. Ein Entschluss begann in mir zu reifen. Ich für mich selbst wollte wissen, ob das, wonach ich mich sehnte, nur auf der körperlichen Anziehungskraft beruhte oder ob es ausreichend tief war, um noch einmal ein gemeinsames Leben aufzubauen. Dazu musste ich natürlich auch herausfinden, ob er dazu bereit war. Es konnte nur ein schwieriges Unterfangen werden, bei zwei so komplizierten Menschen wie uns beiden, aber wenn ich mich weiter so unentschieden verhielt, würde ich es nie erfahren, ob es gutgehen könnte. Von all den offenen Punkten, die noch zu klären waren, erschien mir dieser der wichtigste. Am Freitagabend, entschied ich, würde ich Damon besuchen. Wie dann dieser Abend oder die Nacht verliefen, nun, das würde sich zeigen.
    Wieder streifte ein Windhauch zärtlich meine Haare, und fürmich war es, als ob meine Großmutter, als ob Gita mir dazu ihren Segen gab. Dann verlosch dieser Eindruck, und an seine Stelle trat etwas anderes. Hier in der Mitte des Labyrinths erwachte in mir ein kleiner Funke. Eine winzige Flamme, die sich in mir einnistete. Sie tat nichts. Sie verzehrte mich nicht, wärmte mich nicht, leuchtete mir nicht. Aber sie war präsent. Und ich wusste, wenn ich sie, die diese Flamme entzündet hatte, rief, wenn ich das Opfer brachte, nach dem sie verlangte, dann würde ein Feuer entfacht, das es mir gestattete, die ungeheuerlichsten Dinge zu tun. Das war unendlich beruhigend zu wissen.
    Die Sonne war weitergewandert, und die Schatten waren länger geworden. Lange hatte ich mich in der Mitte des Labyrinthes aufgehalten, in diesem Zentrum, in dem ich mir selbst begegnet war. Als ich diese Worte dachte, musste ich an Halima denken, die jetzt wahrscheinlich lächelnd darauf hinweisen würde, dass das nun mal der symbolische Hintersinn des Labyrinths sei. Aber aus der Mitte musste man auch wieder nach außen, und das war der Weg, der jetzt vor mir lag, ganz konkret, um aus diesem Maisfeld hinauszukommen, aber auch im übertragenen Sinne. Der erstere machte mir keine Probleme, der andere aber, der sollte noch eine geradezu teuflische Überraschung bereithalten. Aber sie, die mich berührt hatte, war nun in meiner Nähe.
KAPITEL 65

    Verzicht
    »Hast du morgen Abend etwas Zeit für mich, Damon? Ich möchte noch ein paar Fragen mit dir klären.«
    Ich gab mich geschäftsmäßig am Telefon, die Leichtigkeit, die ich am Tag zuvor verspürt hatte, war verflogen, als ich seine Stimme am Telefon hörte.
    »Dann werde ich mir wohl die Zeit nehmen müssen.«
    Das klang mal wieder nicht ermutigend, und ich fühlte, wie ich mich in mein Schneckenhaus zurückzog.
    »Du musst nicht. Wenn du etwas anderes vorhast, können wir es auch verschieben.«
    »Dann ist es ja wohl auch nicht so wichtig.« Es lag mir auf der Zunge, ihm zuzustimmen, aber dann flüsterte eine leise Stimme »Feigling« in meinem Kopf, und ich straffte die Schultern.
    »Doch, es ist wichtig. Ich komme so gegen acht bei dir vorbei.«
    »Schön. Bis

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