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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Weile, bis die Funken das trockene Gras entzündeten. Aber dann begann dünner Rauch aufzusteigen. Sie legten schnell kleine Zweige auf die Flämmchen, die sofort größer wurden, und im nächsten Augenblick brannte das Feuer. Sie warfen grüne Blätter hinein; der weiße Rauch wurde grau und stieg als dichte Wolke langsam in den Himmel.
    Konnten die Römer das Rauchzeichen sehen?
    Gawen hielt den Atem an und blickte angestrengt nach Süden.
    Plötzlich blitzte etwas am Rand der nächsten Hügelkuppe auf. Er sah das silberne Schimmern der Lanzen und den vertrauten goldenen Glanz.
    Der Adler ...
    Stumm deutete er in die Richtung, und Arius nickte. Ein dunkler Fleck tauchte auf, wurde größer und schob sich über den Hang wie eine unaufhaltsame Flut. Trompeten schmetterten, und aus der sich bewegenden Masse wurden drei Heersäulen. Die mittlere näherte sich langsamer, während die Flanken auf dem etwas höher gelegenen Gelände schneller vorrückten.
    Die Briganten hatten die Römer ebenfalls bemerkt. Einen Augenblick lang kam ihr Zug ins Stocken. Dann ertönten die weithin hallenden Kuhhörner. Die Krieger unten im Tal gerieten in Bewegung. Sie rissen die Schilde von den Rücken und griffen nach den Lanzen.
    Gawen und Arius liefen zur anderen Seite des Hügels. Als das Lärmen und Schreien lauter und immer lauter wurde, blieben sie stehen, um sich im Schutz niedriger Wacholderbüsche ein Bild von der Lage zu machen.
    Die Römer rückten mit der unerbittlichen Präzision einer Kriegsmaschine vor. Die Reihen der Legionäre bewegten sich im Gleichschritt und in Schlachtordnung vorwärts. Die Flanken scherten in weitem Bogen aus, um die Mitte zu schützen. Der Abhang verschaffte ihnen eindeutig einen Vorteil. Bei den Kelten dagegen gab es keine Schlachtordnung. Sie stürmten mit der Unberechenbarkeit und Heftigkeit eines Waldbrands unter lautem Kriegsgeschrei dem Feind entgegen.
    Die Britonen konnten die römische Strategie klar erkennen, aber niemand, nicht einmal die Anführer wußten in diesem Augenblick, was ihre Krieger tun würden. Als es so aussah, als würde die Streitmacht der Rebellen von den Römern in einer Zangenbewegung umschlossen, brachen einige Trupps der Reiterei plötzlich aus dem Ring aus. Man sah, daß es sich um Krieger der wilden Stämme aus dem Norden handelte.
    »Sie fliehen!« rief Arius aufgeregt, aber Gawen schwieg mit gerunzelter Stirn.
    Das Ganze sah nicht nach panischer Flucht aus, sondern nach dem Vorspiel zu einem Angriff. Und richtig, im nächsten Augenblick rissen die Kelten ihre Pferde herum und galoppierten auf die römische Flanke zu. Plötzlich erwies sich das Gelände, das den Römern zunächst einen Vorteil zu bieten schien, weil sie von oben kamen, als Nachteil, denn die Kelten griffen sie von einer noch höheren Position an. Unter lautem Geschrei trieben sie ihre kleinen Pferde den Abhang hinunter.
    Keine Infanterie konnte dieser furiosen Attacke standhalten. Die Legionäre wurden niedergemäht, brachen unter den Pferdehufen zusammen oder warfen sich im Gedränge gegenseitig um. Die Verwirrung verbreitete sich in Windeseile in der ganzen Formation. Die beiden Kundschafter sahen von oben, wie sich die römische Marschordnung auflöste. Als die Hauptmacht der zu Fuß kämpfenden Briganten angriff, wurden die Flanken zur Mitte gedrückt.
    Mit wachsendem Entsetzen beobachteten Gawen und Arius das Gemetzel. Gawen erinnerte sich plötzlich daran, wie er einmal ein Eichhörnchen mit einem Stein vom Baum geholt hatte. Es fiel in einen Bienenschwarm, und nach wenigen Augenblicken war das arme Tier unter der Wolke von Bienen nicht mehr zu sehen. Etwas Ähnliches spielte sich gerade dort unten ab.
    Die Römer waren jedoch besser gegen die Stiche ihrer Feinde gerüstet und wurden nicht völlig überrannt. Viele starben auf der Stelle, aber anderen gelang es, sich freizukämpfen. Sie rannten in Panik davon. Der Befehlshaber der Legion hatte mit seinen Offizieren Aufstellung auf einer kleinen Anhöhe genommen. Ihre roten Umhänge gerieten in Bewegung, als die erste Welle der Fliehenden sie erreichte. Würde Donatus die Soldaten zur Umkehr bewegen können?
    Gawen sollte nie erfahren, ob der Befehlshaber das überhaupt versucht hatte. Er sah nur, wie sich der ganze Stab inmitten der Fliehenden zurückzog. Die blutigen Schwerter der Kelten blitzten in den letzten Sonnenstrahlen, als sie die Römer einholten. Der Adler der Legion schwankte ein Weile über dem Getümmel, aber dann sank er zu

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