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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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welchen?«
    »Meine Güte, was kannst du nagend sein!«
    »Ja, nicht? Eines meiner entscheidenden Talente. Also, worüber hast du so düster gegrübelt?«
    »Über Namen. Den von Nefertiti und meinen und auch über deinen. Gefällt dir eigentlich dein Name, Patrick?«
    »Mh. Interessante Frage. Du, Baba, da habe ich noch nie drübernachgedacht. Irgendwie scheint er ja zu passen, nicht? Hat er was Bestimmtes zu bedeuten? Hast du ihn ausgesucht?«
    »Nein, den hat dein Vater dir gegeben.«
    »Ah, deshalb die grollende Miene vorhin. Die kriegst du eigentlich immer, wenn du an ihn denkst oder von ihm sprichst.«
    Wie schrecklich gut dieser Junge beobachtete! Ich riss mich zusammen.
    Zuhause richteten wir Titi ein Körbchen her, stellten einen Napf mit Futter und einen mit Wasser bereit und beobachteten, wie die Kleine sorgsam die Küche erkundete und dann mit dem Gesichtsausdruck größter Erleichterung in die Kiste mit Sand hüpfte und heftig zu scharren begann.
    »Oh, sie musste wohl mal! Ist sie nicht ordentlich?«
    Patrick war richtiggehend stolz auf sein kätzisches Mitbringsel, und selbst meine noch immer ein wenig verkrampften Züge lösten sich beim Anblick dieses fröhlichen Tierchens, das schmatzend vor dem gefüllten Napf saß.
    »Baba, mir fällt gerade ein – das mit dem Namen –, also, wahrscheinlich sollte ich dich auch nicht mehr Baba nennen, was?«
    »Hoppla, wie kommst du denn darauf?«
    »Na ja, das ist doch so die Baby-Sprache für Baptista. Und den Namen magst du ja nun wirklich nicht.«
    »Richtig, aber Baba hat auch was von Mama, klingt nur erheblich exotischer. Du kannst das also ruhig dabei lassen.«
    »Fein, denn ansonsten fiele mir noch Mütterchen ein oder Alte oder Chefin …«
    »Untersteh dich!«
    »Gut, Baba. Aber warum hast du dich eigentlich nicht schon früher als Kind Amanda genannt?«
    »Habe ich ja, oder besser so ein bisschen verstümmelt ›Amada‹. Aber das klang meinen Eltern zu heidnisch, und als sie mich tauften, versuchten sie gleichzeitig auch meine verworfene Herkunft mit dem Wasser abzuwaschen und nannten mich zur Erinnerung an diese Säuberungsaktion Baptista – die Getaufte.«
    »Oder die mit allen Wassern Gewaschene? Ist ihnen die Reinigung gelungen?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Und du hast dann noch mal versucht, dich von den Rückständen dieser Taufe reinzuwaschen, und hast dich in Amanda umbenannt, ja?«
    »Nicht ganz. Sie haben mir schon den Namen Amanda Baptista gegeben. Ich habe eben nur den ersten Namen als Rufnamen gewählt. Aber erst als beide tot waren. Sie hätten es nicht verstanden, Patrick.«
    »Komisch, ich kann mich kaum an Oma und Opa erinnern.«
    »Du warst ja auch noch sehr klein, als sie gestorben sind. Oma war bereits krank, als du zur Welt gekommen bist.«
    »Bist du darum zu ihnen gezogen?«
    »Ja, hauptsächlich. Sie wünschten sich, dass ich ihnen bei der Pflege helfe.«
    »Und mein Vater?«
    »Der zog es vor, sich an einem Projekt in Kanada zu beteiligen.«
    »Ich würde ihn doch ganz gern mal kennenlernen. Um ihm die Meinung zu sagen!«
    »Mein streitbarer Held! Ich glaube kaum, dass ihn das tief beeindrucken würde.«
    Ich hatte Patrick nie ein Märchen über seinen Vater erzählt. Etwa, er sei bei einer Katastrophe ums Leben gekommen, während er sich aufopfernd darum bemühte, Frauen und Kinder zu retten, oder irgendwas über das vergebliche Ringen mit einer tödlichen Krankheit. Nein, ich hatte ihm, sobald er es verstehen konnte, gesagt, dass Damon und ich uns hatten scheiden lassen, nachdem wir mühsam zwei Jahre lang versucht hatten, miteinander auszukommen. Was ich ihm nicht gesagt hatte, war, dass ich zuvor auch noch miterleben musste, wie mein Gatte sich mit ein paar lebenslustigen Damen aus zwielichtigen Verhältnissen vergnügte. Isabell hatte ihn mehrfach in derartiger Gesellschaft gesehen und war der Meinung, ich solle davon noch Kenntnis haben, bevor sie ihren Job in London antrat. Über die unrühmlichen Szenen, die ich ihm daraufhin gemacht hatte, hüllte ich mich auch in Schweigen. Sie waren keine Erinnerung wert, und darum schob ich sie auch jetzt entschlossen beiseite.
KAPITEL 16

    Unterwelt ganz unten
    Die Göttin machte sich auf den Weg, den ihr Ishtar gezeigt hatte, und sie kam zu dem ersten Tor. Dort stand ein grimmiger Wächter und verwehrte ihr den Eintritt.
    »Mach Platz, ich habe eine Verabredung mit deiner Herrin!«, raunzte die Göttin ihn an, und der Wächter, ein ausgeprägter Verwaltungstyp, gab vor,

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