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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verrichtete die Dinge, die Caillean vorgeschlagen hatte, als seien sie sowohl Bestandteil von Gesetzen als auch einer über hundertjährigen Tradition.
    »Erinnerst du dich, als der Fährmann zum ersten Mal zu uns kam, brachte er uns einen Sack Gerste. Als er diesmal die Heilkräuter abholte, hat er nichts mitgebracht.« Eilned ging auf dem schmalen Weg voraus und fuhr fort. »Herrin, ich will damit sagen, daß wir nicht genug zum Essen haben. Es fehlen erfahrene Priesterinnen, die ihre Dienste jenen anbieten können, die uns etwas dafür geben. Und wenn du in Zukunft jedes Waisenkind aufnimmst, das dir über den Weg läuft, dann frage ich dich, woher wir die Vorräte nehmen sollen, um alle einen ganzen Winter lang zu ernähren.«
    Caillean blieb einen Augenblick verwundert stehen, ehe sie erwiderte: »Aber Gawen ist nicht irgendein Waisenkind. Er ist Eilans Sohn!«
    »Warum nimmt Bendeigid sich dann nicht seiner an?«
    Caillean schüttelte energisch den Kopf. Bendeigid hatte den Verstand verloren. Caillean würde dafür sorgen, daß er nie etwas von Eilans Sohn erfuhr.
    Eilned schob den Riegel zurück, der das Tor des Schuppens verschloß. Als es knarrend aufging, huschte ein kleines graues Tier über den Boden und verschwand unter den Büschen.
    Eilned stieß einen Schrei aus und sank in Cailleans Arme. »Verflucht sei dieses widerliche Vieh! Verflucht ... «
    »Sei still!« ermahnte sie die Hohepriesterin. »Wie kannst du ein harmloses Tier verfluchen. Es hat wie wir das Recht, sich Nahrung zu suchen. Außerdem vergiß nie, wir dürfen keinem Menschen, vor allem nicht dem Fährmann, der uns mit seinem Boot ohne jede Bezahlung über das Wasser bringt, unsere Hilfe versagen.«
    Eilned bekam glühend rote Wangen. »Ich versuche nur, die Aufgabe zu erfüllen, die du mir gestellt hast!« rief sie gekränkt. »Womit habe ich es verdient, daß du so mit mir sprichst?«
    Caillean ließ sie seufzend los. »Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen oder andeuten, daß ich mit deiner Arbeit unzufrieden bin. Aber denk daran, wir sind noch nicht lange hier und müssen erst in allen Bereichen des Alltags lernen, was wir tun können. Außerdem müssen wir erst einmal herausfinden, was wir wirklich brauchen. Das eine jedenfalls weiß ich. Unser Wirken hier ist sinnlos, wenn wir so grausam und habgierig werden wie die Römer! Wir sind auf die Insel gekommen, um der Göttin zu dienen. Warum sollen wir IHR nicht vertrauen und darauf hoffen, daß SIE für uns sorgen wird?«
    Eilned schüttelte den Kopf, aber die Röte wich aus dem Gesicht. »Will die Göttin, daß wir hungern? Sieh dir das an ... « Sie schob die Steinplatte über der Vorratsgrube beiseite und ließ Caillean hineinblicken. »Die Grube ist halb leer, und erst in einem Mond haben wir die Wintersonnwende!«
    Die Grube ist halb voll , hätte Caillean am liebsten erwidert, aber sie schwieg. Schließlich hatte sie Eilned mit der Aufsicht über die Vorräte beauftragt. Leider neigte die junge Frau geradezu zwanghaft dazu, sich Sorgen zu machen.
    »Wir haben noch zwei Gruben, und sie sind beide voll«, erwiderte sie ruhig. »Aber es ist gut, daß du mich auf die Lage aufmerksam gemacht hast.«
    »In den Vorratshäusern von Vernemeton befand sich genug Getreide für mehrere Winter. Jetzt sind nur noch wenige da, um die Vorräte aufzubrauchen«, sagte Eilned und stellte dann die Frage, die ihr auf dem Herzen lag. »Könnten wir nicht unsere Vorräte damit auffüllen?«
    Caillean schloß die Augen. Wieder sah sie den brennenden Scheiterhaufen auf dem Hügel der Priesterinnen vor sich. Viele hatten die Tragödie mit dem Leben bezahlt. Es gab dort keine Druiden mehr und vermutlich kaum noch Priesterinnen. So gesehen schien Eilneds Vorschlag durchaus berechtigt ...
    »Ich werde darüber nachdenken ... « Sie zwang sich, ihre innere Qual nicht in der Stimme mitklingen zu lassen. »Aber wenn das Haus der Priesterinnen tatsächlich aufgelöst wird, können wir in Zukunft nicht mehr auf ihre Hilfe rechnen. Außerdem scheint es mir das beste, wenn die Leute in Deva uns vergessen. Ardanos hat sich zu sehr mit den Römern eingelassen und trägt damit seinen Anteil an der Katastrophe. In Zukunft sollten wir so wenig wie möglich in Erscheinung treten. Und das bedeutet, es muß gelingen, uns aus eigener Kraft mit allem zu versorgen, was wir zum Leben brauchen.«
    »Das ist deine Sache, Herrin. Meine Aufgabe ist es, die Vorräte einzuteilen«, erwiderte Eilned. Sie schob die Steinplatte

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