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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Boden.
    » Jupiter Fides ... « flüsterte Arius. Er war leichenblaß geworden. Gawen sah die Schwärme der Raben über dem Kampfplatz und wußte, daß hier nicht die römischen Götter herrschten, sondern die große Cathubodva, die Herrin der Raben.
    »Komm!« flüsterte er. »Wir können ihnen nicht helfen ... «
    Arius stand schwankend auf. Sie liefen geduckt den Abhang hinunter. Der Lärm und das Getöse der Schlacht hinter ihnen wurden immer lauter.
    Gawen spürte die Gefahr und riß seinen Gefährten mit sich in das Gebüsch neben einem Bach. Arius öffnete den Mund, um sich zu beschweren, doch er bedeutete ihm, still zu sein.
    Sie lagen wie zwei gejagte Kaninchen dicht an den Boden gepreßt, während das Gebrüll und Geschrei der Kämpfenden immer lauter wurde. Es dauerte nicht lange, und Gawen sah ganz in der Nähe einen Trupp Kelten. Die Männer grölten, lachten und johlten zusammenhanglose Worte, aus denen am Ende das Lied ihres Sieges werden würde. Gawen versuchte, die gutturale Sprache des Nordens zu verstehen. So viel stand jedoch bereits fest, die Stämme waren eindeutig die Sieger der Schlacht.
    Arius bewegte sich neben ihm, und er blickte nach oben. Über den Köpfen der Kelten schwankte der Adler der Legion. Arius sprang mit einem unterdrückten Fluch auf. Noch ehe Gawen ihn daran hindern konnte, zog er das Schwert. Die Sonne blitzte auf dem Stahl. Der Gesang verstummte augenblicklich. Gawen rollte zur Seite und kauerte sich sprungbereit mit gezogenem gladius ins Gras. Die Kelten lachten laut, als sie den jungen Römer sahen.
    »Gebt mir den Adler!« rief Arius heiser.
    »Gib mir dein Schwert!« erwiderte der größte Krieger in gebrochenem Latein. »Vielleicht werden wir dich dann am Leben lassen ... «
    » ... als Lustknabe der Frauen«, beendete ein anderer den Satz und schlug sich auf die Schenkel. Er war dick und hatte rote Haare.
    »Sie werden bestimmt Gefallen an ihm finden!«
    »Seht doch seine Locken ... Vielleicht ist es ein Mädchen, das ihrem Liebhaber in den Krieg gefolgt ist!«
    Die anderen machten ebenfalls anzügliche Bemerkungen über alles, was die Frauen mit dem kleinen Römer anstellen würden. Gawen nutzte das ausgelassene Palaver, um einzugreifen.
    »Er ist nicht bei Sinnen!« rief er den Männern in ihrer Sprache zu und hielt Arius an den Schultern fest. »Er steht unter dem Schutz der Götter.«
    »Wir sind alle Verrückte«, erwiderte der Anführer und musterte Gawen mißtrauisch, denn er begriff nicht, wie ein Römer ihre Sprache sprechen konnte. »Und die Götter haben uns den Sieg geschenkt!« fügte er mit einem zufriedenen Lachen hinzu.
    »Das stimmt«, sagte Gawen. »Sie werden jedoch nicht wollen, daß ihr die Götter eurer besiegten Feinde verhöhnt. Also gebt ihm den Adler und laßt uns gehen.«
    »Wer bist du, daß du es wagst, uns Befehle zu geben?« fragte der Anführer mit finsterer Miene.
    »Ich bin ein Sohn Avalons«, erwiderte Gawen, »und ich habe Cathubodva im Wind fliegen sehen.«
    Die Männer stießen Drohungen aus, aber sie schienen verunsichert zu sein. Gawen atmete erleichtert auf, aber plötzlich spuckte der Rothaarige zornig auf die Erde und hob seinen Speer.
    »Ihr zwei seid ein merkwürdiges Paar: Ich sehe einen Verräter und einen Narren vor mir!«
    Arius riß sich von Gawen los und griff an. Gawen konnte es nicht verhindern, und er sah, wie der Speer des Briganten durch die Luft zischte.
    Ein Panzerhemd hätte ihn vermutlich abgehalten, aber sie waren Kundschafter und trugen nur eine Ledertunika. Arius schwankte, als sich die Spitze in seine Brust bohrte. Seine Augen wurden groß vor Überraschung. Er stürzte zu Boden, und Gawen wußte sofort, daß Arius tödlich getroffen war. Er war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Das Gesicht Cathubodvas tauchte vor ihm auf, und er stürzte sich mit einem lauten Schrei auf die Gegner.
    Gawen schwankte unter der Wucht des Aufpralls, als seine Klinge ihr Ziel traf. Ohne nachzudenken, parierte er einen Schlag und duckte sich unter den Arm des Angreifers. Im Nahkampf konnten sie ihre langen Klingen nicht schwingen, sondern nur kurze Stöße damit ausführen. Trotzdem befand sich jeder in großer Gefahr, wenn sie ihn an der richtigen Stelle trafen. Gawens Ausbildung bei den Legionären befähigte ihn, sein Kurzschwert mit tödlicher Genauigkeit einzusetzen. Doch die Flüche, die er ausstieß und die seine Feinde mehr fürchteten als die Waffe, verdankte er den Druiden.
    Gawen sah wie durch einen Nebel, daß

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