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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zum falschen Zeitpunkt?«
    »Nicht ganz. Ich denke, in einer Woche oder so. Ich brauchte mal ein bisschen Abstand zu dem ganzen Theater.«
    »Hat er dich geärgert?«
    »Geärgert? Das ist ja wohl untertrieben!«
    Die nächste halbe Stunde hörte ich mir Nicoles Klage an und war erstaunt, wie wütend sie war. Nandi hatte sich Weihnachten darauf besonnen, dass er ja noch drei Kinder hatte und eine Ehefrau, von der er zwar getrennt lebte, aber sich offensichtlich nicht trennen konnte. In der Vergangenheit hatte Nicole schon ein paarmal ihren Unmut darüber geäußert, allerdings hatte sie sich bemüht, mit Valerie ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen.Auch mit den Kindern war sie recht gut ausgekommen. Die älteste Tochter war siebzehn, die beiden Jungen zehn und vierzehn. Aber alles war in dem Moment gescheitert, als Nandi Nicole über die Feiertage alleine gelassen hatte, um mit Valerie, den Kindern und den Schwiegereltern Familienweihnacht zu begehen. Die Eifersucht, die die ganze Zeit schon schwelend vorhanden war, entlud sich also auf Nandis Haupt, und der hatte die Sache noch schlimmer gemacht, weil er Nicole vorgeworfen hatte, sie würde sich zu stark an ihn klammern. Kurzum, Nicole hatte ihre Koffer gepackt und war heim zu Muttern geflohen.
    »Soll er doch sehen, wer ihm seine Buchhaltung macht und die schmutzigen Socken wäscht.«
    Ich dachte mir so meinen Teil und gab lediglich das eine oder andere zustimmende oder bedauernde Geräusch von mir. Als sie sich endlich genügend Luft gemacht hatte, versuchte ich, sie auf etwas andere Gedanken zu bringen.
    »Wenn du übernächsten Samstag wieder hier bist, hättest du dann Lust, mit zu einem orientalischen Abend zu kommen? Es gibt eine Show im kleinen Theater, nachmittags sogar mit Bazar. Du wolltest dir doch noch ein Münztuch kaufen.«
    »Oh, himmlisch. Sicher bin ich bis dahin wieder da. Besorgst du die Eintrittskarten?«
    »Mach ich.«
    Nicole meldete sich drei Tage später sogar schon wieder direkt bei mir. Sie stand vor der Tür und hatte ein Paket mit selbstgebackenen Lebkuchen dabei, die ich später dem Vielfraß Patrick zur Verfügung stellte. Ich war viel zu stolz darauf, in den vergangenen Wochen vier Kilo verloren zu haben, um der Versuchung nachzugeben. Selbst über die Feiertage hatte ich mich an die magere Kost gehalten, auch wenn Patrick und Ulli nicht besonders begeistert davon waren.
    Überschwänglich wurde ich umarmt. Küsschen, Küsschen hauchten sich auf meine Wangen. Die Beziehungskiste war wieder repariert, erfuhr ich dann, Nandi war ihr nachgefahren, hatte von Scheidung und neuer Heirat gesprochen, und jetzt war die Welt für Nicole wieder in Ordnung.
    »Bist du eigentlich immer noch bei dieser schrecklichen Frau in dem Studio?«, fragte sie, als das Thema Nandi abgehandelt war.
    »Ja, ich tanze noch bei Halima. Ich habe keinen finsteren Einfluss von ihr gespürt, wenn das deine eigentliche Frage war.«
    »Ja, natürlich nicht, ich habe ja auch das große bannende Ritual durchgeführt. Das sollte sie lehren, sich an meiner Freundin zu vergreifen!«
    »Richtig von Dämonen geplagt sieht sie aber nicht aus.«
    »Amanda! Du verstehst gar nichts!«
    »Nein, lassen wir das auch lieber.«
    Auch von Nicole brauchte ich keine mystischen Bemerkungen. Ich erzählte ihr also von dem Stück, das wir gerade einübten, ein Trommelsolo, das sich zu einem mörderischen Tempo steigerte und uns jede Stunde mit brennenden Füßen und keuchendem Atem beschließen ließ.
    »Ah, weißt du, was das Größte ist, Amanda? Ich werde demnächst auch auftreten. Jamila ist für eine Veranstaltung engagiert worden und soll eine ihrer Schülerinnen mitbringen. Genial, nicht?«
    »Was für eine Veranstaltung?«
    »Ein Teppichhaus – Einweihung oder so.«
    »Was tanzt du?«
    »Ach, irgendwas. Jamila nimmt ihre Musik mit, und wir tanzen frei dazu. Das ist viel besser, als sich immer an diese Choreographien zu klammern.«
    »Na, dann viel Erfolg. Sag mir Bescheid, wenn es soweit ist. Wenn ich Zeit habe, schaue ich vorbei und rufe Zugabe!«
    »Sie weiß den genauen Termin noch nicht, aber wir werden sie sicher am Samstag bei der Show sehen, dann können wir sie noch mal fragen.«
    »Fein, ich habe uns gute Plätze reservieren lassen. Aber nur für uns beide, weil ich nicht wusste, wie du dich mit Nandi arrangiert hast.«
    »Er hat kein Interesse daran, genau wie dein Ulli. Übrigens – du kümmerst dich überhaupt nicht mehr um Gitas Enkelin, oder?«
    »Nein, ich

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