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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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über dem Wasser kreist. Gawen war so von Sianna und seinen Gedanken in Anspruch genommen, daß er kaum hörte, wie Dica die nächste Frage beantwortete.
    »Die sechste Insel ist dem wilden Gott der Hügel und Berge geweiht. Die Römer nennen ihn Pan. Er bringt den Menschen Wahnsinn oder Ekstase. Aus den Reben, die ihm zu Ehren angebaut werden, entsteht der heilige Wein, der jedem den Verstand raubt, der ihn unvorsichtig trinkt.«
    »Die siebte ist ein hoher Berg«, sagte Ambios, »Wachturm und Zugang nach Avalon. Dort befindet sich das Dorf des Fährmanns. Seine Sippe hat stets die Priester und Priesterinnen zum Tor übergesetzt.«
    »Gut geantwortet«, sagte Caillean. »Ihr, die ihr ebenfalls Priester oder Priesterinnen werden könnt, solltet jedoch wissen, daß die Druiden nicht die ersten waren, die auf dem Tor die Weisheit der geistigen Welten gesucht haben.«
    Sie blickte zuerst streng auf Ambios und dann auf Gawen, der ihren Blick leicht verlegen erwiderte. Zwei Jahre würde es noch dauern, bis man ihn für das Ritual der Einweihung in Betracht zog. In seinem Innern wehrte sich Gawen dagegen, daß alle dachten, er werde sich für ein Leben als Druide entscheiden. Er machte gute Fortschritte auf der Harfe und konnte bereits alles spielen, was die britonischen Fürsten, die immer noch die alte Lebensweise in Ehren hielten, von einem Barden hören wollten. Bei einem von ihnen konnte er unterkommen, oder er würde zu seinem römischen Großvater zurückkehren und sein anderes Erbe antreten. Er war noch nie in einer römischen Stadt gewesen. Man sagte, diese Städte seien alle laut und schmutzig. Außerdem kursierten Gerüchte, daß der Norden sich wieder einmal gegen die Herrschaft der Römer zur Wehr setzen wollte. Ein Aufstand würde Krieg und Blutvergießen bedeuten. Aber an einem Sommertag wie diesem, wenn der weltentrückte Friede von Avalon so vollkommen schien, daß Gawen fast glaubte, daran zu ersticken, hatte er sogar gegen die Vorstellung von einem blutigen Krieg nichts einzuwenden.
    »Die gläserne Insel, die Insel der Briga, die Insel des geflügelten Gottes, die Insel der Sümpfe, die Insel im Teich, die Insel des Pan und die Wachturm-Insel. Andere Menschen gaben ihnen andere Namen, aber unsere Namen sagen etwas über ihr Wesen. Wir haben sie von den Wissenden übernommen, die aus dem versunkenen Atlantis über das Meer kamen. Jetzt möchte ich jedoch von euch wissen, warum man diese Inseln und keine der anderen für heilig hält. Ihr habt selbst gesagt, die Inseln sind weder die größten noch die schönsten.«
    Cailleans Schützlinge sahen sie stumm an. Eine solche Frage war ihnen noch nie in den Sinn gekommen.
    Als die Hohepriesterin weitersprechen wollte, meldet sich Sianna zu Wort.
    »Ich weiß es ... «
    Caillean hob erstaunt die Augenbrauen, aber Sianna lachte, sprang auf und lief zum Ufer. Ihr schien nicht bewußt zu sein, daß sie im Begriff stand, eines der alten Mysterien zu enthüllen. Für sie war es vermutlich auch keines.
    »Die Antwort ist ganz einfach, wenn man weiß, wie man die Inseln sehen muß!« Sie griff nach einem dreieckigen Stein und drückte ihn aufrecht in den weichen Boden. »Hier ist Inis Vitrin und hier ... « Sie nahm einen kleineren, runden Stein und legte ihn vor den ersten. »Das ist die Insel der Briga. Die Insel des geflügelten Gottes und die Insel im Teich befinden sich dort ... « Sie legte einen kleineren und einen größeren Stein etwas weiter voneinander entfernt, so daß sie mit den beiden ersten ein leicht verschobenes Rechteck bildeten. »Dann gibt es Pans Insel und die Sumpfinsel ... « Einen kleinen Stein und einen spitzen Stein legte sie dicht nebeneinander, und zwar etwas nach links und über die Insel des geflügelten Gottes. »Und die Wachturm-Insel ... « Noch weiter nach links kam ein großer Stein.
    Die Hohepriesterin war schlagartig vergessen. Alle drängten sich um die Steine auf der Erde. Gawen begriff plötzlich, was Sianna ihnen zeigen wollte. So ähnlich sahen die Inseln wahrscheinlich aus der Sicht der Vögel aus. Aber ließ sich daraus eine besondere Bedeutung erkennen?
    »Versteht ihr mich?« fragte Sianna gespannt. »Nein? Dann erinnert euch an jene Nächte, in denen der alte Rhys uns die Sterne erklärt hat ... «
    Wenn wir auf der einen Seite des Hügels sitzen mußten, und die Mädchen auf der anderen. Gawen lächelte bei der Erinnerung.
    »Das ist ja der Große Bär!« rief Dica plötzlich. »Die Inseln ergeben zusammen dieselbe

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