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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ihr versöhnen zu können, wenn sie ihn begleitete. Er wollte wieder mit ihr schlafen, denn er brauchte einen Erben. Sie hatte sich darum bemüht, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen, aber seit dem Gelage in Venta Belgarum konnte sie seine Berührungen nicht mehr ertragen. Als er sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hatte, hielt sie ihn beim Fackelschein im ersten Augenblick für den Sachsenhäuptling, der vor Jahren versucht hatte, sie zu vergewaltigen. Und seitdem sah sie jedesmal, wenn sie ihn anblickte, einen Feind vor sich, selbst wenn er nicht seine menapische Kleidung trug oder von seiner barbarischen Leibwache umgeben war.
    Als Kaiserin hatte sie ihre eigenen Dienstboten und einen eigenen Haushalt. Sie reiste in einer Sänfte, umgeben von ihrem Gefolge. Nachts teilte sie nicht das Lager des Königs und erklärte, die Reise habe sie ermüdet und sie müsse allein schlafen.
    In Venta Silurum würde man jedoch erwarten, daß sie wieder zusammenlebten. Dann mußte sie sich eine bessere Ausrede einfallen lassen. Als sie sich der Mündung der Sabrina näherten, bat sie deshalb um Erlaubnis, in Richtung Süden nach Aquae Sulis zu reisen, um dort in den heiligen Quellen zu baden.
    Am Abend bevor die beiden Haushalte sich trennen würden, übernachteten sie in Corinium, der alten Stadt der Dobuner. Dort kreuzte der Fosse-Weg die alte große Straße in den Westen. Die Stadt war klein, aber reich und für die Kunstfertigkeit ihrer Mosaikhandwerker berühmt. Das mansio war mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet. Teleri staunte über die Einrichtung, als sie sich auf einer der vielen gepolsterten Liegen niederließ. In Rom hätte man den hohen Gästen bestimmt nichts Besseres bieten können. Deshalb war sie völlig verwirrt, als die Tür aufging und Dierna den Raum betrat.
    Wie immer gelang es der Hohepriesterin, Teleri ihre Gedanken zu vermitteln. Unter ihren prüfenden Blicken wirkte der Raum plötzlich überladen und geschmacklos.
    Teleri erinnerte sich daran, daß sie jetzt eine Herrscherin war, die im Rang über jeder Priesterin stand. Sie wies hoheitsvoll auf den Platz ihr gegenüber und erkundigte sich kühl nach dem Grund des Besuchs.
    »Ich erfülle meine Pflicht«, erwiderte die Herrin von Avalon. »Ich bin gekommen, um mit dir und deinem Gemahl zu sprechen.«
    Die Hohepriesterin trat ans Fenster und setzte sich auf eine der gepolsterten Bänke. Teleri sah sie mit halb geschlossenen Augen an. Ihr fiel auf, daß Diernas krampfhaft gefaltete Hände die zur Schau getragene Ruhe Lügen straften.
    »Weiß er, daß du hier bist?« Teleri lehnte sich zurück und richtete gelassen die roten Falten ihres weiten Gewandes.
    Dierna mußte keine Antwort geben, denn Carausius erschien in der Tür, gefolgt von Allectus. Seine Leibwache blieb draußen stehen. Teleri zuckte beim Anblick der hochgewachsenen Barbaren unwillkürlich zusammen.
    Der Imperator begrüßte Dierna. »Herrin, du ehrst uns mit deinem Besuch.«
    »Ja«, antwortete sie. »Ich habe dir Ehre eingebracht, aber du ehrst uns nicht, wenn du dich wie ein Barbar kleidest.«
    Teleri verschlug es den Atem. Damit traf die Hohepriesterin in der Tat den wunden Punkt. Carausius blickte auf seine germanische Hose hinunter und errötete. Aber als er den Kopf wieder hob und sie ansah, war sein Blick unnachgiebig.
    »Ich bin als Menapier geboren worden«, erwiderte er ruhig. »Das ist die Kleidung meiner Jugend, und sie ist sehr bequem. Außerdem ist es die Kleidung meiner Verbündeten.«
    Diernas Augen blitzten. »Du wendest dich also von den Göttern ab, die dich erhöht haben? Es ist für ein Schwein keine Schande, im Schlamm zu wühlen, aber ein Mann wie du müßte es besser wissen. Du bist auf dem heiligen Tor gewesen und hast den Gesang der Sommersterne gehört. Du hast die blauen Drachen auf deinen Armen getragen, bevor Atlantis in den Wellen versank. Willst du das Wissen leugnen, das du in so vielen Leben erworben hast? Willst du in den Schlamm zurücksinken, in dem sich die jungen Völker noch befinden? Du gehörst nicht mehr zu ihnen. Du gehörst zu Britannien!«
    »Der Baum, der den Völkern Schutz gewährt, hebt seine Äste zum Himmel«, sagte Carausius langsam. »Aber er muß in der Erde verwurzelt sein, sonst wird er vertrocknen. Britannien ist nicht nur Avalon. Auf meinen Reisen durch das Land habe ich Menschen aus allen Teilen des Reiches gesehen, deren Söhne dieses Land als ihre Heimat betrachten. Ich werde sie alle schützen ... alle, die

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