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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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geopfertes Blut an das Land gebunden.«
    »Hast du Gawen deshalb als Sohn der hundert Könige begrüßt?« fragte Caillean leise. Dann fügte sie seufzend hinzu: »Aber was kann uns das helfen? Jetzt herrschen die Römer über Albion!«
    »Diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Ich weiß nur, daß er auf sein Schicksal vorbereitet werden muß. Du und die Druiden werden ihm das höchste Wissen der Menschheit anvertrauen. Wenn du mir meinen Preis zahlst, werde ich ihn in die Mysterien einführen, die in dem Land, das du Albion nennst, als noch viel ältere Kräfte das Leben der Menschen lenken.«
    »Dein Preis ... «, flüsterte Caillean tonlos.
    »Die Zeit ist gekommen, um Brücken zu bauen«, erwiderte die Fee. »Ich habe eine Tochter. Sie heißt Sianna. Ihr Vater war einer von euch. Sie ist so alt wie der Junge. Ich möchte, daß ihr sie als Zögling bei euch aufnehmt. Sie soll bei euch lernen, wie eine Priesterin zu leben, und ihr sollt sie euer Wissen lehren. Herrin von Avalon, wenn du dazu bereit bist, werde ich Gawens Lehrerin sein.«

2. Kapitel
    »Bist du hier, um unserem Orden beizutreten?« fragte der alte Mann.
    Gawen sah ihn überrascht an. Als ihn Eilned am Abend zuvor zu Brannos gebracht hatte, glaubte der Junge, der alte Barde habe nicht nur den Verstand verloren, sondern sei auch zu alt, um sein Instrument halten zu können. Wie sollte er bei ihm die heiligen Gesänge lernen? Brannos hatte schneeweiße Haare und so knotige Finger, daß er die Saiten nicht mehr zupfen konnte.
    Als die Priesterin mit dem Jungen in die Hütte kam, lag er schlafend auf seinem Lager. Er richtete sich nicht einmal auf, sondern deutete nur wortlos auf ein Bündel Schaffelle in der Ecke, drehte sich auf die andere Seite und schlief weiter.
    Dieser Barde schien kein verheißungsvoller Lehrer zu sein, aber die Schaffelle waren warm und hatten keine Flöhe. Gawen war todmüde. Er fiel augenblicklich in einen tiefen Schlaf und fand nicht einmal mehr die Zeit, über alles nachzudenken, was ihm widerfahren war, seit er Vernemeton verlassen mußte.
    Am nächsten Morgen machte der alte Brannos jedoch einen ganz anderen Eindruck. Die wäßrigen Augen waren überraschend wach und aufmerksam. Gawen wurde unter dem prüfenden Blick rot.
    »Ich weiß es nicht so genau ... «, erwiderte er vorsichtig. »Meine Stiefmutter hat mir nicht gesagt, weshalb ich hier bin. Sie hat mich gefragt, ob ich ein Barde werden will, und dabei kenne ich nur die einfachen Kinderlieder, die wir in Vernemeton gelernt haben. Ich singe gern, aber bestimmt gehört mehr dazu, ein Barde zu werden, als das ... «
    Es entsprach nicht ganz der Wahrheit. Gawen sang leidenschaftlich gern, aber Ardanos, der oberste Druide und angesehenste Barde, hatte ihn abgewiesen und nicht zugelassen, daß Gawen einen ernsthaften Versuch unternahm, Sänger zu werden. Inzwischen wußte Gawen, daß Ardanos sein Urgroßvater war, der Eilan töten wollte, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Das erklärte natürlich seine Abneigung. Trotzdem schien es Gawen richtiger, zunächst einmal vorsichtig zu sein und nicht allzu großes Interesse zu zeigen.
    »Wenn ich dazu berufen wäre, ein Sänger zu werden«, fügte er nachdenklich hinzu, »würde ich es dann nicht inzwischen wissen?«
    Der alte Brannos hustete und spuckte ins Feuer. »Was möchtest du denn am liebsten machen?«
    »In Vernemeton habe ich beim Hüten der Ziegen geholfen und manchmal auch im Garten. Wenn es nichts anderes zu tun gab, habe ich mit den Kindern Ball gespielt.«
    »Du bist also lieber draußen im Freien und hältst nicht viel vom Lernen?« Die hellen Augen richteten sich wieder auf ihn.
    »Es fällt mir nicht schwer, mit den Händen zu arbeiten«, erwiderte Gawen langsam. »Aber ich lerne auch alles, was spannend ist. Mir gefallen die Heldengeschichten der Druiden.«
    Gawen dachte manchmal darüber nach, welche Geschichten man den römischen Kindern erzählte, aber er hatte sich gehütet, so etwas den alten Barden zu fragen.
    »Wenn du dir gerne Geschichten erzählen läßt, dann werden wir uns gut verstehen.« Brannos lächelte. »Du möchtest also bleiben?«
    Gawen blickte auf den Boden. »Ich glaube, es gab auch Barden unter meinen Verwandten. Vielleicht hat mich meine Stiefmutter deshalb zu dir geschickt. Aber wirst du mich bei dir behalten wollen, wenn ich keine Begabung für die Musik habe?«
    »Ich brauche einen jungen Burschen mit starken und schnellen Beinen.« Der alte Mann seufzte. »Leider hilft

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